Pforzheim
,
[* 2] Stadt im bad.
Kreis
[* 3]
Karlsruhe,
[* 4] am nördlichen Eingang des
Schwarzwaldes und an der Mündung der
Nagold in die
Enz,
Knotenpunkt der
Linien
Durlach-Mühlacker der
Badischen sowie
Pforzheim-Wildbad und
Pforzheim-Horb der Württembergischen Staatsbahn, 275 m ü. M.,
hat einen großen Marktplatz mit dem Kriegerdenkmal, eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein altes
Schloß
(vormals
Residenz der
Markgrafen von
Baden-Durlach, jetzt Obereinnehmerei,
Steuer- und
Zollamt) mit einer gotischen
Kirche (darin
die 1860 geschlossene Gruft der badischen Regentenfamilie) und (1885) 27,201 Einw.,
darunter 21,596
Evangelische, 5009 Katholiken und 395
Juden. Pforzheim
ist die wichtigste Fabrikstadt
Badens, hat ausgedehnte Bijouteriewarenfabrikation
(ca. 8000
Arbeiter in der Stadt und Umgegend) mit Vertrieb über
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die ganze Erde, große Eisengießereien, Maschinenfabriken und Brückenbau, einen Kupferhammer, Gerberei, Werkzeugfabriken,
Fabrikation von Chemikalien, Papier, Bierbrauerei
[* 6] etc. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle,
ist außer in Bijouteriewaren noch bedeutend in Vieh, Landesprodukten und Holz.
[* 7] Pforzheim
hat ein Gymnasium, eine Real-, eine Kunstgewerbe-,
eine Frauenarbeits- und eine Haushaltungsschule, ein Kranken- und ein Waisenhaus, eine Irrenheil- und
-Pfleganstalt, ein Museum etc. Die städtischen Behörden zählen 20 Magistratsmitglieder u. 96 Stadtverordnete; sonst ist
Pforzheim
Sitz eines Bezirksamtes, eines Amtsgerichts, zweier Bezirksforsteien und einer Probieranstalt für Edelmetalle. - Pforzheim
ist
der Geburtsort Johann Reuchlins.
Die Stadt ist alt und war ursprünglich eine römische Niederlassung. Im 13. Jahrh.
kam sie zu Baden
[* 8] und war seit 1300 Residenz der Markgrafen, bis sich Karl II. 1565 in Durlach
[* 9] ansiedelte. Die Überlieferung von
dem Heldentod der 400 Pforzheimer
in der Schlacht bei Wimpfen (s. d.) ist neuerdings als unglaubwürdig erwiesen
worden.
Vgl. Coste, Die 400 Pforzheimer
(1879);
Brombacher, Der Tod der 400 Pforzheimer
(Pforzh. 1886).
1624 erfolgte die Einnahme der Stadt durch die Soldaten der Liga und 1689 ihre Verbrennung durch die Franzosen.
Vgl. Pflüger,
Geschichte der Stadt Pforzheim
(Pforzh. 1861);
Rühl, Führer durch die Bijouteriefabriken in Pforzheim
(4. Aufl., das.
1888);
Näher, Die Stadt Pforzheim
(das. 1884).