Obst- und Wiesenbau, Viehzucht; Fischerei. Etwas Weinbau. Hauswasserversorgung.
Mühle. Seidenzwirnerei.
Steinbruch. Schönes neues Schulhaus und hübsche
Kapelle. Altes
Schloss, dessen
Turm vom Einsiedler Abt Anshelm aus
Schwanden
(im Kant. Bern)
1233 erbaut worden ist. Das auch als Gefängnis dienende Gemeindehaus stammt aus 1765 und war früher Korporationshaus.
Armen- und Waisenhaus.
Pfäffikon bildete einst einen besonderen
Hof oder Bezirk, der von Kaiser Otto II.
durch eine in St. Gallen
am 14. August 972 ausgestellte Urkunde dem Kloster
Einsiedeln geschenkt und in dessen Namen von den
Grafen von
Rapperswil,
den Kastvögten
Einsiedeln's, verwaltet wurde. Er hatte laut einer Urkunde von 1492 folgende Grenzen:
Zürichsee,
March längs
dem Laubholzbach bis zum
Schönenboden, Bezirk
Einsiedeln längs
dem
Etzel und der
Sihl, Bezirk
Wollerau längs
der
Sihl, dem
Staldenbach und dem Lautschen bis zum
Walenseeli. Dieser
HofPfäffikon bestand bis 1848 und umfasste die
DörferPfäffikon (als Hauptort),
Freienbach und
Feusisberg.
Seither sind
Wollerau und
Pfäffikon zum Bezirk
Höfe vereinigt worden, dessen Hauptorte abwechselnd für
je 2 Jahre
Wollerau und
Pfäffikon sind. Zählt als Vorderer
Hof 181
Häuser, 276 Haushaltungen und 1270 Ew.
Pfäffikon gehörte
bis 1308 zu der zahlreiche schwyzerische und zürcherische Gemeinden umfassenden grossen Pfarrei
Ufenau. 1420 stellte der
HofPfäffikon ein eigenes Recht auf, das z. B. seinen
Bürgern die Heirat mit einer Nichtbürgerin verbot,
wenn diese nicht mindestens 200 Dukaten Vermögen besass.
Neben einem besonderen Bürgergut, dessen Zinsen einst an die Bürger verteilt wurden, finden wir in
Pfäffikon noch grosse
Waldungen und Wiesenkomplexe, die einigen wenigen Familien gemeinsam gehören. Im alten Zürichkrieg wurde
Pfäffikon von
den Schwyzern besetzt und 1444 und 1445 für deren mit Artillerie bewaffneten Fahrzeuge als Kriegshafen
benutzt. Weitere militärische Besetzungen 1531, 1712, 1798 und 1847. Vergl. Morell, Gallus. Geschichte desKlostersPfäffikon
(im Geschichtsfreund. 27, 1872); Müller, Joh. B. Geschichte derHöfeWollerauundPfäffikon.
Einsiedeln 1883.
Alle sind auch zugleich Kirchgemeinden. 17520 Ew., wovon 16548 Reformierte, 961 Katholiken und 1 Israelit. Seit 1888 hat
die Bevölkerung nur um 0,8% (134 Ew.) zugenommen. Mit Ausnahme von Pfäffikon
undLindau zeigen alle Gemeinden eine
Abnahme der Bevölkerung; ohne die ungewöhnliche Zunahme von
Lindau - eine Wirkung der Lebensmittelfabrik Maggi in
Kemptthal
- hätte auch der Bezirk an Einwohnerzahl abgenommen. 17244 Ew. deutscher, 50 französischer, 220 italienischer und 4 romanischer
Zunge.
Orographisch besteht der Bezirk aus 2 deutlich geschiedenen Teilen, dem
Tössthal und dem breiten Thalzug
Pfäffikersee-Illnau. Im
Tössthal liegen die Hauptteile der Gemeinden
Bauma und
Wila; es ist im O. vom
Hörnli (1136 m) und seinen
nördl. Ausläufern, im W. vom
Stoffel (910 m) und seiner Fortsetzung nach SO. und NW. begrenzt und bildet auf dieser Strecke
ein Erosionsthal, dessen Fluss in
Serpentinen hin und her schwankt und dadurch einen Thalboden von wechselnder
Breite geschaffen hat.
Das zweite Thal hat einen ganz andern Charakter: von
Wetzikon bis nach
Unter Illnau zieht sich eine stellenweise 1-2 km breite
offene Mulde nach NW., in deren oberem Teil der
Pfæffikersee (s. diesen Art.) liegt. Es ist ein «Trockenthal»,
das heute keinen durchgehenden Fluss mehr besitzt;
der obere Teil mit dem
Pfäffikersee wird nach SO., also eigentlich thalaufwärts
entwässert, während im unteren Teil
(Fehraltorf etc.) die
Kempt nach NW. fliesst.
Auf dem breiten Hügelland zwischen
Töss
und
Kempt liegen die Gemeinden
Hittnau,
Russikon, Wildberg,
Weisslingen und
Kiburg. Der Boden besteht überall
aus nahezu horizontalen Schichten von Nagelfluh, Sandstein und Mergeln der oberen Süsswassermolasse. Nutzbare Gesteine finden
sich darin nicht.
Ueber der Molasse liegt unregelmässig
¶
mehr
zerstreut Glazialschutt, von welchem der westl. Teil des Bezirkes sehr viel, das Tössthal dagegen wenig aufzuweisen hat.
Die landwirtschaftliche Benutzung des Bodens ist durch die bedeutende Höhenlage bedingt: die Sohle des Kemptthales liegt zwischen
etwa 500 und 550 m und diejenige des Tössthales zwischen 550 und 700 m. Daher ist die Temperatur merklich
niedriger und die Regenmenge bedeutend grösser als z. B. am Zürichsee oder im «Weinland». Infolge dessen treten Weinbau und
Ackerbau gegenüber Wiese und Wald ganz zurück, wie folgende Zahlen zeigen:
Dabei ist noch hervorzuheben, dass von den 2453 ha Ackerland nur 1153 ha für Getreidebau, der Rest dagegen
für Hackfrüchte und Futterkräuter verwendet werden. Deswegen ist die Viehzucht sehr bedeutend. Es waren vorhanden:
1886
1896
1901
Rindvieh
8295
10024
9754
Pferde
249
396
484
Schweine
1661
2103
1737
Schafe
14
6
149
Ziegen
2126
2296
2371
Bienenstöcke
1891
2204
2107
Neben der Viehzucht spielt auch die Industrie eine grosse Rolle.
Die Wasserkräfte der Töss, der Kempt und der Seitenbäche werden
zum Betrieb von Fabriken, Mühlen etc. benutzt. Baumwoll- und Seidenindustrie, sowie Stickerei sind besonders verbreitet.
Ein 1902 eröffneter Bezirksspital. Den beiden Thälern folgen die zwei Eisenbahnen Winterthur-Wald (Tössthalbahn)
und Effretikon-Wetzikon-Hinwil. Als Querverbindungen führen über die trennenden Höhen dazwischen eine Reihe von Strassen,
namentlich Bauma-Hittnau. Saaland-Pfäffikon, Wila-Russikon,
Rikon-Fehraltorf etc. Im Bezirk existiert seit etwa 50 Jahren eine
Gemeinnützige Gesellschaft mit 750-800 Mitgliedern, welche die blühende «Sparkasse
des Bezirkes Pfäffikon"
begründete, Koch- und Haushaltungskurse veranstaltet, die Krankenpflege unterstützt
und 1900 das «Pestalozziheim» in Pfäffikon,
eine Erziehungsanstalt für schwachsinnige
Kinder, eröffnete (etwa 20 Schüler).
Beträchtliche industrielle Tätigkeit: 2 Seidenzwirnereien, eine Seidenfärberei, eine Mühle, 3 mechanische Werkstätten,
eine Rosshaarspinnerei, eine Möbelfabrik, und eine Molkerei. Bei Irgenhausen hat man einen Pfahlbau aus
der Steinzeit entdeckt. Steindenkmäler bei Hermatswil sieht man als Dolmen an. Einzelfund aus der Steinzeit. Auf der Weid,
dem Rutschberg und der Faichrüti Grabhügel aus der Hallstatt Periode; im Häusler Flachgräber aus der La Tène Zeit.
Zwischen Irgenhausen und dem Pfäffikersee stand auf einer Anhöhe ein mit 8 Türmen versehenes römisches
Kastell, dessen Reste zum Teil ausgebessert und so vor völliger Zerstörung gesichert worden sind. Es ist jetzt Eigentum
der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich.
Im Häusler Reste einer Römersiedelung; verschiedene andere Funde aus der Römerzeit.
Alemannengräber in Bussenhausen. Alemannensiedelung. 811: Faffinchova, d. h. bei den Höfen eines Faffo
oder
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mehr
Pfaffo (Pfaffen oder Priesters), womit ohne Zweifel ein oder mehrere Dienstmannen des in dieser Gegend reich begüterten KlostersSt. Gallen
gemeint ist. 1259 erhielt Beringer von Landenberg als Erbteil seiner Gattin, einer Freiin von Hasle, Grundbesitz zu Pfäffikon.
Seither finden sich die Landenberg und Landenberg-Werdegg in steter Beziehung zu Pfäffikon. Die dem Albrecht
von Breiten-Landenberg gehörende Burg zu Pfäffikon wurde am St. Ulrichstag 1386 von den Zürchern zerstört, später aber
wieder aufgebaut. Im Mai 1444 erlitt sie im alten Zürichkrieg das gleiche Schicksal durch die Schwyzer, um nun nicht wieder
aus der Asche zu erstehen.
Stumpf verlegt die Burg auf einen Hügel oberhalb des Dorfes, also etwa auf den heutigen Pfaffenberg. Die
Erzählung der Chronisten über die erste Zerstörung spricht indessen eher für die Lage im Dorf selbst am oder im See, bei
Burg, wo ein angeblich von einem Pfaffen erbautes Schlösschen von 1450-1531 den Escher und zu Stumpfs
Zeiten den Wirth von Pfäffikon gehörte. Die dem h. Benignus geweihte Kirche wird schon 811 erwähnt. Nachdem ihre Kollatur
vom Abt von St. Gallen
den Landenberg-Werdegg zu Lehen gegeben worden war, überliess Hans von Breiten-Landenberg dieses Recht im August 1536 dem
Rat zu Zürich.
1707 wurde die bisherige Filiale Hittnau zur selbständigen Pfarrei erhoben. 1424 kam Pfäffikon
zusammen mit der GrafschaftKiburg an die Stadt Zürich und gehörte von da an zum Oberen Amt der Landvogtei Kiburg.
Pfarrer Bernhard Hirzel in Pfäffikon war 1839 einer der Hauptgegner der Wahl von Dav. Friedr. Strauss zum Theologieprofessor
an der Universität Zürich
und marschierte an der Spitze der dagegen revoltierenden Bauern nach der Stadt. Nach
dem Sturz der Regierung wurde er zunächst Regierungsrat und später Privatdozent für Sanskrit und orientalische Sprachen.
In Pfäffikon besteht eine kleine historische und antiquarische Gesellschaft, die sich mit prähistorischen Nachgrabungen
und Forschungen in der Umgebung befasst. Bosshard, Alb. Panorama vomLandsbergbeiPfäffikon. Zürich-Winterthur 1897.