(griech.),
Abschnitte, besonders die biblischen
Abschnitte, welche bei dem öffentlichen
Gottesdienst zu Vorlesungen
oder zu Predigttexten bestimmt sind. Je nachdem sie aus den
Schriften der
Apostel oder aus den Evangelien gewählt sind, heißen
sie auch
Episteln oder Evangelien. Die
Lektion, welche aus der jüdischen
Synagoge in die
christliche Kirche
überging,
war in der alten
Kirche zuerst eine ununterbrochen (lectio continua), seit dem 5. Jahrh. allmählich im
Zusammenhang mit der
Idee des
Kirchenjahrs eine ausgewählte (lectio selecta).
Eigne Lektionarien fixierten dieselbe, unter
welchen der sogen.
Comes im
Abendland allgemeine Geltung erhielt. Ihm und dem Homiliarium
Karls d. Gr. (s.
Homiliarius liber) verdanken wir in der Hauptsache die auf alle
Sonn- und Festtage im
Kirchenjahr vorgeschriebenen Evangelien
und
Episteln, welche
Luther mit einigen Abänderungen beibehielt, während
Zwingli gleich bei seinem ersten reformatorischen
¶
mehr
Auftreten 1519 das EvangeliumMatthäi durchpredigte und die reformierte Kirche ihren Predigern freie Wahl ließ. Auch in der
evangelisch-lutherischen Kirche hat man es in neuerer Zeit mit neugewählten Reihenfolgen biblischer Abschnitte versucht, und
faktisch ist der sogen. Perikopenzwang, dem gemäß der Prediger bloß über die Perikopen predigen durfte, fast überall
ermäßigt.
Vgl. Ranke, Das kirchliche Perikopensystem (Berl. 1847);
Derselbe, Zusammenstellung der im evangelischen Deutschland
[* 3] eingeführten Perikopenkreise (das. 1850);
Bobertag, Das evangelische Kirchenjahr (Bresl. 1853).
biblische Abschnitte, die in fester Verteilung auf die einzelnen Fest-, Sonn- und wohl
auch Wochentage des Jahres bei den Gottesdiensten als Lesestücke (Lektionen, s. d.)
und Predigttexte gebraucht werden. Schon in den ältesten Zeiten der christl. Kirche wurden solche Perikopen festgestellt, und die
verschiedenen Teile der christl. Kirche haben sich je ihre besondern Perikopen gebildet. Die noch jetzt in der röm.-kath.
und mit einigen Abänderungen auch in der luth. Kirche amtlich vorgeschriebenen Perikopen bilden zwei Reihen
für das Jahr, deren eine ausschließlich Abschnitte aus den Evangelien, und deren andere solche aus den Episteln und aus der
Apostelgeschichte nebst einigen alttestamentlichen Stellen enthält.
Ihre Auswahl und Anordnung stammt der Hauptsache nach aus dem 5. oder 6. Jahrh. Man bezeichnet sie deshalb
gewöhnlich als die alten im Unterschiede von den vielen neuern Perikopen, die in der evang.
Kirche seit dem Ende des 18. Jahrh, aufgestellt und in manchen Landeskirchen amtlich eingeführt sind. Darüber, ob nur
über die Perikopen oder auch über andere Bibelstellen gepredigt werden darf (Perikopenzwang oder Perikopenfreiheit),
ist in der luth. Kirche viel gestritten worden, während die reform. Kirche diesen Zwang von vornherein
beseitigt hat.
In der neuern Zeit ist auch in der luth. Kirche der früher überwiegend geltende Perikopenzwang meistens aufgegeben oder
wenigstens durch Einführung mehrfacher, nebeneinander bestehender Perikopenreihen gemildert worden. –
Vgl. Ernst Ranke,
Das kirchliche Perikopensystem aus den ältesten Urkunden der röm. Liturgie dargelegt (Berl. 1847);
ders.,
Kritische Zusammenstellung der innerhalb der evang. KircheDeutschlands
[* 4] eingeführten neuen Perikopenkreise (ebd. 1850);