Pfæfers
oder Pfævers (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 832 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse rechts über der Tamina und 6,1 km s. der Station Ragaz der Linie Zürich-Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Ragaz-Vättis. Gemeinde, mit St. Margrethenberg, Vadura, Vättis, Gasaura, Valens und Vasön: 284 Häuser, 1510 Ew. (wovon 181 Reformierte); Dorf: 65 Häuser, 302 Ew. Acker-, Obst- und Weinbau in den tiefer gelegenen Teilen der Gemeinde, höher oben Alpwirtschaft, Viehzucht u. Holzhandel.
Fremdenindustrie in der ganzen Gemeinde. Ehemaliges Kloster, dessen sehenswerte u. mit einem schönen Altar versehene Kirche heute Pfarrkirche ist. Die Gemeinde reicht von der Rheinebene (500 m) bis hinauf zur Ringelspitze (3200 m), dem höchsten Gipfel des Kantons, und umfasst das ganze Taminathal oberhalb Ragaz bis zur Grenze gegen Glarus und Graubünden. Sie bietet alle Naturbedingungen von denen der Ebene, des Hügellandes und der Voralpen bis zu denen der ¶
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Hochalpen und der Eisgebiete. Zahlreiche Kurorte, Fremdenstationen, Schlösser und Ruinen. Besonders sehenswert ist die berühmte
Taminaschlucht. Aussichtsreiche Bergpoststrasse von Ragaz über Pfäfers
bis nach Vättis am Eingang ins Calfeisenthal und
ins Thal des Kunkelspasses. Malerischer Fussweg von Pfäfers
nach Pfäfersbad mit Naturbrücke über die Tamina. Zahlreiche
abwechslungsreiche und reizende Spazierwege. Vergl. die Art. Ragaz und St. Pirminsberg. Das Dorf wird 877 als
Fabarias, 905 als Favares und 1359 als Pfevers erwähnt; der Name vom spätlatein. fabarias = Bohnenfeld herzuleiten.
Funde aus der Römerzeit, Reste einer Römerstrasse bei der Porta Romana. Das weithin sichtbare, am NO.-Ende des Dorfes stehende ehemalige Kloster erscheint urkundlich zum erstenmal 840 als Monasterium Fabariense und ist zu Beginn des 8. Jahrhunderts vom h. Pirminus, Bischof von Meaux, an der ihm von einer Taube bezeichneten Stelle gestiftet worden. Es war zur Zeit seiner grössten Blüte (ums Jahr 1000) eines der reichsten Klöster des Landes und besass Güter im Gebiet der heutigen Schweiz, in Schwaben und in Italien.
Seine Mönche zeichneten sich durch Gelehrsamkeit aus. Nachdem es seinen Besitz nach und nach verloren und seinen weithinreichenden
Ruhm eingebüsst hatte, wurde es auf Verlangen der eigenen Konventualen vom Grossen Rat des Kantons St. Gallen
1838 aufgehoben und als
Staatseigentum erklärt. Der letzte Abt, Placidus Pfister aus Tuggen, starb 1846 in Altstätten. Kastvögte des die Gerichtshoheit
über die jetzigen Gemeinden Ragaz und Pfäfers
ausübenden Klosters waren die jeweiligen Herren des Sarganserlandes.
Seit 1847 ist es zur kantonalen Irrenheilanstalt eingerichtet. Pfäfers
ist die Heimat des Landammannes und Regierungsrates
Flavian Bislin († 1890). Vergl. Wegelin. Die Regesten der Benediktiner Abtei Pfäfers
und der Landschaft
Sargans. Chur 1850; Wartmann, Hermann. Das Kloster Pfäfers
(im Jahrbuch für schweiz. Geschichte. 1881); Das Kloster Pfäfers.
(Neujahrsblatt des histor. Vereins von St. Gallen.
1883); Naef, Aug. Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft St. Gallen.
Zürich
und St. Gallen
1867.