Petroleumm
alerei,
eine vom
Maler H.
Ludwig in
Rom
[* 2] zuerst in seinem
Buche: Ȇber die
Grundsätze der
Ölmalerei und das
Verfahren der klassischen
Meister« (Leipz. 1876) angegebene Malweise, deren Grundlage im wesentlichen darauf
beruht, daß man den
Farbstoff mit nichts anderm als
Öl, solidem
Harz und
Petroleum, event. Terpentinessenz
mischen soll. Nach einer im April 1890 ergangenen
Erklärung der
Kommission der
Berliner
[* 3]
Gesellschaft für rationelle Malverfahren,
die aus den Malern O.
Knille,
Fr.
Geselschap, H.
Gude und E.
Bracht besteht, bezweckt die Petroleumm
alerei, die bisher übliche
Ölmalerei
von den unzweifelhaften Entstellungen, welche sie im
Laufe der Zeit teils durch Nachlässigkeit der Ausübenden, teils durch
fabrikmäßige Materialverschlechterung erlitten, zu reinigen und als die ursprüngliche, in den Werken der altitalienischen
und vlämischen
Meister glänzend bewährte
Technik wieder einzuführen.
Nach
Ludwigs
Rezept und in
Verbindung mit
ihm werden Petroleumfarben seit 1889 von F.
Schönfeld in
Düsseldorf
[* 4] fabriziert. Gegen diese Monopolisierung der Zubereitung der Petroleumfarben hat sich der Erfinder der
Mineralfarben, der
Münchener
Chemiker
Adolf
Keim, in einer
Erklärung gewendet, in der er mitteilt, daß er auf
Wunsch des preußischen Kultusministers bereits
seit 1887 in dieser Angelegenheit thätig war, daß er 1889 eine
Denkschrift über die Ludwigsche Petroleumm
alerei dem
Minister eingereicht und das Gesuch gestellt habe, daß eine
Kommission von Chemikern, Physikern und Malern zur
Prüfung der
von ihm erzielten
Resultate eingesetzt werden möge.
Über diesen
Antrag ist noch keine
Entscheidung erfolgt. Die seit Anwendung der Petroleumfarben verstrichene Zeit ist noch
zu kurz, als daß sich ein sicheres
Urteil über die Vorzüge der Petroleumm
alerei gewinnen ließe, namentlich ob die Haltbarkeit der
Farben
eine stärkere, ist und ob sie die
Ölmalerei auch auf längere Dauer an Leuchtkraft übertreffen wird. Nach den bisherigen
Beobachtungen haben die Petroleumfarben die Eigentümlichkeit, daß sie rasch trocknen, stumpf bleiben,
fast gar nicht einschlagen und, wo dies doch eintritt, leicht durch Reiben mit einem wollenen
Lappen belebt werden können.
Der Umstand, daß sie von unten nach oben, nie von oben nach unten trocknen, spricht zu gunsten der Dauerhaftigkeit der Übermalung, da die Farbe nicht reißen kann, was leicht vorkommt, wenn sich, wie bei der gewöhnlichen Ölfarbe, eine obere trockne Haut [* 5] bildet, unter der die Farbe noch weich ist. Manche Künstler wollen ein Nachdunkeln der Petroleumfarben beobachtet haben. Doch ist dabei zu bemerken, daß die Fabrikation sich noch in den Anfangen befindet und noch nicht völlig über das Stadium des Experimentierens hinausgekommen ist. Es wird versichert, daß die Petroleumfarben bei den Malern in dem Grade mehr und mehr in Aufnahme kommen, als sich die Präparate bessern.