Pettenkofer,
Max von, Chemiker, geb. zu Lichtenheim bei Neuburg an der Donau, studierte in München Pharmazie und Medizin, promovierte 1843, wandte sich dann aber auf Anregung von Fuchs der Chemie zu und setzte seine Studien in München, Würzburg und bei Liebig in Gießen fort. 1845 ward er Assistent beim Hauptmünzamt in München, 1847 außerordentlicher Professor der medizinischen Chemie, 1850 Vorstand der Hofapotheke und 1853 ordentlicher Professor. Er lieferte ungemein zahlreiche Untersuchungen, und hauptsächlich waren seine Bestrebungen der Verwertung wissenschaftlicher Resultate für die Praxis gewidmet.
Seine ersten Arbeiten betrafen die Affinierung des Goldes und die Verarbeitung des Platins sowie die hydraulischen Kalke Englands und Deutschlands; 1848 lehrte er die Darstellung von Leuchtgas aus Holz, und bald darauf entdeckte er die Darstellung von Hämatinon und Aventuringlas. Auch erfand er ein neues Restaurationsverfahren für Ölgemälde (s. Regenerationsverfahren). Mit seiner Arbeit über den Unterschied zwischen Öfen- und Luftheizung wandte er sich der Hygieine zu, für welche er in der Folge außerordentlich viel geleistet hat. Er untersuchte die Ventilationsverhältnisse unsrer Wohnungen und die physikalischen Verhältnisse der Kleidung, und 1855 begann er seine Studien über die Cholera und über Beziehungen des Grundwassers zu derselben. Diese Untersuchungen gaben den Anstoß zu den umfangreichsten Ermittelungen zahlreicher Forscher, und in der Folge wurden dieselben auch auf den Typhus ausgedehnt. Zu exakten Untersuchungen über Respiration konstruierte er einen großartigen Apparat, welcher seitdem für die Lehre von der Ernährung der Tiere vielfach ausgebeutet wurde (»Über einen neuen Respirationsapparat«, Münch. 1861).
mehr
Pettenkofer selbst begann mit Voit umfangreiche Arbeiten über Respiration und Ernährung der Tiere und des Menschen und trug durch dieselben wesentlich bei zur Förderung der Lehre vom Stoffwechsel. Auf seine Anregung wurden an den bayrischen Universitäten Lehrstühle für Hygieine errichtet und ihm selbst 1865 dieses Fach in München übertragen. Durch seine Arbeiten ist Pettenkofer Begründer der experimentellen Hygieine geworden, die er selbst nach vielen Richtungen gefördert hat. 1873 war er Vorsitzender der vom Reichskanzler berufenen Cholerakommission. Er schrieb: »Untersuchungen und Beobachtungen über die Verbreitungsart der Cholera« (Münch. 1855);
»Hauptbericht über die Choleraepidemie von 1854 in Bayern« (das. 1857);
»Über den Luftwechsel in Wohngebäuden« (das. 1858);
»Die atmosphärische Luft in Wohngebäuden« (Braunschw. 1858);
»Choleraregulativ« (mit Griesinger und Wunderlich, Münch. 1866);
»Über Ölfarbe und Konservierung der Gemäldegalerien« (2. Aufl., Braunschw. 1872);
»Verbreitungsart der Cholera in Indien« (das. 1871);
»Zur Ätiologie des Typhus« (Münch. 1872);
»Beziehungen der Luft zu Kleidung, Wohnung und Boden« (4. Aufl., Braunschw. 1877);
»Was man gegen die Cholera thun kann« (Münch. 1873);
»Über Nahrungsmittel und über den Wert des Fleischextrakts« (2. Aufl., Braunschw. 1876);
»Über den Wert der Gesundheit für eine Stadt« (3. Aufl., das. 1877);
»Über den gegenwärtigen Stand der Cholerafrage« (Münch. 1873 u. 1887);
»Künftige Prophylaxis gegen Cholera« (das. 1875);
»Vorträge über Kanalisation und Abfuhr« (das. 1880);
»Der Boden und sein Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen« (Berl. 1882).
Ein großes Handbuch der Hygieine erscheint unter seiner und Ziemßens Leitung (Leipz. 1882 ff.). Mit Buhl, Radlkofer und Voit gibt er seit 1865 die »Zeitschrift für Biologie«, mit Hofmann und Forster seit 1883 das »Archiv für Hygieine« heraus.