Pemphigus
(Pompholyx),
Hautkrankheit, bei welcher sich auf entzündlich geröteten, aber nicht infiltrierten, voneinander
getrennten Hautstellen große, mit heller, wässeriger
Flüssigkeit gefüllte
Blasen bilden. Diese
Blasen ähneln denen, welche
durch
Blasenpflaster oder durch
Verbrennungen der
Haut
[* 2] entstehen. Worauf dieser Vorgang beruht, ist nicht
genügend erkannt; denn nur von dem Pemphigus
, welcher bei Neugebornen vorkommt, weiß man, daß er syphilitischen
Ursprungs ist. Jedoch scheint auch beim Erwachsenen der Pemphigus
nicht ein selbständiges
Leiden
[* 3] der
Haut, sondern nur
Symptom einer
Blutentmischung zu
sein. - Der akute Pemphigus
(Febris bullosa, Blasenfieber) kommt sehr selten vor. Er wird von
einem bald nur leichten, bald aber ziemlich schweren fieberhaften Allgemeinleiden begleitet, welches den örtlichen
Erscheinungen
nur einige
Tage vorauszugehen pflegt.
Dann bilden sich auf der Haut rote, kreisrunde, juckende oder brennende Flecke, welche namentlich am Rücken, am Bauch [* 4] und an den Gliedmaßen sitzen. Nach wenigen Stunden schießt in der Mitte derselben ein kleines wasserhelles Bläschen auf, das sich schnell vergrößert und nach kurzer Zeit den ganzen Fleck bedeckt. Die Blasen schwanken zwischen der Größe einer Erbse, einer Walnuß oder eines Apfels. Ihr Inhalt ist anfangs klar, später wird er trübe und molkig. Nach 3-4 Tagen platzen die Blasen und hinterlassen eine wunde Stelle, die einige Tage lang näßt und dann sich mit einer dünnen Borke überzieht. Unter dieser bildet sich neue ¶
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Oberhaut. Bleibt es bei einem einmaligen Blasenausbruch, so kann die Krankheit in 8-14 Tagen beendigt sein; bilden sich aber
Nachschübe, so zieht sie sich 3-4 Wochen lang hin. Der chronische Pemphigus
entwickelt sich entweder aus dem akuten, indem die Bildung
der Blasen (vgl. Tafel »Hautkrankheiten«,
[* 6] Fig. 3) monate- oder jahrelang fortbesteht, oder
er tritt anfangs als ein scheinbar leichtes und unbedeutendes Leiden ohne stürmische Erscheinungen auf. Ohne daß das Allgemeinbefinden
des Kranken gestört erscheint, bildet sich auf der Haut eine kleine Anzahl von Blasen, und ehe diese verschwinden, bilden
sich andre.
Wenn die Kranken auch während des langwierigen Verlaufs des chronischen Pemphigus
gewöhnlich
frei von Fieber sind, so stellt sich doch in allen Fällen gegen das Ende der Krankheit Fieber ein, wodurch die bis dahin langsam
fortschreitende Erschöpfung und der Eintritt des Todes beschleunigt wird. In andern Fällen ist der Verlauf des chronischen
Pemphigus
ein intermittierender. Die Kranken bieten dann die Erscheinungen des akuten Pemphigus
dar und scheinen nach
Verlauf weniger Wochen genesen zu sein, da die Blasenbildung aufgehört hat und die vorhandenen Blasen abgetrocknet sind.
Aber nach längern Zwischenräumen wiederholt sich ein ähnlicher Anfall, und so kehrt das Leiden sechs- bis achtmal zurück;
ehe es erlischt, oder ehe es kontinuierlich wird und zum Tod führt. Die Behandlung des Pemphigus
ist eine rein
symptomatische. Man muß die Kräfte des Kranken durch entsprechende Ernährung und Vermeidung aller Säfteverluste aufrecht
zu erhalten suchen, bis die Krankheit erlischt. Vor dem Gebrauch von Bädern, Salben oder spezifischen Arzneimitteln ist zu warnen.
Dagegen ist das Bestreuen der nässenden Stellen mit Bärlappmehl zu empfehlen. Der Pemphigus
der Neugebornen
ist stets das Symptom der angebornen Syphilis. Die Blasen brechen zuerst an den Fußsohlen und Handtellern hervor, verbreiten
sich dann auf die Arme und Beine, ergreifen den Rumpf, zuweilen auch das Gesicht.
[* 7] Die Krankheit dauert nur 8-14 Tage,
seltener 3-4 Wochen und endet immer mit dem Tod. Bisher sind alle Versuche einer Heilung dieser Krankheit ganz erfolglos geblieben.
Bei Erwachsenen scheint unter dem Einfluß der Syphilis nur sehr selten ein Pemphigus
zu entstehen.