die ganze Erde, große Eisengießereien, Maschinenfabriken und Brückenbau, einen Kupferhammer, Gerberei, Werkzeugfabriken,
Fabrikation von Chemikalien, Papier, Bierbrauerei
[* 6] etc. Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle,
ist außer in Bijouteriewaren noch bedeutend in Vieh, Landesprodukten und Holz.
[* 7] Pforzheim hat ein Gymnasium, eine Real-, eine Kunstgewerbe-,
eine Frauenarbeits- und eine Haushaltungsschule, ein Kranken- und ein Waisenhaus, eine Irrenheil- und
-Pfleganstalt, ein Museum etc. Die städtischen Behörden zählen 20 Magistratsmitglieder u. 96 Stadtverordnete; sonst ist
Pforzheim Sitz eines Bezirksamtes, eines Amtsgerichts, zweier Bezirksforsteien und einer Probieranstalt für Edelmetalle. - Pforzheim ist
der Geburtsort JohannReuchlins.
Die Stadt ist alt und war ursprünglich eine römische Niederlassung. Im 13. Jahrh.
kam sie zu Baden
[* 8] und war seit 1300 Residenz der Markgrafen, bis sich Karl II. 1565 in Durlach
[* 9] ansiedelte. Die Überlieferung von
dem Heldentod der 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen (s. d.) ist neuerdings als unglaubwürdig erwiesen
worden.
2) Pforzheim, der Sage nach PortaHercyniae, Hauptstadt des AmtsbezirksPforzheim, am nördl. Fuße des Schwarzwaldes,
am Zusammenfluß der Wurm,
[* 11] Nagold und Enz, an den Linien Karlsruhe-Mühlacker der Bad.,
[* 12] Pforzheim-Wildbad (22,7 km, Enzbahn) und Pforzheim-Horb
(69,6 km) der Württemb. Staatsbahnen,
[* 13] Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Karlsruhe), einer Reichsbanknebenstelle
und Handelskammer, hatte 1861: 13854, 1890: 29988 (14567 männl., 15421 weibl.)
E., Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Stadtpostagentur, Telegraph,
[* 14] Fernsprecheinrichtung, Schloßkirche (12., 13. und 16. Jahrh.)
mit Grabdenkmälern der ältern fürstl. Familiengruft und dem 1834 von GroßherzogLeopold errichteten Denkmal der 400 Pforzheimer
(s. unten), Überreste eines alten Schlosses, vormals Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach, stattliches Rathaus, 1892–95
neu gebaut, prächtiges Postgebäude, neue Kunstgewerbeschule und schönes Museum.
Von Unterrichtsanstalten bestehen ein Gymnasium, eine Real-, höhere Mädchen-, Kunstgewerbe-, Gewerbe- und Frauenarbeitsschule,
ferner eine Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke. Hauptindustrie ist die Fabrikation von Goldwaren (s. d.), Silber- und
Bijouteriewaren, die (1891) in 460 Fabriken 10430 Arbeiter beschäftigte und 6000 kg Gold,
[* 15] 21600 kg Silber
im Werte von 20 Mill. M. verarbeitete. Außerdem bestehen zwei chemische, drei Maschinenfabriken, Eisenhämmer, Gerbereien
und Steinschleifereien, in der Nähe ein Kupferhammer, zwei Papierfabriken, eine große Leinwandbleiche, Öl- und Schneidemühlen.
Wichtig ist der Holzhandel, der mittels Enz und Neckar bis nach Holland geht, sowie der Öl-, Frucht-, Wein-
und Viehhandel. Pforzheim ist der Geburtsort Reuchlins. Pforzheim war 1535–65 Residenz der Markgrafen von
Baden-Durlach. Berühmt ist die That der 400 Pforzheimer, die nach dem SiegeTillys bei Wimpfen die Flucht des Markgrafen
GeorgFriedrich dadurch ermöglicht haben sollen, daß sie sich, um den Feind aufzuhalten, in einem Engpasse
dem Tode weihten. Indessen ist diese That historisch nicht mit Bestimmtheit festgestellt. –
Vgl. Pflüger, Geschichte der
Stadt Pforzheim (Pforzh. 1861);
Gmelin, Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei Wimpfen (Karlsr. 1880);
Näher, Die Stadt Pforzheim und
ihre Umgebung (Pforzh. 1884);
Brombacher, Der Tod der 400 Pforzheimer (ebd. 1888).