Pinturicchio
(spr. -rickjo, eigentlich Bernardino di Betto Bagio), ital. Maler, geboren gegen 1454 zu Perugia, lernte daselbst bei Fiorenzo di Lorenzo, ging 1483 mit Perugino nach Rom und [* 3] half diesem an den Wandmalereien der Sixtinischen Kapelle. Ferner malte er daselbst in Santa Maria del Popolo, in der Kirche Araceli (aus dem Leben des heil. Bernhardin) u. a. O., namentlich aber im Vatikan [* 4] sechs Säle, wovon fünf noch im ursprünglichen Zustand sind. Letztere umfangreichen Fresken, an denen auch Gehilfen thätig waren, vollendete er zwischen 1496 und 1498. Später hielt er sich wieder in Umbrien auf, wo er in Perugia, Orvieto, Spoleto und Spello malte. Im J. 1502 ging er auf Einladung des Kardinals Francesco Piccolomini nach Siena, wo er zehn Wandbilder in der Dombibliothek ausführte, die sich auf Gegenstände aus der Geschichte Pius' II. beziehen, und die Decke [* 5] des Raums mit Arabesken und mythologischen Darstellungen schmückte.
Diese Gemälde, die vortrefflich erhalten sind, bilden sein Hauptwerk. Ende 1507 oder Anfang 1508 verließ
er
Siena, kam aber 1509 dorthin zurück und starb daselbst. Der
Schwerpunkt
[* 6] seiner Thätigkeit liegt in der
Freskomalerei,
insbesondere nach der dekorativen Seite und der Ornamentik, welche er reizvoll auszubilden wußte. Staffeleibilder von ihm
sind selten; sie finden sich, durchweg in
Tempera ausgeführt, in
Siena,
Florenz,
[* 7]
Rom
(Krönung Mariä im
Vatikan),
Neapel,
[* 8]
Perugia,
Berlin,
[* 9]
Mailand,
[* 10]
London
[* 11] etc. Pinturicchios
Stil ist wesentlich von
Perugino bedingt, ohne jedoch eine
gleiche Innerlichkeit zu erreichen.
Sein
Leben beschrieb Vermiglioli
(Perugia 1837),
Vgl.
Schmarsow,
Raffael und Pinturicchio
in
Siena (Stuttg.
1880);