Perĭkles,
athenischer Staatsmann, geb. 493
v. Chr. Sein
Vater Xanthippus, der
Sieger von Mykale, gehörte dem Priestergeschlecht
der Buzygen, seine
Mutter Agariste, die Nichte des demokratischen
Reformers
Kleisthenes, dem der
Alkmäoniden
an. Perikles
begann seine öffentliche Laufbahn 462 mit einer
Anklage des damals herrschenden Führers der
Aristokratie,
Kimon. Damit
drang er nicht durch, aber kurz darauf brach er mit Ephialtes gemeinsam die Übermacht des Areopags und beschränkte diesen
auf die Blutgerichtsbarkeit.
Weitere demokratische Maßnahmen folgten: die Zuständigkeit der
Geschworenengerichte (Heliasten) wurde
erweitert und ein mäßiger Richtersold eingeführt, auch die sog. Theorika (vom
Staat gezahlte Festgelder) wurden für die
ärmern
Bürger eingerichtet, um diesen die Feier der oft mehrtägigen Feste zu ermöglichen. So gewann er nach und nach
Kimon
gegenüber die Oberhand; schließlich söhnte er sich mit ihm aus. Nach
Kimons
Tode (449) aber wurde Perikles
, nachdem
der neue Führer der
Aristokraten, Thukydides, des Melesias Sohn, rasch durch Ostracismus beseitigt war, zu einer Art von
Herrscher über
Athen.
[* 2]
Der gesetzliche
Grund, auf dem er seinen Einfluß aufbaute, war das Kriegsamt der
Strategie, zu dem er 15 Jahre lang
jahraus jahrein gewählt wurde; die
Mittel, mit denen er ihn erhielt, waren sein großes staatsmännisches
Wissen und seine
Rednergabe, von der uns die berühmte Leichenrede des Perikles
bei dem Geschichtschreiber Thukydides eine
Ahnung geben kann, auch
wenn Thukydides die Rede geformt hat; man nannte Perikles
deshalb den Olympier. Vor seiner Alleinherrschaft
hat Perikles
außer den genannten Maßregeln namentlich den
Bau der langen
Mauern und den
Ausbau der durch sie mit
Athen verbundenen
Hafenstadt des Peiraieus betrieben und sich als Feldherr bei dem ersten
Konflikt zwischen
Athen und
Sparta nach den
Perserkriegen
(459–445) beteiligt.
Danach ist seine Hauptthätigkeit friedlich gewesen: von seiten
Spartas sicherte der sog. Dreißigjährige
Friede, 445, von seiten
Persiens der sog. kimonische, um 449, beide P.’ Werk, die Ruhe. (S.
Griechenland,
[* 3] Geschichte.
) Seine
Politik war im
Grunde konservativ;
sie erstrebte einerseits volle Ausgestaltung und innere Festigung des attischen Seereichs und der attischen Seemachtstellung, andererseits Vorbereitung des unvermeidlichen Entscheidungskampfes mit Sparta.
Die durch Perikles
in
Athen veranlaßten herrlichen Bauten (Odeum,
Parthenon, Propyläen, s. d.) haben zum guten
Teil auch
den polit. Zweck gehabt,
Athens Vormachtstellung äußerlich zu
zeigen. Obwohl so Perikles
in erster Linie Staatsmann war, hat er
sich doch auch als Feldherr bewährt, bei der Niederwerfung des aufständischen Euböa (445) und
Samos
(441–440), endlich im
Peloponnesischen
Kriege. Dabei war Perikles
einer der gebildetsten und vielseitigsten
Männer seiner Zeit:
seine Bauten wie seine Freundschaft mit dem
Philosophen
Anaxagoras, dem Dichter
Sophokles, dem Bildhauer
Phidias u. a. geben
davon ein beredtes Zeugnis. In seiner Geliebten, dann seiner zweiten Gattin, der
Aspasia (s. d.), gewann
er eine gleichgestimmte Gefährtin. Perikles
starb im Sept. 429 an der
Pest. Unter den aus dem
Altertum erhaltenen Porträtbüsten
ist die im
Vatikan
[* 4] zu
Rom
[* 5] bekannt (s.
Tafel:
Griechische Kunst II,
[* 1]
Fig. 12).
Außer den
Schilderungen bei Thukydides und dem Leben des Perikles
von Plutarch vgl.
Oncken,
Athen und Hellas,
Tl. 2 (Lpz. 1866);
Filleul, Histoire du siècle de Perikles
(2 Bde., Par.
1873; deutsch von Döhler, 2 Bde., Lpz.
1874–75);
Lloyd, The age of Perikles
(2 Bde., Lond.
1875);
Ad. Schmidt, Das Perikleische Zeitalter (2 Bde., Jena [* 6] 1877 -79);
Beloch, Die attische Politik seit Perikles
(Lpz. 1884);
Pflugk-Harttung, Perikles
als Feldherr (Stuttg.
1884);
H.
Delbrück, Die
Strategie des Perikles
, erläutert durch die
Strategie
Friedrichs d. Gr. (Berl. 1890).