Périer
(spr. -rĭeh), Casimir
, franz. Staatsmann,
geb. zu
Grenoble,
[* 2] trat 1798 beim
Geniekorps der italienischen
Armee ein, begründete aber 1802 mit seinem ältern
Bruder,
Scipion (s. unten), zu
Paris
[* 3] ein Bankierhaus, das schon unter der Kaiserzeit zu einer bedeutenden
Blüte
[* 4] gelangte. Seine
scharfe
Kritik der
Anleihen des
Ministeriums 1817 öffnete Périer
den
Eintritt in die Deputiertenkammer, wo er
allen reaktionären Maßregeln mit der größten Entschiedenheit entgegentrat.
Namentlich bekämpfte er das System des Ministeriums Villèle mit seinem gewaltigen Rednertalent. 1828 trat er unter Martignac als Handels- und Finanzminister ins Kabinett, schied jedoch, als Polignac ans Ruder kam, sofort wieder aus. An der Julirevolution beteiligte er sich lebhaft, um die konstitutionelle Julimonarchie zu begründen, und trat, nachdem er 3. Aug. zum Präsidenten der neukonstituierten Kammer gewählt worden, am 11. in das Ministerium ohne Portefeuille.
Als aber
Laffitte 2. Nov. die oberste Leitung erhielt, schied Périer
wieder aus, da ihm die
Politik desselben zu revolutionär erschien,
und nahm seine
Stelle als
Präsident der
Kammer wieder ein. Am übernahm er jedoch selbst an
Laffittes
Stelle als Konseilspräsident
die
Bildung eines neuen
Ministeriums und in diesem zugleich das
Portefeuille des Innern. Seine
Maxime war die des sogen.
Juste-milieu.
Gegen alle anarchischen Bestrebungen schritt er mit großer Strenge ein und verlor dadurch seine
Popularität.
Er starb an der
Cholera.
Seine »Opinions et discours« gab
Rémusat 1838 heraus. Von seinen beiden
Söhnen widmete sich
Paul Périer
, geb. 1809, dem Bankiergeschäft;
Auguste Casimir
Victor
Laurent Périer
(seit 1874 Casimir
-Périer), geb. betrat dagegen
die diplomatische Laufbahn, war 1830-46 an verschiedenen
Höfen
Geschäftsträger, 1846 Mitglied der Deputiertenkammer und 1849 der
Gesetzgebende
Nationalversammlung. Anfangs der
Politik
Ludwig
Napoleons zugeneigt, protestierte er gegen den
Staatsstreich, weshalb
er auf einige
Tage verhaftet wurde. Er widmete sich seitdem agrarischen
Unternehmungen. 1871 in die
Nationalversammlung gewählt,
übernahm er das
Ministerium des Innern, das er jedoch schon niederlegte, wurde 1876 zum
Senator ernannt und starb 6. Juli d. J. Vgl.
Rémusat, Casimir
Périer
(1874). - Der älteste
Bruder des ältern Casimir
Périer
,
Augustin
Périer
, geb. zu
Grenoble, trat in das Bankiergeschäft seines
Vaters, ward 1827 in die Deputiertenkammer
gewählt und erhielt die Pairswürde; starb Ein andrer
Bruder,
Antoine
Scipion
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Périer
, geb. zu Grenoble, ward Mitbegründer der Bank von Frankreich, der Aufmunterungsgesellschaft, der ersten französischen
Assekuranzkompanie, der Sparkasse von Paris und vieler andrer gemeinnütziger Institute, unterstützte mit seinem bedeutenden
Vermögen industrielle Bestrebungen und führte die Dampfpumpen in den französischen Kohlengruben ein. 1818 übernahm er die
meisten Etablissements des ältern Casimir
Périer.
Er starb in Paris. Der jüngste Bruder, Camille
Périer
, geb. zu Grenoble, wurde 1808 Auditeur im Staatsrat, saß von 1828 bis 1834 als Deputierter von Mamers, dann des
Departements Corrèze in der Kammer und erhielt die Pairswürde; starb