Titel
Physiologische
Zeit
oder Reaktionszeit
, die Zeit
, die man gebraucht, um auf einen Sinnesreiz
mit einer
Bewegung zu antworten. Ist der Reiz ein einfacher und bekannter und die auszuführende
Bewegung
eine verabredete,
so spricht man von einfacher Reaktionszeit.
Um sie zu messen, werden auf die berußte Papierfläche einer schnell bewegten
Trommel durch elektrische Übertragung geschrieben 1) Stimmgabelschwingungen, 2) der
Moment des Reizes
und 3) die
Bewegung des Reagierenden.
Die Reaktionszeit
ist nach Art und
Stärke
[* 2] des einwirkenden Reizes, nach der Individualität der Versuchsperson sowie nach
dem
Grad der
Aufmerksamkeit und erlangten
Übung verschieden. Aber selbst bei völliger
Gleichheit der genannten
Bedingungen fallen
die Reaktionszeiten
noch wesentlich verschieden aus, je nachdem die
Aufmerksamkeit des Reagierenden auf
den erwarteten Sinnesreiz (sensorielle Reaktion) oder auf die auszuführende
Bewegung (muskuläre Reaktion) gerichtet ist.
Letztere ist immer erheblich kürzer. So betrug z. B. für einen bestimmten Reagierenden
die sensorielle Reaktionszeit
auf einfache Schallreize 216 Tausendstel einer Sekunde (σ), die muskuläre Reaktionszeit dagegen 127 σ,
auf elektrische
Hautreize 213 und 105 σ, auf Lichtreiz 290 und 172 σ u. s. f. Um
die Erforschung der physiol. Zeit
, die in engster
Beziehung zur Frage von der persönlichen
Gleichung (s. d.) steht, haben
sich namentlich
Donders, Exner, von Wittich, Wundt und L. Lange verdient gemacht.