Phidĭas,
s. Pheidias.
431 Wörter, 2'918 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. Pheidias.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(grch. Pheidias), griech. Bildhauer, geb. um 500 v. Chr. in Athen, hatte als Lehrer Hegias und Ageladas von Argos. Sein erstes Auftreten, welches in die Verwaltung Kimons (471) fällt, wird bezeichnet durch eine zur Verherrlichung der Schlacht von Marathon in Delphi geweihte Erzgruppe, deren Mitte Miltiades bildete; auch die auf der Akropolis zu Athen aufgestellte kolossale Erzstatue der sog. Athena Promachos sowie eine andere Athenastatue in Platää gehören dieser frühern Periode an. Die höchste Blütezeit des Künstlers aber ist das Zeitalter des Perikles. Als künstlerischer Beirat dieses Staatsmannes führte er die Aufsicht über die großen Bauten auf der Akropolis; der Parthenon (s. d.) entstand unter seiner Leitung. Gleichzeitig schuf er das gewaltige Tempelbild der Athena Parthenos aus Gold und Elfenbein (438), und auch manches andere noch von den Werken, die mit seinem Namen verknüpft sind, wie die Lemnische Athena, wird dieser Zeit entstammen. Nicht lange nach der Vollendung der großen Athenastatue (438 v. Chr.) wurde Phidias von der seinem Gönner Perikles feindlichen Partei angeklagt, Unterschleif an dem kostbaren Material derselben begangen zu haben; überdies soll ihm Gottlosigkeit vorgeworfen worden sein, weil er Perikles und sich selbst unter den mit den Amazonen kämpfenden Griechen auf dem Schild der Athena Parthenos dargestellt hatte. Er ging nach Elis und arbeitete dort sein zweites Hauptwerk, das Kultusbild des Zeus aus Gold und Elfenbein für den Tempel in Olympia. Hier ist er dann gestorben. Von Phidias' Werken ist nichts erhalten als einige verkleinerte Marmornachbildungen einer Athena Parthenos und auf Münzen von Elis kleine Abbilder seines Zeus, der ganzen Gestalt und des Kopfes, die freilich keine genügende Anschauung von dem gewaltigen Werk zu geben vermögen. Soviel ist aber zu erkennen, daß die Athena Parthenos und der Zeus zu Olympia von strengerer Formgebung waren als die Skulpturen am Parthenon, und daß man mit Unrecht früher in dem Jupiterkopf von Otricoli (s. die Tafel: Jupiter Otricoli. - Juno Ludovisi, Bd. 9, S. 1008) eine Nachbildung des Kopfes des olympischen Zeus erblickte. Neuerdings hat Puchstein (im «Jahrbuch des Archäologischen Instituts», 1890) die Hypothese aufgestellt, daß die Skulpturen am Parthenon nicht von Phidias oder dessen Schule, sondern vermutlich von Kallimachos herrühren. (S. auch Griechische Kunst, Bd. 8, S. 353 b fg.)
Vgl. O. Müller, Commentationes de Phidiae vita et operibus (Gött. 1827); Preller in Ersch und Grubers «Encyklopädie» (3. Sekt., Bd. 22, Lpz. 1846); Brunn, Geschichte der griech. Künstler, Bd. 1 (Braunschw. 1852); Petersen, Die Kunst des Phidias am Parthenon und zu Olympia (Berl. 1873); Schoell in den «Sitzungsberichten der philos. Klasse der bayr. Akademie der Wissenschaften», Heft 1 (1888); Schreiber, Die Athena Parthenos des Phidias und ihre Nachbildungen (Lpz. 1383).