Pfefferminze
(Pfeffermünze; lat. Mentha piperita; frz. menthe poivrée; engl. Pepper-Mint). Unter den mancherlei Arten und Varietäten des zu den Lippenblütlern gehörenden Pflanzengeschlechtes Mentha, die sich alle durch einen Gehalt an ätherischem Öl und demzufolge ein eigentümliches, mehr oder weniger starkes Aroma auszeichnen, steht obenan die Mentha piperita, in welcher der Duft am stärksten und feinsten ausgebildet ist. Sie unterscheidet sich von ihren Verwandten äußerlich gleich durch ihre gestielten, fast glatten Blätter, die nur an den Nerven der Unterseite spärlich behaart und an den der Blattspitze zugekehrten Stellen am Rande scharf gezähnt sind.
Die P. kommt wildwachsend bei uns nicht vor, wohl aber in England und überhaupt in Westeuropa. Bei ihrem nicht seltenen Vorkommen in Gärten gehört sie gleichwohl zu den bekannteren Pflanzen, wird auch in verschiednen Gegenden Deutschlands, z. B. in Thüringen, stark kultiviert. Die kultivierte Form wird als besondere Varietät bezeichnet: Mentha piperita var. β officinalis (Koch). Die in der Blütezeit gesammelten Spitzen der Zweige und die Blätter der untern Teile (ohne die Stengel) kommen getrocknet als herba menthae piperitae in den Droguenhandel.
Geruch und Geschmack sind beim getrockneten
Kraute noch stärker, als beim frischen. Sie ist ein ausdauernder, etwas
feuchten, lehmigen
Boden liebender, mit einer Menge Ausläufer wuchernder kleiner Strauch, der sich am besten durch Wurzelteilung
fortpflanzen läßt. Auf trocknem Sandboden geht die Pflanze im Ölgehalt und Aroma sehr zurück; auch in zusagendem
Boden
läßt man sie gewöhnlich nur drei Jahre im Felde. Der wirksame Bestandteil der Pflanze und die hauptsächliche
Ware ist das ätherische
Öl, das Pfefferminz
öl (oleum menthae piperitae), das in großer Menge zu Pfefferminzplätzchen,
Likören, wie auch in der Medizin als nervenstärkendes, erregendes und schweißtreibendes Mittel verbraucht wird und
einen starken Handelsartikel
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bildet, der nicht allein bei uns im Inlande erzeugt, sondern auch noch von auswärts, von England und Nordamerika, zu einem Betrage von etwa 10000 kg alljährlich eingeführt wird. Alles Öl wird von kultivierten Pflanzen gewonnen, die gewöhnlich gleich im frischen blühenden Zustande mit Wasser destilliert werden. Ohne Zweifel übertrifft die angebaute Pflanze die wildwachsende an Ölgehalt. In Deutschland wird die Pflanze bei Quedlinburg, Gernroda, Ballenstedt, Zerbst, Aken und im Gleisethale stark angebaut (hier 20-25000 kg Kraut jährlich).
Die deutschen Öle sind gewöhnlich etwas gelblich oder grünlich, sonst rein und eine gute Mittelsorte. In England zieht man die Pflanze in gewissen Gegenden, in der Umgebung Londons, in Cambridge und zu Mitcham in Surrey. Die englischen Öle sind überhaupt feiner; das beste und teuerste aber ist das Mitchamöl. Man soll in England nur die abgesonderten Blätter destillieren und bei der Destillation auch zwei Sorten machen, indem man das anfänglich übergehende als das bessere gesondert läßt.
Die Amerikaner treiben in zunehmendem Umfange den Anbau der Pflanze und die Ölbereitung; die meisten Kulturfelder befinden sich in Michigan und in der Grafschaft Wayne (New York). Diese überseeischen Öle ermangeln im allgemeinen der Feinheit des Aromas, riechen stark, aber weniger angenehm, weil angeblich andre Minzearten mit destilliert werden. Indes sind doch die amerikanischen Öle unter sich sehr verschieden an Qualität und die Ware der zwei Fabrikfirmen H. G. Hotchkiß und Hale & Parshall stehen selbst unter den bessern Sorten.
Die übrigen Öle der Amerikaner können nur erst gebraucht werden, nachdem sie bei uns durch nochmalige Destillation
rektifiziert worden, und bilden so noch immer die wohlfeilste Ware. Wie viel übrigens auch in diesem Artikel auf die Bereitung
ankommt, ergibt sich daraus, daß sich aus auserlesenen, von den Stengeln getrennten, deutschen Blättern eine Ölsorte destillieren
läßt, welche die feinste englische erreicht oder selbst übertrifft. Feinstes rektifiziertes Mitcham-Pfefferminzöl
ist
farblos, etwas dickflüssig, von feinem, zugleich starkem Pfeffermin
zgeruch und brennendem, hinterher kühlendem Geschmack,
der nicht bitter sein darf. In Frankreich wird die Kultur der Minze behufs der Ölgewinnung ebenfalls betrieben; das dortige
Produkt kommt jetzt dem englischen gleich. - Auch italienisches und japanesisches Pfefferminzöl
kommen an den Markt, letzteres
ist eine trockne, blättrig kristallinische Masse von starkem Minzgeruch, aber weniger angenehmem, etwas
kampferartigem Geschmack. Es ist dies das, wahrscheinlich von einer minzartigen Pflanze stammende Stearopten (Menthol), welches
in geringerer Menge auch in den übrigen Sorten vorkommt; es wird, wenn man davon Gebrauch machen will, in Pfefferminzöl
aufgelöst. Die Preise der verschiednen Sorten Pfefferminzöl sind oft ziemlich schwankend, je nach dem
Ausfall der Ernte; f. Mitcham kostet circa 60-65 Mk. pro Kilo,
Hotchkiß 27 Mk., deutsches ebensoviel, nur aus Blättern dagegen 90 Mk. -
Verfälschungen ist das Pfefferminzöl sehr unterworfen. - Zoll s. Pfefferkraut.