Pergamént
,
eigentümlich zubereitete Tierhaut, welche keine Gerbung erhalten hat und sich daher beim
Kochen mit
Wasser
in
Leim (Pergamentleim
) verwandelt. Die zur
Darstellung des Pergaments
bestimmten
Felle werden eingeweicht, gereinigt, in Kalkäscher
behandelt, enthaart, gewaschen, auf dem Schabebaum bearbeitet, in einem
Rahmen faltenlos ausgespannt,
nochmals ausgestrichen, dünn geschabt und getrocknet (Trommelpergament
aus
Kalb-, Paukenpergament
aus Eselfellen).
Das zum Schreiben bestimmte Pergamént
wird, nachdem es auf beiden Seiten abgeschabt worden, mit einer magern Bleiweißölfarbe
angestrichen. Derartiges Pergamént
fertigt man aus den
Häuten junger
Kälber,
Ziegen, totgeborner
Lämmer, auch
aus der Aasseite gespaltenen Schafleders. Oft wird das Pergamént
, nachdem es auf dem
Rahmen getrocknet ist, gekreidet, geschabt und
mit
Bimsstein abgerieben. Das feinste und dünnste Pergamént
heißt
Jungfernpergament. Schweinefelle liefern besonders Pergamént
zu Büchereinbänden
und
Sieben.
Vgl. Wiesner, Die Weißgerberei und Pergamentfabrikation (Wien [* 3] 1877).
Bleiweißpflaster - Ble

* 4
Bleiweiß.Ein Pergamentsurrogat für Schreibtafeln erhält man aus Papier, wenn man dasselbe auf beiden Seiten mit Kopallack leicht anstreicht, nach dem Trocknen ebenfalls auf beiden Seiten 2-3 Anstriche mit einer aus Bleiweiß, [* 4] Bleizucker, Bimssteinpulver, etwas Erdfarbe und Leinöl bereiteten Farbe macht und zuletzt mit Bimsstein und Wasser schleift. Ein andres Surrogat ist das Pergamentpapier und ein Fabrikat aus leinenem oder baumwollenem Gewebe, [* 5] welches man mit Papierzeug imprägniert und dann wie bei der Fabrikation des Pergamentpapiers mit starker Schwefelsäure [* 6] behandelt.
Die
Erfindung des Pergaments ist uralt; schon zu
Davids
Zeiten hatten die Israeliten ausgerollte
Bücher von Tierhäuten, und
nach Herodots
Erzählung schrieben die
Ionier in den ältesten
Zeiten auf ungegerbte
Hammel- oder
Ziegenfelle,
von denen bloß die
Haare
[* 7] abgeschabt waren. Mit dem
Wort Membrana bezeichneten die Alten zunächst überhaupt die
Haut,
[* 8] dann
die zum Schreiben bereitete
Haut oder das Pergamént.
Später wurden die
Felle durch
Schaben und Reiben mit
Kalk zu Blättern verdünnt,
und wie
Josephus erzählt, konnte
Ptolemäos
Philadelphos die Feinheit des Pergaments nicht genug bewundern,
auf welches der
Pentateuch geschrieben war, den ihm der Hohepriester
Eleasar zuschickte.
Pergamino - Pergamon

* 9
Pergamon.
Wesentlich verbessert wurde das Pergamént
, wie es scheint, in
Pergamon,
[* 9] und es machte den vorzüglichsten Handelsartikel dieser Stadt
aus. Anfangs war das Pergamént
gelb, in
Rom
[* 10] lernte
man es weiß machen; nachher gab man ihm auch eine violette
oder Purpurfarbe auf beiden Seiten. Nach
Erfindung der
Buchdruckerkunst wurden einzelne kostbare Werke in einigen
Exemplaren
auf Pergamént
gedruckt (Pergamentdrucke); von manchen Werken wurden sogar dergleichen Abzüge in größerer Anzahl
gemacht, und da sie ohnehin dem
Zahn der Zeit leichter trotzen konnten, so sind von einzelnen
Drucken,
wie von dem »Psalterium« von 1457 und von der ersten
Fust-Schöfferschen
Bibel,
[* 11] die
Exemplare auf
Papier zur größern Seltenheit
geworden als die auf Pergamént.
Die
Sitte, von kostbaren Werken Pergamentabzüge zu veranstalten, hat sich, namentlich in
England und
Frankreich, bis auf die Gegenwart erhalten.