Photogramm
etrie
[* 2] (grch.), Meßbildverfahren, das Verfahren, die wahren Abmessungen beliebiger Gegenstände aus ihren photogr. Bildern abzuleiten und hiernach diese Gegenstände selbst in geometr. Aufriß oder Grundriß zu konstruieren. Durch dieses Verfahren werden die sonst nur durch umfangreiche und oft schwierig auszuführende Messungen zu erlangenden Konstruktionselemente für eine Zeichnung unmittelbar aus dem perspektivischen Bild (Meßbild) gewonnen.
Die photogr.
Camera
[* 3] muß ebenso wie andere Winkelmeßinstrumente eingerichtet, insbesondere die Horizontalstellung ihrer optischen
Achse sowie die Horizontaldrehung des ganzen
Apparates um seine senkrechte
Achse möglich sein. Ebenso ist
es notwendig, ein
Fadenkreuz am
Brennpunkte des Objektivs anzubringen und durch Anwendung einer konstanten
Brennweite die Bildebene
in einer ganz bestimmten, gleichbleibenden Entfernung vom optischen Mittelpunkt zu halten. Die verschiedenen
Cameras tragen
meist den
Namen Photogrammeter
oder
Phototheodolit. Der
¶
mehr
von Hartl konstruierte Phototheodolit ist auf Tafel: Photographie II,
[* 4]
Fig. 10 abgebildet. An dem photogramm
etrisch aufzunehmenden
Gegenstand müssen eine genügende Anzahl von Punkten durch anderweitige direkte Messung ihrer Lage nach genau bestimmt und
auch äußerlich leicht sichtbar gemacht werden, damit sie im photogr. Bild leicht wieder aufgefunden werden können, um
für die graphische Konstruktion den erforderlichen festen Anhalt
[* 5] zu bieten. An Ort und Stelle ist dann nur mit der horizontal
gestellten Kammer der betreffende Gegenstand von zwei Standpunkten aus abzubilden, deren Entfernung bekannt ist.
Die Konstruktion des geometr. Bildes kann dann zu jeder beliebigen Zeit, an jedem Ort und von jeder Person
ausgeführt werden. Das ganze Verfahren eignet sich wohl am meisten zur Darstellung von Gegenständen der Architektur u. dgl.
und liefert hier durchaus befriedigende Resultate. Auch für Terrainaufnahmen ist dasselbe bereits mehrfach versucht worden.
Die angestellten Versuche haben eine wirkliche Brauchbarkeit der Photogramm
etrie nur für die Aufnahme des waldfreien
Hochgebirges ergeben, und hier, wo die Arbeit mit andern Meßinstrumenten sehr schwierig ist, kann dieselbe auch mit großem
Vorteil angewendet werden. In größerm Umfange ist die Photogramm
etrie in Italien
[* 6] durch das militärgeogr. Institut bei Aufnahme der Hochalpen
unter der Bezeichnung Phototopographie angewendet und seit 1885 offiziell angenommen worden. -
Vgl. Stein, Das Licht [* 7] im Dienste [* 8] wissenschaftlicher Forschung, Bd. 2, Heft 5 (2. Aufl., Halle [* 9] 1887);
Koppe, Die Photogramm
etrie oder Bildmeßkunst (Weim. 1889): Poganini, La Fototopografia in Italia (Rom
[* 10] 1889);
Steiner,
Die Photographie im Dienste des Ingenieurs, ein Lehrbuch der Photogramm
etrie (Wien
[* 11] 1891);
Schiffner, Die photogr.
Meßkunst (Halle 1892);
Wang, Die Photogrammetrie
oder Bildmeßkunst im Dienste des Forsttechnikers (Laibach
[* 12] 1893).