Perlmutter
,
die innern
Schichten der
Schalen der
Perlmuschel und andrer
Muscheln
[* 2] sowie der Gehäuse einiger Seeschnecken,
welche auf ihrer Innenseite das den erstern eigentümliche Farbenspiel zeigen. Dies wird nicht durch
Pigmente, sondern durch die
Struktur der
Schalen hervorgebracht und beruht auf der
Wirkung sehr dünner Blättchen (s.
Beugung des Lichts).
[* 3] Die Perlmutter
schicht jener
Schalen besteht nämlich aus feinen Blättern, welche nicht ganz parallel der Oberfläche liegen
und auch nicht über die ganze
Muschel in einem
Stück ausgebreitet sind, sondern kleinere, unregelmäßig
begrenzte Fetzen bilden, so daß überall Ränder derselben an der
Fläche der Perlmutter
schicht auslaufen.
Darauf, daß ein Teil des
Lichts gleich von den obersten Blättern, ein andrer, etwas eindringend, erst von den tiefern zurückgeworfen
wird, beruht der eigentümliche
Glanz. Das Farbenspiel aber entsteht durch die
Interferenz zwischen den
Lichtstrahlen, welche von den auslaufenden Rändern, und denen, welche von deren etwas vertieften Zwischenräumen zurückgeworfen
werden. Die
Substanz der Perlmutter
ist kohlensaurer
Kalk mit etwas organischer
Substanz. Man gewinnt die Perlmutter
schalen bei Gelegenheit
der Perlenfischerei und besonders im
Persischen
Golf, im
Roten
Meer, bei den Suluinseln (zwischen
Borneo und
den
Philippinen), bei einigen der Südseeinseln (Tuamotu- und Gambiergruppe) sowie in der
Bai von
Panama
[* 4] und im
Golf von
Nicoya.
Die Haupthandelssorten sind jetzt Manzanilla,
Makassar (die besten) und Südseeperlmutter
, welche man wieder in schwarze und
weiße sortiert. Auch die Flußperlmuschel liefert sehr schöne Perlmutter
, welche z. B.
zu
Adorf im
Vogtland viel verarbeitet wird. In großer
Menge werden auch die Gehäuse von
Nautilus Pompilius, Haliotis
Iris und
Turbo olearius angewandt. Das Gehäuse von Strombus gigas ist mehr porzellanartig und wird in
Italien
[* 5] zu
Kameen
[* 6] benutzt. Bei
der Verarbeitung zersägt man die
Schalen und Gehäuse, spaltet mit einem
Meißel
[* 7] die
¶
mehr
äußern Schichten ab und dreht die reinen Stücke wie Horn auf der Drehbank
[* 9] und schleift und poliert sie mit Tripel. Sie werden
besonders zu Furnieren, als Einlagen und zur Darstellung kleinerer Gegenstände, wie Messergriffe, Spielmarken, Knöpfe etc.,
benutzt. Um Perlmutter
mit Höllenstein- u. Kochsalzlösung schwarz zu färben, legt man sie in
eine neutrale konzentrierte Höllensteinlösung, spült sie nach zwölf Stunden mit destilliertem Wasser ab, legt sie dann
eine Stunde in Kochsalzlösung, spült wieder und zuletzt mit schwacher Höllensteinlösung und setzt sie feucht dem Sonnenlicht
aus.
Künstliche Perlmutter
kann man anfertigen, indem man eine Gelatinefolie mit Perlenessenz bestreicht, mit Gelatinelösung begießt
und trocknen läßt. Das Blatt
[* 10] wird dann in eine Lösung von 1 Teil Alaun
[* 11] in 18 Teilen Wasser gelegt, bis es angeschwollen ist,
und dann mit einer verdünnten Pottaschenlösung abgespült und getrocknet. Die Einfuhr von Perlmutter
nach
England beträgt etwa 1500-2000 Ton., nach Frankreich etwa 1,400,000 kg.
Vgl. Andés, Verarbeitung des Horns
etc. und der Perlmutter
(Wien
[* 12] 1885);
v. Wobeser, Anleitung zur Brillant-Perlmuttermalerei, Perlmutter
-Imitation (Leipz. 1887).