Titel
Perugino
(spr. -dschino), 1) eigentlich Pietro Vanucci, Hauptmeister der umbrischen Malerschule, Lehrer Raffaels, geb. 1446 zu Città della Pieve, soll sich nach Vasari in Florenz [* 2] bei Verrocchio gebildet haben, mit welchem seine ersten Arbeiten jedoch nicht verwandt sind. 1475 malte er Fresken im Stadthaus zu Perugia, 1478 in Cerqueto, welche nicht mehr vorhanden sind. Dann ging er nach Rom, [* 3] um daselbst Wandbilder in der Sixtinischen Kapelle zu malen, von denen die Taufe Christi und die Verleihung der Schlüssel an Petrus übriggeblieben sind. Er war dann an verschiedenen Orten thätig, kehrte aber immer wieder nach Florenz zurück, wo er seine Werkstatt hatte und zu hohem Ansehen gelangte.
Seine ersten, bis 1493 gemalten
Tafelbilder (zwei Madonnen im
Louvre und in der
Londoner Nationalgalerie) sind noch in
Tempera
ausgeführt. Erst seit 1494, wo sich Perugino
in
Venedig
[* 4] aufhielt, begann er in
Öl zu malen. In der Zeit von 1494 bis 1499 entstanden
die Beweinung
Christi
(Florenz,
Pal.
Pitti), die thronende
Madonna für den Kommunalpalast in
Perugia (jetzt
im
Vatikan)
[* 5] und die
Himmelfahrt
Christi
(Museum zu
Lyon),
[* 6] welche zu den Hauptwerken Peruginos
gehören, in denen sich Innigkeit
des religiösen
Gefühls mit Strenge der
Komposition verbinden. 1496 führte er einen
Christus am
Kreuz
[* 7] mit
Heiligen in
Santa Maria
Maddalena de'
Pazzi in
Florenz aus, und 1500 vollendete er die Ausmalung des
Cambio, der Gerichtshalle der
Wechsler, in
Perugia, in welcher er religiöse
Darstellungen mit allegorischen und
einer ornamentalen
Deckenmalerei verband.
Es folgten die
Himmelfahrt Mariä für das
Kloster
Vallombrosa (1500, jetzt in der
Akademie zu
Florenz), die Vermählung von
Maria und
Joseph für den
Dom zu
Perugia (jetzt im
Museum zu
Caen) und der
Sieg der
Keuschheit über die
Begierde (1505, im
Louvre),
in welchen sich bereits ein Rückgang bemerklich macht.
Von da ab wurden die
Bilder Peruginos
, da er die zahlreichen
Bestellungen nur noch mit
Hilfe von
Schülern
erledigen konnte, immer handwerksmäßiger. 1508 war er wieder im
Vatikan zu
Rom beschäftigt, wo er die
Deckenmalerei in der
Camera
[* 8] dell' Incendio ausführte. Von seinen letzten
Arbeiten sind noch das
Martyrium St.
Sebastians,
Christi
Geburt,
Taufe und
Verklärung in der
Pinakothek zu
Perugia und das Fresko der
Geburt
Christi für die
Kirche zu Fontignano (jetzt
im
South-Kensingtonmuseum zu
London)
[* 9] zu nennen. Bei der Ausführung des letztern starb Perugino
1523 an der
Pest.