Titel
Petermann
,
1) Julius Heinrich, namhafter Orientalist, geb. zu Glauchau, [* 3] wurde 1837 außerordentlicher Professor der orientalischen Sprachen an der Universität zu Berlin, [* 4] in der Folge auch Mitglied der Akademie, machte 1852-55 ausgedehnte Reisen in Vorderasien und Persien, [* 5] war 1867-68 norddeutscher Konsul in Jerusalem [* 6] und starb im Bad [* 7] Nauheim. Er hat sich besonders um die armenische Sprache und Litteratur verdient gemacht. Seine Hauptwerke sind: »Grammatica linguae armeniacae« (Berl. 1837);
»Porta linguarum orientalium«, eine kurze Grammatik der wichtigsten orientalischen Sprachen (2. Aufl., das. 1864-72, 5 Bde.);
»Reisen im Orient« (Leipz. 1860 bis 1861, 2 Bde.).
Die von ihm begonnene Ausgabe des »Pentateuchus samaritanus« (Berl. 1872 ff.) wurde von Vollers fortgesetzt.
2) August, verdienstvoller Kartograph, geb. zu Bleicherode bei Nordhausen, [* 8] besuchte seit 1839 die geographische Kunstschule zu Potsdam, [* 9] wo er unter andern die Karte zu Humboldts Werk über Zentralasien [* 10] entwarf, wurde 1845 nach Edinburg [* 11] berufen, um sich hier an Johnstons englischer Bearbeitung des »Physikalischen Atlas« [* 12] von Berghaus zu beteiligen, und siedelte 1847 nach London [* 13] über, wo er für das »Athenaeum« die Berichterstattung über geographische Gegenstände übernahm.
Außer zahlreichen
Karten veröffentlichte er hier mit Thom. Milner einen
»Atlas of physical geography«
und einen »Account of the expedition to
Central Africa« (Lond. 1855); auch die neue
Ausgabe der »Encyclopedia Britannica« enthält
viele geographische
Artikel von ihm. 1854 wurde Petermann
Vorstand des geographischen
Instituts von Justus
Perthes in Gotha
[* 14] und
Redakteur
der daselbst erscheinenden »Mitteilungen aus Justus
Perthes' geographischer Anstalt«, einer geographischen
Monatsschrift, welche lange Zeit hindurch eine Art Zentralstelle für die gesamten geographischen Bestrebungen bildete. Er
starb daselbst durch eigne
Hand.
[* 15]
Seit seinem Aufenthalt in Gotha hat Petermann
die geographische
Wissenschaft unermüdlich zu fördern gesucht, und namentlich sein
Anteil an der Erforschung des unbekannten Innern von
Afrika
[* 16] ist hoch anzuschlagen. Nicht nur die Expedition von
Heuglin und
Munzinger wurde durch ihn ins
Leben gerufen, sondern er patronisierte auch
Moritz v.
Beurmanns Expedition nach dem
Sudân. Als
später
Rohlfs seine
Reisen in
Marokko
[* 17] machte, war es wiederum Petermann
, der ihn auf die
Bahn nach dem Tsadsee
brachte.
Wie zu
Barths großem Reisewerk, hat Petermann
auch zu mehreren
Reisen von
Rohlfs die
Karten geliefert.
Karl
Mauch konnte seine erfolgreichen
Reisen in Südafrika
[* 18] nur unternehmen, weil Petermann
das
Geld dazu zu beschaffen wußte. Wahrhaft bahnbrechend wirkte er zuletzt für
die Erforschung der arktischen
Region (s.
Nordpolexpeditionen). Von den zahlreichen kartographischen
Arbeiten
Petermanns
, die sich insgesamt durch sorgsamste kritische Ausnutzung des Quellenmaterials und klare
Technik auszeichnet sind
besonders die große
Karte von Innerafrika, die
Karte der
Vereinigten Staaten
[* 19] von
Nordamerika
[* 20] in 6 Blättern und die von
Australien
[* 21] in 9 Blättern hervorzuheben; auch der Stielersche
Atlas enthält viele Neubearbeitungen von Petermanns
Hand. Seine verschiedenen
Monographie finden sich fast alle in den »Mitteilungen«.