Pernambuco
,
[* 3] Küstenprovinz Brasiliens, liegt zwischen Parahyba und Alagoas und hat ein Areal von 128,395 qkm (2332 QM.). Die Küste wird von einem Riff eingefaßt, welches nur wenige Öffnungen hat. Der Küste zunächst liegt ein ungemein fruchtbarer Strich Alluvialboden, die sogen. Matá, noch großenteils Urwald, aber dem Anbau von Zuckerrohr äußerst günstig. Das Klima [* 4] ist hier feucht und heiß. Das zweite, mehr unebene Gebiet eignet sich mehr für den Anbau von Baumwolle. [* 5]
Endlich erfüllen das noch wenig erforschte Innere ausgedehnte Hochebenen (campos), die ebenso dürr und heiß sind wie die in den nördlicher gelegenen Provinzen. Von den Flüssen ist nur der São Francisco von Bedeutung, er bildet aber bloß einen Teil der Südgrenze im Binnenland. Die etwanigen Mineralschätze des Landes sind noch nicht erforscht worden. Die Zahl der Bewohner schätzte man 1872 auf 841,539 (einschließlich 89,028 Sklaven), 1882 auf 1,014,700 (79,803 Sklaven).
Hauptprodukte sind: Zucker [* 6] und Baumwolle, daneben auch Kaffee, Tabak [* 7] und vorzügliche Früchte;
aber weder Landbau noch Viehzucht [* 8] decken den Lokalbedarf an Lebensmitteln.
Ausgeführt werden ferner noch verschiedene Waldprodukte, als Piassavafasern (Attalea funifera), Palmenwachs, Kautschuk, Gerberrinde, Farb- und Nutzholz, wilder Honig. Zuckerraffinerie und Branntweinbrennerei werden in großem Maßstab [* 9] betrieben. Fünf Eisenbahnen (1885: 478 km) verbinden die Hauptstadt mit dem Innern.
Die gleichnamige Hauptstadt ist eine der schönsten und belebtesten Städte Südamerikas und zeigt schon im Baustil vieler ihrer Häuser den holländischen Ursprung an. Ihre Straßen sind mit Gas beleuchtet, und eine Wasserleitung [* 10] versorgt zahlreiche Chafarizes (Brunnen). [* 11] Die drei Bairros oder Stadtteile werden durch die Flüsse [* 12] Biberibe und Capiberibe voneinander getrennt, sind aber durch fünf Brücken [* 13] miteinander verbunden. Die Hafenstadt (Bairro do Recife) liegt auf einer Halbinsel, hat meist enge Straßen und ist Hauptsitz des Geschäfts. In ihr liegen das Marinearsenal, das Zollhaus (ehemals ein Kloster), das Landtagsgebäude und die Sternwarte. [* 14]
Die Bairro do San Antonio liegt auf einer Insel und hat breite, gerade Straßen. In ihr liegt die von Moritz von Nassau gebaute Vrijborg (jetzt Regierungspalais), ein Arsenal und eine Kaserne, ein großes Gefängnis, eine Markthalle, ein Theater, [* 15] ein Findel- und Waisenhaus. Endlich liegt der Insel gegenüber der neueste Stadtteil, Boavista (Schoonzigt zur Zeit der Holländer), mit reizenden, in Gärten versteckten Villen. Dort befinden sich die Rechtsschule, das Gymnasium, das große Hospital Dom Pedro II. und der Palast des Bischofs von Olinda.
Die
Bevölkerung
[* 16] betrug 1872: 118,478, jetzt angeblich 130,000
Seelen. Es ist die bedeutendste Handelsstadt Nordbrasiliens,
hat aber auch wichtige gewerbliche Anstalten, als Baumwollwebereien, Schiffswerften,
Maschinen- und Zigarrenfabriken. Der
Hafen von Pernambuco
wird durch ein 200 m von der
Küste gelegenes
Korallenriff gebildet, dessen Öffnungen von
Forts beherrscht werden, die noch aus der Zeit der
Holländer stammen.
Schiffe
[* 17] von über 5,5 m Tiefgang sind auf eine außerhalb
gelegene schutzlose
Reede angewiesen. Im J. 1887 liefen 1073
Schiffe von 780,235
Ton. ein; die Einfuhr belief sich auf 18 Mill.
Milreis. Der
Wert der Ausfuhr schwankt ungemein, je nach der
Baumwoll- und Zuckerernte, und betrug (soweit
er das
Ausland betrifft) 1871-72: 28 Mill. 1877-78: 14 Mill., 1879-80: 43 Mill., 1886-87 aber nur 11 Mill.
Milreis.
England,
die
Vereinigten Staaten
[* 18] und
Frankreich beteiligen sich am lebhaftesten bei diesem
Handel. Pernambuco
ist Sitz eines deutschen
Konsuls.
- Die jetzige
Provinz Pernambuco
wurde zuerst von dem Portugiesen Christovão
Jacques kolonisiert, der zuerst (1534)
Iguarassú, dann
Olinda gründete, war aber 1630-54 im
Besitz der
Holländer, denen die von ihnen Moritzstadt genannte jetzige Hauptstadt ihren
Ursprung verdankt.