Baldassare, ital. Maler und Baumeister, geb. 1481 zu Accajano bei Siena, widmete sich der Malerei, in der er
von Sodoma beeinflußt wurde, siedelte 1503 nach Rom über, begann von hier aus im Wetteifer mit Bramante die Antike
zu studieren. Sein erstes röm. Bauwerk ist die Villa Farnesina (1509-10), während er gleichzeitig
in Sta. Croce in Gerusalemme malte und für Carpi zahlreiche Entwürfe lieferte. Nach RaffaelsTod wurde er 1520 dessen Nachfolger
am Bau der¶
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Peterskirche, als welcher er BramantesPlan aus dem lateinischen in das griech. Kreuz
[* 12] umwandelte. 1522 reiste er nach Bologna
und Oberitalien,
[* 13] meist mit Festungsbauten beschäftigt. 1527 wurde er Architekt der Stadt Siena, in der er mehrere Paläste
baute. 1530-35 war er wieder an St. Peter und mit röm. Palästen beschäftigt, namentlich mit dem herrlichen
Palazzo Massimi. Er starb in Rom Von seinen Bildern ist das Fresko: Die Sibylle dem KaiserAugustus die Geburt Christi
verkündend, in der KircheFonte Giusta in Siena besonders zu nennen. -
Vgl. Redtenbacher, Bald. Peruzzi (in Dohmes «Kunst und Künstler»,
Heft 31, Lpz. 1877);
Wense, B. P.s Anteil an dem malerischen Schmuck der Villa Farnesina (ebd. 1894).
-
Sein Sohn Giovanni Sallustio Peruzzi baute in Venedig
[* 14] und trat dann in kaiserl. Dienste.
[* 15]
Ubaldino, ital. Staatsmann, geb. zu Florenz, studierte in Siena die Rechte und dann das Bergfach
in Paris und Freiberg. Als Abgeordneter in der toscan. Kammer und Gonfaloniere von Florenz stimmte er mit
Ricasoli 1818 für Wiederaufrichtung der Regierung des Großherzogs, trat aber 1850 unter Protest zurück, als dieser die Österreicher
ins Land rief. Unter der provisorischen Regierung übernahm er 1859 die Leitung des Innern und des Auswärtigen
und ging im AuftrageRicasolis zu Verhandlungen nach Paris.
Von Florenz 1860 in die ital. Kammer gewählt, übernahm er als Nachfolger Jacinis unter Cavour das Ministerium der öffentlichen
Arbeiten, das er auch unter Ricasoli behielt (Febr. 1861 bis März 1862), und statt dessen das Ministerium des Innern
unter Farini bis und Minghetti bis nach der Septemberkonvention
und der Niederwerfung der TurinerUnruhen mußte er zurücktreten (1864). Neben Ricasoli an der Spitze der«Toscaner» stehend,
setzte er durch seine Beihilfe 1876 die Linke in den Stand, Minghetti zu stürzen. Seine Hauptthätigkeit
aber hatte er seit 1864 Florenz zugewandt, dessen Bürgermeister er geworden war. Da seine auf Verschönerung von Florenz als
Hauptstadt gerichtete, für eine Provinzialstadt zu teure Verwaltung seitens der Kammer Tadel erfuhr, legte er 1878 sein Amt
nieder und verzichtete auf sein Mandat, wurde aber 1879 von Florenz wieder zum Abgeordneten gewählt. Am wurde
er Senator und starb zu Florenz.