Pindar
(Pindaros), griech. Lyriker, war 522 v. Chr. in Kynoskephalä, einem Vorort von Theben, geboren. Sein Oheim, der thebanische Flötenspieler Skopelinus, soll ihn in seiner Kunst unterrichtet haben, und sodann zu Athen namentlich auch der berühmte Dithyrambendichter Lasus sein Lehrer in Poesie und Musik gewesen sein. Auch die böot. Dichterin Korinna soll ihm bei seinen ersten dichterischen Versuchen als Ratgeberin zur Seite gestanden haben. Später hielt sich Pindar einige Zeit am Hofe des Königs Hiero I. von Syrakus auf, besuchte öfter die Heiligtümer zu Olympia und Delphi, verweilte in Athen und anderwärts und starb in Argos, wahrscheinlich 448. P.s Gedichte, aus fast allen Gattungen der griech. Lyrik (Hymnen und Prozessionsgesänge verschiedener Art, Dithyramben, Siegeslieder, Preislieder für Lebende und Klagelieder um Verstorbene, Trinklieder u. s. w.), waren von den alten Grammatikern in 17 Bücher geteilt, von denen, außer einzelnen Fragmenten, nur die 4 Bücher der Epinikien erhalten sind, d. h. Lieder zur Verherrlichung der Sieger in den großen Nationalspielen, geordnet nach den Orten, wo die Siege gewonnen wurden (Olympia, Delphi oder Pytho, Nemea und der korinth. Isthmus). Pindar erscheint als ein Dichter von hohem Ernst und kraftvoller Würde, aber, namentlich in der Schroffheit der Übergänge, von einer bisweilen über das Maß hinausgehenden Kühnheit in Komposition und Ausdruck, sowie von vollendeter Kunst der rhythmischen und metrischen Form. Unter den Ansgaben sind als die bedeutendsten die von Böckh (2 Bde. in 4 Abteil., Lpz. 1811-22), Dissen (2., aber unvollendete Aufl. von Schneidewin, Gotha 1843-47), Tycho Mommsen (2 Bde., Berl. 1864) und Bergk in den «Poetae lyrici graeci» (4. Aufl., Bd. 1, Lpz. 1878) hervorzuheben. P.s sicilische Oden nebst den epizepbyrischen gab Ed. Boehmer heraus (Bonn 1891, mit Prosaübersetzung). Ein Lexikon Pindaricum veröffentlichte Rumpel (Lpz. 1883). Von deutschen Übersetzungen sind zu nennen die (freilich ohne den beigefügten griech. Text kaum verständliche) von F. Thiersch (2 Bde., Lpz. 1820), die von Tycho Mommsen (ebd. 1846; 2-. Aufl. 1853), von Donner (ebd. 1860) und M. Schmidt (Jena 1869); vgl. anch Metzger, P.s Siegeslieder erklärt (Lpz. 1880).