Pippi
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Giulio, ital. Maler, s. Giulio Romano.
Pippi
7 Wörter, 46 Zeichen
Pippi,
Giulio, ital. Maler, s. Giulio Romano.
Romano (spr. dschu-), eigentlich Giulio Pippi, ital. Maler und Architekt, geb. 1492 zu Rom, [* 3] der hervorragendste von Raffaels Schülern, dem jedoch die Grazie und Keuschheit seines Lehrers fehlte. Er war derber angelegt und fühlte sich deshalb später mehr zu Michelangelo hingezogen. Seine Zeichnung ist durchaus korrekt, die Komposition jedoch häufig übertrieben und ohne Haltung. Für religiöse Gegenstände mangelte es ihm an Begeisterung; viel besser gelangen ihm Gegenstände aus der Antike.
Sein Kolorit ist nicht ohne eine gewisse Härte in dem rötlichen Fleischton und in den Schatten. [* 4] Giulios erste Thätigkeit in Rom fällt mit der Raffaels zusammen. So malte er in der Stanza dell' Incendio, in der Farnesina und der Sala di Costantino nach Raffaels Karton die Schlacht des Konstantin bei der Milvischen Brücke. Auch führte er die Oberaufsicht bei der Ausführung der biblischen Szenen in den vatikanischen Loggien, wozu Raffael die Zeichnungen gefertigt hatte.
Von Giulio Romano selbst ist die Erschaffung der Welt, die Geschichte des ersten Menschen, die Geschichte Noahs und Josephs gemalt. Auch führte er mehrere der bei Raffael bestellten Tafelbilder, namentlich für das Ausland, nach des Meisters Entwürfen aus und vollendete dessen Verklärung Christi. Ölbilder aus dieser Periode sind von ihm die Madonna col divino amore und die Madonna della gatta (mit der Katze), [* 5] beide im Museum zu Neapel. [* 6] Nach Raffaels Tod lebte Giulio Romano noch einige Jahre zu Rom, in der Malerei und in der Baukunst [* 7] beschäftigt. In diese Zeit gehören einige Freskomalereien mythologischen und historischen Inhalts, mit welchen er die von ihm erbaute Villa Lante und die Villa Madama ausschmückte.
Bedeutender ist ein Altargemälde, welches Giulio Romano für San Stefano in Genua [* 8] ausführte, das Märtyrertum des heil. Stephan. In die erste Zeit von Giulio Romanos Selbständigkeit gehört wohl auch eine heilige Familie in der Dresdener Galerie mit dem Kind in der Badeschüssel, eine seiner liebenswürdigsten Schöpfungen. Aus früherer Zeit scheinen folgende Bilder Giulio Romanos herzurühren: in San Prassede zu Rom die Geißelung;
in der Sakristei der St. Peterskirche zu Rom eine Madonna mit dem Kind;
in der Kirche dell' Anima daselbst das große Altarbild und in Trinità de' Monti Christus als Gärtner;
im Belvedere zu Wien [* 9] eine heilige Familie mit fünf lebensgroßen Figuren und das lebensgroße Kniestück einer Madonna mit dem Buch in der Hand; [* 10]
in der Galerie zu Dresden [* 11] Pan [* 12] mit der Rohrpfeife, als junger Hirt neben dem Satyr [* 13] sitzend;
im Louvre zu Paris: [* 14] die Anbetung der Hirten;
Maria mit dem Kind und dem kleinen Johannes;
der Triumph des Titus und Vespasian über Judäa;
Vulkan, die Pfeile des Amor schmiedend (Karton);
Giulio Romanos Selbstbildnis;
in der Nationalgalerie zu London [* 15] eine kleine Charitas;
in der Bridgewatergalerie die erwachte Juno, wie sie den saugenden Herkules von ihrer Brust reißt;
in Hamptoncourt drei Kompositionen: der kleine Jupiter, an der Ziege Amalthea saugend;
Jupiter und Juno im Begriff, den Götterthron einzunehmen, und die Geburt Dianas und Apollos.
In den nächsten Jahren nach Raffaels Tod galt Giulio Romano als der vorzüglichste italienische Künstler. Der Herzog Federigo Gonzaga von Mantua [* 16] berief ihn 1524 zu sich und ernannte ihn zum Direktor der Wasserbauten und zum Oberintendanten der Gebäude. In Mantua war Giulio Romano 22 Jahre lang thätig. Er erbaute ganze Quartiere und Straßen und gab der Stadt ein völlig neues Ansehen. Das herzogliche Schloß hat er fast ganz umgebaut und mit Fresken dekoriert. In einem Saal malte er die ganze Geschichte des Trojanischen Kriegs in Fresko und in einem Vorzimmer zwölf historische Bilder in Öl. Zu Marmiriulo bei Mantua baute er auf Befehl des Herzogs einen neuen Palast und zierte ihn mit Gemälden. Sein Hauptwerk ist der Palazzo del Te, in dessen Innerm er in mythologischen und historischen Kompositionen den ganzen Reichtum seiner Kunst aufbot. Bekannt sind besonders zwei Zimmer dieses Palastes, das eine mit dem Sturz der Giganten, das andre ¶
mit den Liebesgeschichten der Götter, in welchen Darstellungen Giulio Romano seiner kühnen Phantasie den freiesten Spielraum gelassen und die barocksten Ausschweifungen und Geschmacklosigkeiten begangen hat. Diese Kompositionen übten auf spätere Künstler einen großen, aber verderblichen Einfluß aus. hat auch mehrere Kirchen teils hergestellt, teils verschönert. Hierher gehört die große Benediktinerkirche am Po, welche er auf den alten Mauern wieder erstehen und nach seinen Kartons mit Gemälden ausschmücken ließ, sowie die Restauration des Doms in Mantua.
Für den Herzog von Ferrara [* 18] entwarf er Zeichnungen zu Tapeten. Im Hause seines Freundes, des Domorganisten Girolamo, malte er über dem Kamin den Vulkan in Fresko, wie er in der einen Hand den Blasebalg, in der andern eine Zange [* 19] mit dem Eisen [* 20] zu einem der Pfeile des Amor hält, deren Venus einige in dessen Köcher steckt (zerstört, Karton in Paris). Nach seiner Zeichnung und unter seiner Beihilfe entstand auch das Grabmal des B. Castiglione und seiner Gemahlin in Santa Maria delle Grazie zu Mailand. [* 21] Im Begriff, einem Ruf nach Rom als Architekt der Peterskirche zu folgen, starb Giulio Romano in Mantua. Er wurde in der Kirche des heil. Barnabas begraben; auf seinem Grabstein liest man:
Romanus moriens secum tres Julius artes
Abstulit (haud mirum!). Quatuor unus erat.
Von seinen Schülern sind besonders Primaticcio, Rinaldo Mantovano, Raffaello dal Colle und Giulio Clovio zu nennen. Giulio Romano verband den Idealismus Raffaels mit realistischen Tendenzen, bereitete aber auch den Manierismus vor, welcher bald nach seinem Tode die italienische Malerei zum Verfall brachte.
Vgl. C. d'Arco, Istoria della vita e delle opere di Giulio Pippi Romano (Mantua 1842).