Piräeus
(Peiraieus), bergige
Halbinsel, 8 km südöstlich von
Athen,
[* 3] mit dem zu 86,5 m
Höhe ansteigenden
Berg
Munychia,
welcher in makedonischer Zeit eine
Burg trug, und drei tief eingeschnittenen runden Hafenbecken (Peiraieus,
Zea und
Munychia), welche
Themistokles seit 493
v. Chr. zum
Hafen
Athens bestimmte und zunächst mit
Mauern umgeben ließ. Über
den
Bau der langen
Mauern zwischen Piräeus
und
Athen, deren mittelste erst
Perikles hinzufügte, s.
Athen, S. 999. In Perikleischer
Zeit wurde auch von
Hippodamos aus Milet die Stadt Piräeus
mit rechtwinkelig sich schneidenden
Straßen angelegt,
die Häfen ausgebaut und mit
Säulenhallen und Schiffshäusern versehen.
Nach Beendigung des Peloponnesischen
Kriegs zerstört, ward Piräeus
zum Hauptsitz der
Demokratie und blühte bald durch die Bemühungen
eines
Konon, Lykurg,
Demosthenes u. a. von neuem auf, namentlich als Handelshafen. Verschiedene
fremde
Gottesdienst fanden hier Eingang; in den
Jahren 347-323 wurde das vielbewunderte
Arsenal des
Philon errichtet, das erst
Sulla 86
v. Chr. mit den übrigen Hafenanlagen niederbrannte. Die Heiligtümer blieben zwar erhalten, aber die Stadt war und
blieb verödet, wenn auch nicht ganz entvölkert, wie Reste aus byzantinischer Zeit beweisen. Im
Mittelalter
hatten hier die
Venezianer sich verschanzt, während des griechischen
Befreiungskriegs die
Türken, und als diese 1827 kapitulierten,
war nichts als Schutt und
Ruinen übriggeblieben und selbst der
Name Piräeus
verschollen.
Nur zehn Jahre später war bereits unter dem alten
Namen eine freundliche Stadt mit geraden
Straßen, schönen
Wohnhäusern und massiven Warenmagazinen nach den
Plänen von
Kleanthes, Schaubert und
Klenze entstanden; 1871 zählte Piräeus
bereits
über 11,000 Einw. und
1879 deren 21,055. Piräeus
gehört zum
Nomos
Attika-Böotien, hat ein
Gymnasium,
Marineschule,
Kriegsschule,
Börse, Arsenaldepots,
Hospitäler,
Wasserleitung,
[* 4]
Fabriken (Gasfabrik, Dampfmühlen, 6 Baumwollspinnereien, 2 Maschinenfabriken,
Holzschneiderei, Bierbrauerei
[* 5] etc.) und ist Hauptexportplatz für
Öl und
Oliven.
Die antiken Reste (2
Theater,
[* 6] Ringmauern, Schiffshäuser, einige
Tempel
[* 7] etc.) sind unbedeutend. Über
Athen steht Piräeus
mit
Paträ
in Eisenbahnverbindung (vgl.
Karte »Umgebung von
Athen«) und ist seit 1880 Hauptstation des Österreichischen
Lloyd (außerdem
von drei griechischen und zahlreichen andern Dampfschiffahrtsgesellschaften) und durch denselben
in direkter
Verbindung mit
Konstantinopel,
[* 8]
Smyrna,
Alexandria,
Korfu
[* 9] und
Triest.
[* 10] Die Ausfuhr aus Piräeus
belief sich 1883 auf 2,422,191
Frank, die
Einfuhr auf 48,448,331
Fr.; es liefen 1886: 2426
Dampfer und 7114 Segelschiffe ein, zusammen mit 2,370,231
Ton. Die Anzahl der
deutschen
Schiffe
[* 11] ist sehr gering (1887 nur 3). Trotzdem exportiert das
Deutsche Reich
[* 12] (über
Triest) viel
nach dem Piräeus
, namentlich in den letzten
Jahren
Schienen,
Lokomotiven,
Eisenbahnwagen, Kriegsmaterial etc. Piräeus
ist Sitz eines deutschen
Konsuls.