Piccini
(spr. pitschini), Niccolò, Komponist, geb. 1728 zu Bari in Unteritalien, besuchte das Konservatorium Sant' Onofrio zu Neapel [* 3] und komponierte schon als Schüler Psalmen, Motetten und eine Messe, widmete sich aber von 1754 an, wo er mit der Oper »Le [* 4] donne dispettose« zu Neapel glücklich debütierte, ganz der dramatischen Komposition und wurde durch seine weitern Opern: »Zenobia« (1756),
»Alessandro nell' Indie« (1758),
»Cecchina« (1760) und »Olimpiade« (1761),
bald der gefeiertste
Komponist
Italiens.
[* 5] Nachdem er binnen 15
Jahren 130
Opern vollendet, folgte er einem
Ruf nach
Paris,
[* 6] wo er von den Gegnern der Gluckschen
Oper diesem gegenübergestellt wurde und mit seinem
»Roland« (1778)
solchen Beifall fand, daß seine
Partei, welche sich die Piccinisten
nannte, mehrere Jahre hindurch der der Gluckisten gewachsen
schien, bis der
Sieg, den
Glucks »Iphigenia in
Tauris« (1779) über die gleichnamige
Oper Piccinis
(1781) errang, den
Kampf zu gunsten des deutschen
Meisters entschied.
Nachdem dieser nach
Wien
[* 7] zurückgekehrt war, setzte Piccini
seine Wirksamkeit in
Paris fort, schrieb hier unter mehreren andern
Opern sein Hauptwerk:
»Didon« (1783), und wurde im folgenden Jahr auch als Gesanglehrer an der königlichen Musikschule angestellt,
verließ jedoch beim
Ausbruch der
Revolution
Frankreich und begab sich nach
Neapel zurück. Hier fand er
anfangs den frühern Beifall; bald aber kam er in den
Ruf revolutionärer
Gesinnung und sah sich von Verfolgungen jeglicher
Art betroffen, wurde sogar vier Jahre lang polizeiliche
Aufsicht unterstellt, komponierte jedoch auch während dieser Zeit
vieles, namentlich
Psalmen für
Kirchen und Klöster, die ihm 1794 den
Titel eines
Kapellmeisters an der
spanischen
Kirche zu
Rom
[* 8] erwarben. 1798 gelang es ihm, mit
Hilfe des französischen
Gesandten in
Neapel nach
Paris zu entkommen,
wo er von
Bonaparte eine Inspektorstelle am
Konservatorium zugesichert erhielt; allein noch ehe er dieselbe antreten konnte,
starb er in
Passy bei
Paris.
Die italienische
Oper hat zu keiner Zeit einen würdigern Vertreter gehabt als Piccini
, und wenn auch die
Anmut und der Melodienreichtum
der neapolitanischen
Schule das Hauptmerkmal seiner
Musik sind, so erhebt sich dieselbe doch erforderlichen Falls zu einer
Höhe des dramatischen
Ausdrucks, die es begreiflich macht, daß sich seine
Opern neben und nach denen
Glucks
in der
Gunst des kunstgebildeten
Publikums von
Europa
[* 9] erhalten konnten.
Vgl.
Desnoiresterres,
Gluck et Piccini
(2. Aufl., Par. 1875).
-
Sein Sohn
Louis Piccini
, ebenfalls
Komponist, geb. 1762 zu
Neapel, trat 1784 in
Paris mit der
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Oper »Les amours de Chérubin« an die Öffentlichkeit, ging 1796, nachdem er noch mehrere dramatische Werke für Paris und Italien [* 11] geschrieben, als Hofkapellmeister nach Stockholm, [* 12] kehrte aber 1801 nach Paris zurück, wo er wiederum eine Anzahl von Opern zur Aufführung brachte, ohne jedoch nennenswerte Erfolge zu erringen. Er starb in Passy.