Phidias
(grch. Pheidias), griech. Bildhauer, geb. um 500 v. Chr. in Athen, [* 2] hatte als Lehrer Hegias und Ageladas von Argos. Sein erstes Auftreten, welches in die Verwaltung Kimons (471) fällt, wird bezeichnet durch eine zur Verherrlichung der Schlacht von Marathon in Delphi geweihte Erzgruppe, deren Mitte Miltiades bildete; auch die auf der Akropolis [* 3] zu Athen aufgestellte kolossale Erzstatue der sog. Athena Promachos sowie eine andere Athenastatue in Platää gehören dieser frühern Periode an. Die höchste Blütezeit des Künstlers aber ist das Zeitalter des Perikles.
Als künstlerischer Beirat dieses Staatsmannes führte er die
Aufsicht über die großen Bauten auf der
Akropolis; der
Parthenon
(s. d.) entstand unter seiner Leitung.
Gleichzeitig schuf er das gewaltige Tempelbild der
Athena Parthenos
aus
Gold
[* 4] und Elfenbein (438), und auch manches andere noch von den Werken, die mit seinem
Namen verknüpft sind, wie die Lemnische
Athena, wird dieser Zeit entstammen. Nicht lange nach der Vollendung der großen Athenastatue (438
v. Chr.) wurde Phidias
von der
seinem
Gönner
Perikles feindlichen Partei angeklagt, Unterschleif an dem kostbaren Material derselben
begangen zu haben; überdies soll ihm Gottlosigkeit vorgeworfen worden sein,
weil er
Perikles und sich selbst unter den mit
den
Amazonen kämpfenden Griechen auf dem Schild
[* 5] der
Athena Parthenos dargestellt hatte. Er ging nach Elis und arbeitete dort
sein zweites Hauptwerk, das Kultusbild des Zeus
[* 6] aus
Gold und Elfenbein für den
Tempel
[* 7] in Olympia.
Hier ist er dann gestorben. Von Phidias'
Werken ist nichts erhalten als einige verkleinerte Marmornachbildungen einer
Athena Parthenos und auf Münzen
[* 8] von Elis kleine Abbilder seines Zeus, der ganzen Gestalt und des
Kopfes, die freilich keine
genügende
Anschauung von dem gewaltigen Werk zu geben vermögen. Soviel ist aber zu erkennen, daß die
Athena Parthenos und der Zeus zu Olympia von strengerer Formgebung waren als die
Skulpturen am
Parthenon, und daß man mit Unrecht
früher in dem Jupiterkopf von Otricoli (s. die
Tafel:
Jupiter Otricoli. - Juno Ludovisi, Bd. 9, S. 1008)
eine Nachbildung des
Kopfes des olympischen Zeus erblickte. Neuerdings hat Puchstein (im «Jahrbuch
des Archäologischen
Instituts», 1890) die Hypothese aufgestellt, daß die
Skulpturen am
Parthenon nicht von Phidias
oder dessen
Schule, sondern vermutlich von Kallimachos herrühren. (S. auch
Griechische Kunst, Bd. 8, S. 353 b fg.)
Vgl. O. Müller, Commentationes de Phidiae vita et operibus (Gött. 1827);
Preller in Ersch und Grubers «Encyklopädie» (3. Sekt., Bd. 22, Lpz. 1846);
Brunn, Geschichte der griech. Künstler, Bd. 1 (Braunschw. 1852);
Petersen, Die Kunst des Phidias
am
Parthenon und zu Olympia (Berl. 1873);
Schoell in den «Sitzungsberichten der philos. Klasse der bayr. Akademie der Wissenschaften», Heft 1 (1888);
Schreiber, Die
Athena Parthenos des Phidias
und ihre Nachbildungen
(Lpz. 1383).
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