Provinz des ehemaligen
DeutschenReichs, war früher im
Besitz der
Pfalzgrafen und zerfiel in
die
Oberpfalz und Unterpfalz. Die
Oberpfalz (bayrische Pfalz, Palatinatus superior, Palatinatus
Bavariae), mit dem
Titel eines Herzogtums,
hatte 1807 (mit
Sulzbach und
Cham) einen Flächenraum von 7158 qkm (130 QM.) mit 283,800 Einw.,
gehörte zum Nordgau und bayrischen
Kreis,
[* 3] hatte
Amberg
[* 4] zur Hauptstadt und bildet jetzt den bayrischen Regierungsbezirk
Oberpfalz und einen Teil von
Oberfranken.
Die Unter-
(Nieder-) Pfalz (Pfalz am
Rhein, Palatinatus inferior, Palatinatus Rheni) gehörte zum kurrheinischen
Kreis und lag
auf beiden Seiten des
Oberrheins. Von der Pfalz umschlossen waren die
BistümerWorms
[* 5] und
Speier.
[* 6] Der Flächeninhalt der Pfalz betrug
gegen 8260 qkm (150 QM.), wovon auf die eigentliche Kurpfalz 4130 qkm
(75 QM.) mit 300,000 Einw. kamen. Die rheinische Pfalz war
durch frühere
Teilungen in mehrere Gebiete zerfallen, nämlich: in die eigentliche Kurpfalz, größtenteils auf dem rechten
Rheinufer, zum niederrheinischen
Kreis gehörig, mit den Hauptstädten
Mannheim
[* 7] und
Heidelberg;
[* 8]
Bei der
Auflösung der Kurpfalz 1801 erhielt
Frankreich durch
den Lüneviller
Frieden alle auf dem linken Rheinufer gelegenen, zur Pfalz gehörigen Landesteile mit einem
Flächenraum von 2423 qkm (44 QM.), und 1802 trat
Bayern
[* 10] auch die auf dem rechten Rheinufer befindlichen pfälzischen Gebiete
mit 1707 qkm (31 QM.) und 141,000 Einw. ab. Davon fielen an
das Großherzogtum
Baden
[* 11] die
OberämterBretten,
Heidelberg undLadenburg nebst
Mannheim mit
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Der kleinere östliche Teil ist eben, steigt aber weiter nach W. in lieblicher Hügellandschaft nach dem Hardtgebirge (s. d.)
empor, welches den größern westlichen Teil des Landes ausfüllt. Den höchsten Punkt erreicht die Pfalz im
Donnersberg (s. d.), 691 m. Hauptfluß ist der die
Ostgrenze des Landes bildende Rhein, welchem vom Hardtgebirge eine große Anzahl meist wasserreicher Bäche sämtlich in östlicher
Richtung zueilen. Auch die andern Flüsse
[* 19] des Landes gehören dem Flußgebiet des Rheins an und werden diesem
entweder durch die Nahe (im NW.) oder durch die Saar (im W.) in der Mosel zugeführt.
Die Pfalz am Rhein ward seit dem 3. Jahrh. von den Alemannen besetzt, kam 496 unter fränkische Herrschaft und wurde bald von
fränkischen Einwanderern bevölkert. Sie bestand vornehmlich aus rheinfränkischen Gauen: dem Kreichgau (DiözeseSpeier),
Gardachgau (DiözeseWorms), Lobdengau (zwischen Rhein und Elsenz), Teilen des Maingaues, dem Speiergau, Wormsgau, Nahgau und
Teilen des Einrich- und Trachgaues (z. B. Kaub und Bacharach). An der Spitze der einzelnen Gaue standen in der Karolingerzeit
Grafen; doch entstand im pfälzischen Gebiet eine Reihe berühmter Königspfalzen zu Ingelheim, Kreuznach,
Worms, Speier, Selz etc. König Friedrich I. verlieh 1155 seinem BruderKonrad, der 1147 die rheinfränkischen Lande geerbt hatte,
die Pfalzgrafenwürde zu Aachen,
[* 34] ein Amt, das im 10. Jahrh. entstanden zu sein scheint und allmählich mit Grundbesitz, wie
Bacharach und Umgebung, und einzelnen Hoheitsrechte, wie der Vogtei über das Erzstift Trier
[* 35] und über Jülich,
ausgestattet ward.
Nach Rudolfs II. Tod 1353 ward Ruprecht I. Alleinherrscher bis 1390. Er verkaufte 1355 einen Teil der Oberpfalz
an KaiserKarl IV., welcher dafür der Rheinpfalz die Kurwürde allein zusprach, und kaufte 1385 Zweibrücken, Hornbach und Bergzabern.
Besonders verdient machte er sich 1386 durch Gründung der UniversitätHeidelberg. SeinNeffeRuprecht II.,
des 1327 verstorbenen Adolf Sohn, folgte 1390. Er ließ sich vom König Wenzel einen Teil der verlornen Oberpfalz zurückerstatten
und verordnete 1395 in der sogen. Rupertinischen Konstitution, daß die Pfalz stets ungeteilt dem ältesten Sohn zufallen sollte.
IhreLande und die Kur fielen darauf an die Simmernsche Linie (s. unten), deren Haupt damals Friedrich III.,
der Fromme, war. Derselbe entschied sich unter dem damaligen konfessionen Hader für die Calvinische Lehre,
[* 39] die er auf jede
Weise, unter anderm durch Besetzung der Fakultät zu Heidelberg mit reformierten Lehrern, begünstigte. Ihm folgte 1576 sein
Sohn Ludwig VI., der sich wieder zur lutherischen Lehre bekannte und viele reformierte Beamte, Prediger
und Schullehrer aus der Rheinpfalz vertrieb. Er starb 1583 und hinterließ die Pfalz seinem neunjährigen Sohn Friedrich.
IV. LudwigsBruder, der PfalzgrafJohannKasimir von Pfalz-Lautern, bemächtigte sich der Regierung als Kurverweser und Vormund Friedrichs
IV. und führte die Calvinische Lehre im Land wieder ein. Als JohannKasimir 1592 starb, fiel das Fürstentum
Pfalz-Lautern an die Kurpfalz zurück. Auch Friedrich IV. begünstigte die reformierte Lehre, was in der Oberpfalz offenen Aufruhr
hervorrief. Er war der vorzüglichste Beförderer der evangelischen Union (1608), starb aber schon 1610. Ihm folgte sein Sohn
Friedrich V., der sich 1619 verleiten ließ, die von den Böhmen
[* 40] ihm angetragene Krone anzunehmen, und darüber
seine Lande und die Kurwürde verlor, die von KaiserFerdinand II. 1623 seinem Vetter, dem HerzogMaximilian von Bayern, übertragen
wurden. Der spanische FeldherrSpinola drang mit einem Heer in die Kurpfalz ein und eroberte sie größtenteils. Das Land
litt unsäglich, und MansfeldsSiege und die Anstrengungen der übrigen Verbündeten Friedrichs, die Pfalz von den Feinden zu befreien,
vermehrten nur noch das Elend des Landes. Tilly eroberte und plünderte 1622 Heidelberg. Die Pfalz aber wurde bis zum WestfälischenFrieden als erobertes Land behandelt. Dann erst erhielt Friedrichs V. (gest. 1632) Sohn KarlLudwig die Kurpfalz
zurück, auch gab man ihm eine neue, die achte, Kurstelle nebst dem Erzschatzmeisteramt; die Oberpfalz aber, der Rang, den
ehemals die Pfalz im kurfürstlichen Kollegium gehabt, und das Erztruchseßamt blieben bei Bayern.
Doch wurde festgesetzt, daß diese Länder und Würden, wenn der bayrische Mannesstamm erlöschen würde,
an die Pfalz zurückfallen sollten.
In denKriegen des Kaisers und Reichs gegen Frankreich 1673-79 wollte letzteres den Kurfürsten
zwingen, sich mit ihm zu verbünden, und auf seine Weigerung verwüstete ein französisches Heer die Pfalz. Nach dem Frieden zu
Nimwegen
[* 41] aber drang Frankreich dem Kurfürsten noch eine Kriegssteuer von 150,000 Guld. ab und zog durch die
Reunionskammern beträchtliche Gebiete der Pfalz ein. KarlLudwig starb 1680 und hatte seinen Sohn Karl zum Nachfolger.
KurfürstPhilippWilhelm starb 1690 als Flüchtling in Wien
[* 43] und hinterließ als Nachfolger seinen Sohn JohannWilhelm. Das Kriegselend
der Kurpfalz dauerte bis zum RyswykerFrieden 1697 fort; an die Herzogin von Orléans oder vielmehr an Ludwig XIV. mußten 300,000
Thaler für seine Ansprüche gezahlt werden. Im RyswykerFrieden hatte Frankreich zur Bedingung gemacht, daß
in der Pfalz die Änderungen des öffentlichen Kultus in Geltung bleiben sollten, die während der Jahre seines Besitzes eingeführt
worden waren.
Obgleich man auf einen Katholiken zwei Lutheraner und drei Reformierte rechnete, so wollte doch die Regierung des
katholischen Kurfürsten die katholische Kirche zur herrschenden erheben, und die Protestanten erlitten große Bedrückungen,
bis es auf Verwendung Braunschweig
[* 44] und Preußens
[* 45] 1705 zu einem Vertragkam, in welchem den Protestanten die Wählbarkeit zu öffentlichen
Ämtern und den Reformierten5/7 aller Kirchen in der Pfalz, den Lutherischen aber alle, die sie seit 1624 innegehabt
hatten, zugesichert wurden. Auf JohannWilhelm folgte 1716 sein jüngerer Bruder, KarlPhilipp, der den glänzenden Hofstaat seines
Vorgängers abschaffte und die Finanzen der Pfalz ordnete. Aber gleich nach seinem Regierungsantritt begann auf Antrieb der Jesuiten
die Verfolgung der Protestanten aufs neue, und als dieselben in Heidelberg die dortige Hauptkirche den
Katholiken nicht allein überlassen wollten, verlegte er 1720 seinen Hof
[* 46] nach Mannheim.
Da KarlPhilipp ohne männliche Erben starb, so fiel die Kur an die Pfalz-Sulzbachische Linie, und es gingen an deren
HauptKarlTheodor nun alle kurpfälzischen, jülichschen und bernischen Lande über. Unter diesem hochgebildeten,
wenngleich verschwenderischen Fürsten blühten in der Pfalz, wie nie zuvor, Wissenschaften und Künste, Handel, Gewerbe und Ackerbau.
Als 1777 mit dem KurfürstenMaximilian III. Joseph auch der bayrische Mannesstamm erlosch, wurden die bayrischen Lande mit den
pfälzischen vereinigt, bis auf das Innviertel (2202 qkm), das an Österreich
[* 47] fiel. Kurpfalz trat, wie
im WestfälischenFrieden bestimmt worden war, wieder in seine alte Kurstelle, die fünfte im kurfürstlichen Kollegium, und
in sein altes Erztruchseßamt ein, wofür es das Erzschatzmeisteramt an Hannover
[* 48] abtrat. Im französischen Revolutionskrieg
besetzten die Franzosen den Teil der Pfalz auf der linken Rheinseite; auch der auf der rechten Rheinseite
gelegene Teil der litt sehr
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