Periōde
(griech., »Umlauf, Kreislauf«), [* 2]
in der
Astronomie
[* 3] s. v. w. Umlaufszeit; sodann der
Kreislauf der Zeit, daher
überhaupt ein Zeitraum. In der
Mathematik ist eine beständig wiederkehrende
Reihe von
Größen; daher heißen
Dezimal- und
Kettenbrüche periodisch, wenn in ihnen immer dieselbe Zahlengruppe sich wiederholt.
Periodische
Funktionen sind
solche, welche wieder dieselben
Werte annehmen, wenn die unabhängige
Variable um eine gewisse
Größe wächst, z. B. die trigonometrischen
Funktionen. - In chronologischer Hinsicht wird Periode
häufig in der Bedeutung von
Cyklus (s. d.) angewendet, ist aber
eigentlich ein durch Wiederholung oder
Verbindung zweier oder mehrerer Cyklen entstehender Zeitabschnitt.
Diese Perioden
werden hauptsächlich gebraucht, um verschiedene Zeitberechnungsarten
untereinander auszugleichen. Die bekanntesten
sind: die chaldäische Periode
,
Saros oder Periode
der
Finsternisse, bestehend aus 223 synodischen
Monaten (s.
Monat), nach deren
Ablauf
[* 4] die
Finsternisse in derselben
Weise wiederkehren;
die Hundssternperiode oder Sothisperiode der Ägypter von 1460 Jahren, zur Ausgleichung des bürgerlichen Jahrs von 365 Tagen mit dem genauern Sonnenjahr von 365¼ Tagen, so genannt, weil im ersten Jahr derselben (1325 v. Chr.) der Frühaufgang des Hundssterns (Sirius) und die Nilüberschwemmung wieder mit dem Anfang des ägyptischen Jahrs (1. Thoth) [* 5] zusammenfielen;
die Periode
der
Kopten
[* 6] von 532
Jahren;
die Metonische Periode
oder der
Metonische
Cyklus
(Mondzirkel, güldene Zahl) von 19
Jahren oder 6940
Tagen, zur Ausgleichung der
Sonnen- und
Mondjahre;
die Kalippische
Periode
von 76
Jahren (gleich 4 Metonischen Cyklen weniger 1
Tag);
die Hipparchische Periode
von 304
Jahren (gleich 4 Kalippischen
Perioden
weniger 1
Tag);
die Periode
des
Sonnenzirkels von 28
Jahren, nach deren
Ablauf
Wochen- und Monatstage wieder zusammentreffen;
die Periode
der
Indiktionen
(Römerzinszahl) von 15
Jahren;
die Periode
der
Hedschra von 30
Jahren, von denen 19 Jahre 354
Tage und die übrigen
als
Schaltjahre 355 haben;
die Periode
Ludwigs d. Gr. von 11,600
Jahren, welche
Cassini erfand, und die
Julianische
Periode
, welche
Joseph
Scaliger aufstellte, indem er nach
Julianischen
Jahren (daher der
Name) den
Sonnen-,
Mond- und Indiktionencyklus
(zu 28, 19 und 15
Jahren) zu einer Periode
verband, welche mit dem Jahr beginnt, mit dem alle drei Cyklen zugleich
anfangen.
Die Anzahl der Jahre dieser Periode
ist 28 · 19 · 15 = 7980; das erste Jahr derselben ist das Jahr 4713
v. Chr.-
In der Geschichte versteht man unter Perioden
die durch die
Epochen (s. d.) gegebenen
Abschnitte in der geschichtlichen
Entwickelung.
Da die Geschichte ein fortlaufende
Strom ist, so hat die
Einteilung derselben in Perioden immer etwas Willkürliches
und wird durch das individuen
Urteil des Betrachters oder durch den
Gesichtspunkt, unter dem man die Geschichte behandelt,
ob in rein politischer oder kulturgeschichtlicher oder religiöser Beziehung, ob die
Europas oder der ganzen
Welt etc., bestimmt.
In der Universalgeschichte ist die
Einteilung jetzt allgemein angenommen, nach welcher man zunächst
Altertum
und neue Zeit durch die
Völkerwanderung und das Herrschendwerden des christlichen
Elements und in letzterer wiederum das
Mittelalter
und die neuere Zeit hauptsächlich durch die
Entdeckung von
Amerika
[* 7] und
Luthers
Reformation voneinander scheidet und dadurch
die drei Hauptperioden der alten, mittlern und neuern Geschichte erhält. - In der
Grammatik versteht
man unter Periode vorzugsweise einen kunstvoll gegliederten
Satz, spricht aber auch von nackten Perioden, die aus einem einzigen
Hauptsatz bestehen.
Die eigentlichen, ausgeführten Perioden entstehen, wenn einzelne Teile eines Hauptsatzes sich zu Nebensätzen erweitern und somit diesen einen Hauptsatz zum Mittelpunkt des Ganzen machen. Die zusammengesetzten Perioden gehen aus der Verbindung mehrerer Hauptsätze hervor. Da nächst der logischen und grammatischen Richtigkeit rhythmische Bewegung Haupterfordernis einer guten Periode ist, so unterscheidet man in dieser Beziehung fallende und steigende Perioden. Zu den erstern gehören alle die, in welchen der Gedanke, der das Ganze trägt, gleich zu Anfang steht, während alle Beziehungen, Bestimmungen und weitern Ausführungen ¶
mehr
nachfolgen. Zu den letztern, auf welche manche Grammatiker den Namen Periode überhaupt beschränken, gehören alle Formen, in denen der Anfang eine Vorbereitung auf das Folgende ist, in denen Erwartung und Befriedigung, Spannung und Lösung sich so als Gegensätze einander gegenüberstehen, daß ein Verständnis erst mit dem Schluß des Ganzen möglich wird. Der vordere Teil einer solchen Periode heißt Vorderglied oder Hebung [* 9] (Protasis, Arsis), der andre, mit welchem der Gegensatz beginnt, Hinterglied oder Senkung (Apodosis, Thesis). In zusammengesetzten Perioden kommen oft mehrere Hebungen und Senkungen vor, und man spricht dann von mehrgliederigen Perioden. Die Periodologie oder die Lehre [* 10] vom Periodenbau bildet einen der wichtigsten Teile der Stilistik. - In der Musik heißt Periode ein abgeschlossenen sich in Vorder- und Nachsatz gliedernder Satz, in der Regel von acht Takten Umfang (vgl. Phrasierung). - In der Physiologie ist Periode gleichbedeutend mit Menstruation.