Photius
,
Patriarch von Konstantinopel, [* 2] einer der gelehrtesten griech. Kirchenlehrer, geb. um 820 n. Chr., war zuerst Oberster der kaiserl. Leibwache und Sekretär [* 3] des Kaisers, wurde 857, nachdem er in sechs Tagen alle priesterlichen Würden durchlaufen hatte, Nachfolger des abgesetzten Patriarchen Ignatius (s. d.) von Konstantinopel. In seinem Streit mit dem röm. Bischof Nikolaus I. über den Supremat hielt er 867 mit den Patriarchen des Orients ein Konzil zu Konstantinopel ab, das wesentlich die Trennung der abendländ. und morgenländ.
Kirche befördert hat. (S.
Griechische Kirche, Bd. 8, S.347.) Infolge der Thronwechsel
in
Konstantinopel wurde Photius
867 abgesetzt, 878 neu eingesetzt, 886 von
Kaiser
Leo dem
Philosophen in ein armenisches
Kloster verwiesen, wo er um 891 starb. In seinem «Myriobiblion», auch
«Bibliotheca» betitelt (hg. von
Bekker, 2 Bde., Berl. 1824),
sind Urteile und Auszüge von 280 heidn. und christl., meist verloren gegangenen Schriften mitgeteilt; sein «Nomocanon» ist die Grundlage des griech. Kirchenrechts; seine «Amphilochien» geben Erörterungen über 300 von Bischof Amphilochius an ihn gestellte theol. Fragen. Außerdem schrieb er ein «Lexikon» (hg. von Naber, 2 Bde., Leid. 1864-65),
Streitschriften gegen die Sekte der ¶
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Paulicianer, Bibelkommentare, Reden und zahlreiche Briefe. Gesamtausgabe in Mignes «Patrologia graeca», Bd. 101-104 (Par. 1800). -
Vgl. Hergenröther, Photius
(3 Bde., Regensb.
1867-73).