Perrault
(spr. -ro), Charles, franz. Dichter, geb. zu Paris, wurde Advokat, darauf Kommis bei seinem Bruder, dem Generalsteuereinnehmer, dann 1664 von Colbert mit der Oberaufsicht über die königlichen Bauten betraut, gehörte der Kommission an, welche für die königlichen Gebäude Aufschriften zu machen hatte, aus welcher später die »Académie des inscriptions et belles lettres« entstand; starb Seit 1671 Mitglied der Akademie, las er 1687 in einer Sitzung derselben sein höchst mittelmäßiges Gedicht »Le [* 2] siècle de Louis le Grand« vor, welches den Anlaß gab zu dem berühmten Streit über die Alten und Modernen, in welchem Boileau sein unerbittlicher Gegner war.
Den richtigen Grundgedanken seines
Kampfes gegen die blinde Vergötterung und
Nachahmung der Alten entwickelt er in »Le parallèle
des anciens et des modernes« (1688-96, 4 Bde.), schießt
jedoch oft über sein
Ziel hinaus. Es fehlt ihm an
Geschmack und
Stil.
Quinault steht ihm höher als
Racine,
der
Maler Le
Brun höher als
Raffael; sein
Hauptzweck ist der
Ruhm seines
Königs. Unsterbliches
Verdienst aber erwarb sich Perrault
durch
sein Werk
»Contes
de ma mère l'Oye« (1697; in zahlreichen neuen
Ausgaben, z. B. von
Lacroix 1877, von Dilley 1880; mit
Illustrationen von
Doré, 1882), in dem die
Märchen von Dornröschen, Rotkäppchen,
Blaubart, dem gestiefelten
Kater,
Aschenbrödel,
Däumling etc. in liebenswürdiger und einfacher
Prosa erzählt werden. Eine Redaktion in
Versen ist ihm weniger gelungen.
Eine Auswahl aus seinen Werken veranstaltete de Plancy (1826) und Perrault
Lacroix (1842).
Vgl.
Deschanel, Boileau,
Charles
Perrault
etc. (Par. 1888). -
Sein
Bruder
Claude Perrault
, geb. 1613, gest.
Arzt und
Baumeister, lieferte die
Zeichnungen zur östlichen Hauptfassade
des
Louvre und übersetzte den Vitruv.