Perlhuhn
(Numida L.), Gattung aus der Ordnung der Scharrvögel und der Familie der Fasanen (Phasianidae), gedrungen und kräftig gebaute Tiere mit kurzen, gerundeten Flügeln, mittellangem Schwanz, sehr verlängerten Oberschwanzdeckfedern, mittelhohen, gewöhnlich sporenlosen, kurzzehigen Füßen, kräftigem Schnabel, mehr oder wenig nacktem, mit Federbusch, Holle, Krause, Helm und Hautlappen verziertem Kopf und Oberhals und lichter Perlfleckung auf dunklem Grund, welche wie die Kopfzierde beiden Geschlechtern gemeinsam ist.
Das gemeine (N. cristata
Pall.), der Stammvater unsers zahmen Perlhuhns
, 50
cm lang, mit einem
Horn auf der Scheitelmitte und
zwei
Haut- oder Fleischlappen hinten am
Unterkiefer, ist an Oberbrust und
Nacken ungefleckt lilafarben, sonst am
Rücken und
Bürzel grau, mit kleinen, weißen Perlflecken besetzt, unterseits grauschwarz, gleichmäßig geperlt,
die Armschwingen bräunlich, auf der Außenfahne weiß gebändert, die Steuerfedern dunkelgrau, schön geperlt und nur die
seitlichen teilweise gebändert; das
Auge
[* 3] ist dunkelbraun, die Wangengegend bläulichweiß, der Kammlappen und der
Wulst am
Schnabelgrund rot, der
Helm hornfarben, der
Schnabel rotgelblich hornfarben, der
Fuß schiefergrau, oberhalb
der Einlenkung der
Zehen fleischfarbig. Es stammt aus Westafrika, ist häufig in der
Sierra Leone, in
Aschanti, Aguapim und
auf den
Inseln des
Grünen
Vorgebirges und kommt verwildert in
Mittelamerika und
Westindien
[* 4] vor. In reichbebuschten Gegenden und
in Wäldern mit dichtem Unterholz lebt es fast als Standvogel und macht sich namentlich durch seine trompetenartige
Stimme bald bemerkbar.
Man findet es in
Familien von 15-20
Stück, oft auch in
Ketten aus 6-8
Familien, welche ein alter
Hahn
[* 5] leitet. Es ist sehr scheu,
sucht sich in
Gefahr durch
Laufen zu retten, bäumt vor dem
Hund und verläßt sich wenig auf seine
Flügel.
Es schläft auf
Bäumen oder
Felsen und ist auch dann sehr wachsam. Die
Nahrung besteht aus
Insekten
[* 6] und allerlei Pflanzenstoffen,
auch
Knollen.
[* 7] Das Gelege zählt 5-8 schmutzig braun-gelblichweiße
Eier,
[* 8] und die Brutzeit dauert 25
Tage. Das Perlhuhn
war den alten
Griechen bekannt und wird zuerst von
Sophokles erwähnt.
Nach der
Sage wurden die
Schwestern des Meleager, als sie sich über den
Tod des
Bruders nicht trösten ließen, in Perlhühner
verwandelt. Nach
Klitos von Milet hielt man Perlhühner auf
Leros um den
Tempel
[* 9] der
Artemis.
[* 10] Nach
Italien
[* 11] scheinen sie erst zur
Zeit der
Punischen Kriege, vielleicht ohne Vermittelung der Griechen, gelangt zu sein,
und sie kamen zu
Varros Zeit als kostbares
Gericht auf die Tafel. Mit dem
Untergang des römischen
Reichs verschwand das Perlhuhn
wieder aus
Europa
[* 12] und
wurde erst durch die Portugiesen von neuem eingeführt, durch diese und die
Spanier auch nach
Amerika
[* 13] hinübergebracht, wo
es bald verwilderte.
Auf den Hühnerhöfen wird das Perlhuhn
jetzt häufiger gezüchtet als früher; man hat auch kleinere weiße Perlhühner
und durch Paarung dieser mit den gewöhnlichen eine neue
Varietät, mehr blau, weniger geperlt, mit weißer
Brust und weißem
Hals, erhalten. Das Perlhuhn
behält stets etwas
Wildes und
Scheues, fliegt
hoch und weit, ist zänkisch, schreit
garstig, sucht eifrig seine
Eier zu verbergen und gewöhnt sich nicht an ein regelmäßiges
Nest. Es legt aber fleißig, und
die
Eier sind wie das
Fleisch der jungen
Vögel
[* 14] höchst wohlschmeckend.
Die Legeperiode zieht sich bis in den Herbst hin, und da die Perlhühner schlecht brüten, so legt man die Eier vorteilhaft Hennen unter. Die Jungen sind sehr empfindlich gegen Regen und nasse Kälte, fordern aber sonst keine andre Pflege als junge Hühner; [* 15] auch die alten gedeihen bei gewöhnlichem Hühnerfutter.
Vgl. Mariot-Didieux, Die Truthühner- u. Perlhühnerzucht (2. Aufl. von Öttel, Weim. 1873);