Die
Halbinsel zählt auf 22,502 qkm (480,65
QM.) (1879) 743,494 Einw. und zerfällt
in die fünf
NomenAchaia,
Argolis und Korinthia,
Arkadien,
Elis,
Lakonien und
Messenien. S.
Karte
»Griechenland«.
[* 8] - Die ältesten
Bewohner des Peloponnes waren neben den vorgriechischen (wahrscheinlich illyrischen) Völkern (Kaukonen, Kynuriern,
Azanen, Epeiern und
Lelegern) vornehmlich zur
See von O. her eingewanderte Griechen
(Hellenen) oder
Pelasger, daher der ältere
NamePelasgia für Peloponnes. Den lebhaften
Verkehr, welchen vorzugsweise
Argos mit dem
Orient unterhielt, drückt
die
Sage dadurch aus, daß sie dorthin
Danaos aus
Ägypten
[* 9] und
Pelops aus
Kleinasien einwandern läßt.
Von den
Achäern blieb ein Teil als zinspflichtige
Periöken unter der Herrschaft der Einwanderer zurück,
ein andrer warf sich auf die
Ionier im N. des Peloponnes, verjagte diese und besiedelte das Land unter dem
NamenAchaia. In
Elis endlich,
aus dem die Neliden vertrieben wurden, verschmolz die ursprüngliche Bewohnerschaft (Epeier) mit den unter
Oxylos gleichzeitig
mit den
Doriern eingewanderten
Äoliern. An derSpitze dieser
Staaten stand bis zur
Schlacht bei
Leuktra unbestritten
der Militärstaat
Sparta mit
Messenien, das nach wiederholten hartnäckigen
Kämpfen und nach tapferer Gegenwehr völlig in
seine
Gewalt geraten war.
Die übrigen, durch ihre Zersplitterung in viele kleine unabhängige
Staaten und
Städte und deren eifersüchtige Bestrebungen
untereinander gelähmt, bildeten zusammen zwar und mit
Sparta vereint, wie im Peloponnesischen
Krieg, eine
bedeutende Macht; einzeln betrachtet aber waren sie politisch nicht hervorragend, mit Ausnahme von
Korinth, das neben
Sparta
wiederholt eine
Rolle zu spielen vermochte. Nach der Vernichtung des Achäischen
Bundes (146
v. Chr.) wurde der Peloponnes unter dem
NamenAchaia römischeProvinz.
Die
Römer
[* 10] bezeichneten sogar ganz
Hellas als Provincia
Achaia. Als
Bestandteil des oströmischen
Reichs bildete der eine eigne,
von
Strategen verwaltete
Provinz. Nachdem er schon zur Zeit der
Völkerwanderung von den
Goten und
Vandalen verheert worden war,
wurde er in der zweiten Hälfte des 8. Jahrh. die
Beute einwandernder Slawenhaufen, die sich namentlich
am
Fuß des
Taygetos festsetzten. Es entstanden um diese Zeit neben den althellenischen Stadtgemeinden slawische Gemeinwesen,
welche sich unter eigentümlicher Stammverfassung zu besondern
Distrikten (Zupanien) vereinigten, nach und nach aber von den
byzantinischen Griechen unterworfen und gräzisiert wurden.
Nur allmählich begann durch die Verschmelzung der slawischen und hellenisch-romäischen
Bevölkerung
[* 11] zu einem Ganzen eine regsame Betriebsamkeit und ein lebendiger
Verkehr in den Seestädten
Moreas, wie der Peloponnes damals genannt
wurde, so daß dieselben den
Versuchen der Araber, im P. festen
Fuß zu gewinnen, erfolgreichen
Widerstand entgegensetzen konnten.
Dagegen erschütterte die Bulgarenstürme auch einen Teil des Peloponnes (995), und vom Ende des 11. Jahrh.
an suchten die
Normannen das Land heim. 1205 gründete
Wilhelm v.
Champlitte im westlichen Teil vom Peloponnes bis zu dem
Fuß des
Taygetos
hin ein fränkisches
Fürstentum, das 1209 auf
Gottfried v.
Villehardouin überging.
Erst nachdem alle Kykladeninseln der türkischen Herrschaft einverleibt worden waren, verstand sich Venedig im Frieden von 1540 zur
Räumung seiner letzten Besitzungen auf dem griechischen Festland. Der Peloponnes bildete seitdem ein türkisches Sandschak mit der
Hauptstadt Tripolizza, welches von dem zu Modon residierenden Mora-Bei unter der Jurisdiktion des Beglerbegs von
Griechenland verwaltet wurde. Nachdem sich Venedig 1684 dem Bündnis gegen die Pforte angeschlossen, eroberte der venezianische
Feldherr Morosini den ganzen Peloponnes, der durch den Frieden von Karlowitz 1699 förmlich wieder an die RepublikVenedig fiel.
Die Geologie
[* 17] des Peloponnes hat in den Jahren 1887-89 A. Philippson mit Unterstützung der Berliner
[* 18] Karl-Ritter-Stiftung untersucht und darüber einige vorläufige Berichte veröffentlicht, denen eine geologische Karte der ganzen
Halbinsel in 1:300,000 folgen soll. Danach ist der Peloponnes, von wenigen kleinen Ebenen abgesehen, ganz von Gebirgen der verschiedensten
Höhe und Streichrichtung erfüllt; tief eingeschnittene Thäler und Mangel an Straßen erschweren den Verkehr.
Industrie ist kaum vorhanden und wird sich auch voraussichtlich nie entwickeln, Handel und Schiffahrt sind unbedeutend, ausgenommen
in Patras, das Korinthen aus- und Getreide
[* 19] einführt. Ackerbau und Viehzucht allein ernähren die Bevölkerung. Das wichtigste
Erzeugnis ist die Korinthe, welche besonders auf der Nord- und Westküste bis 350 m Höhe gedeiht; außerhalb
Griechenlands wird sie nirgends in größerer Menge angebaut, und innerhalb Griechenlands produziert der Peloponnes mehr als vier Fünftel
des gesamten Ertrags (Ausfuhr 1887 für 54½ Mill. Frank). Da ihr Anbau sehr lohnend ist und wenig Zeit erfordert, so steht
die Bevölkerung in den Korinthen bauenden Gebieten auf einer höhern geistigen und materiellen Stufe.
Viel weiter verbreitet ist der Anbau des Ölbaums, der bis 400 m Meereshöhe steigt; vorzugsweise findet er sich im Osten.
Höher hinauf herrscht in Gemeinschaft mit Schaf- und Ziegenzucht Getreidebau vor, daneben der Anbau von Wein und europäischen
Fruchtbäumen (Mais und Wein bis 1100, Getreide bis 1250 m); dann folgt das Gebiet der ausschließlichen,
nomadisierenden Viehzucht. Nirgends gibt es große Ackerflächen, sondern stets nur kleine Oasen; daher sind große Ortschaften
selten, ebenso wie einzelne Gehöfte.
Dagegen finden sich viele kleine Dörfer, aus Steinhäusern bestehend und stets an das Vorkommen einer der seltenen Quellen
gebunden; sie liegen meist auf
halber Höhe der Thalabhänge. Jeder Demos (Gau, Gemeinde), oft aus 20-30
solcher kleiner Dörfer bestehend, bildet eine kleine Republik für sich mit gemeinsamem, selbst gewähltem Oberhaupt (Demarchos),
welcher der Regierung ziemlich selbständig gegenübersteht. Eigentliche Städte gibt es außer Patras nicht.
Rege ist der Seeverkehr, welcher an der Ostküste durch eine Reihe guter Häfen unterstützt wird, während
die viel produktivere Süd- und Westküste fast nur offene Reeden besitzt. Viel für die Erschließung des Peloponnes wird der in Angriff
genommene Weiterbau der EisenbahnAthen-Nauplia über Tripolitsa, den bedeutendsten Ort des Innern, nach Kalamata leisten. Einstweilen
sind Pferde,
[* 20] Maultiere und Esel die landesüblichen Transportmittel. Frachtwagen finden sich nur auf der
Strecke Myli-Tripolitsa. Ein größerer Warenaustausch ist daher unmöglich, Geld ist selten, und vielfach herrscht noch der
ursprünglichste Tauschhandel.
Ethnographie.
[* 21] Genauere Angaben über die Verteilung der albanesischen und griechischen Sprache
[* 22] im P. machte A. Philippson in
»Petermanns Mitteilungen«, 1890 (mit Karte). Er gibt für den Peloponnes mit den InselnPoros, Hydra und Spetsa 90,253
Albanesen (12,3 Proz.) und 639,677 Griechen (87,7
Proz.) an. Von den Albanesen entfallen die meisten auf den Nordosten, den NomosArgolis und Korinth, wo sie in zwei kompakten
Massen sitzen und 68,280 Seelen zählen, während die Griechen mit 54,542 in der Minderheit sind. In Achaia
und Elis gibt es nur 4493 Albanesen (2,5 Proz.) in drei einzelnen Enklaven; in Arkadien nur 922 (0,6 Proz.) im Dorfe Dara.
Dagegen machen sie in Lakonien, wo sie zwischen dem untern Eurotas und dem Ägeischen Meer sitzen, mit 8588 Seelen 7,6
Proz. der Gesamtbevölkerung aus, in Messenien mit 7970 Seelen 5 Proz. Im letztern Nomos liegen ihre geschlossenen Sitze südlich
von Andritsena und nordöstlich von Kyparissia. In allen diesen Gegenden ist das Albanesische die ausschließliche Sprache in der
Familie und im Umgang, wenn auch alle Männer daneben griechisch sprechen und Griechisch die offizielle Sprache
ist. Demnach ist das Albanesische keineswegs, wie behauptet worden ist, im Aussterben begriffen, und ebensowenig hat das Griechische
in der letzten Zeit in der Verdrängung des Albanesischen Fortschritte gemacht, wenn auch seine Kenntnis unter den Albanesen
zugenommen hat. Vor einer Generationgab es allerdings etwa 2500 albanesisch Redende mehr, und im Anfang
des 15. Jahrh. beherrschte es mit 200,000 Seelen mindestens die Hälfte der damaligen Bevölkerung.
Unter den Griechen, welche sieben Achtel der Bevölkerung des Peloponnes ausmachen, sind zwei kleine Stämme dialektisch und ethnographisch
auszuscheiden: die Tzakonen, 8705 Seelen in 7 Dörfern und 7 Weilern nordöstlich von Sparti, welche wahrscheinlich
den altgriechischen Dialekt der Kynuria bewahrt haben, und die Mandaten in der LandschaftMaina auf der mittelsten der drei südlichen
Halbinseln, welche einen neugriechischen Dialekt sprechen und sich namentlich durch ihre Sitten von den übrigen Griechen unterscheiden.
Sie zählen mindestens 46,000 Seelen. Ferner finden sich im P. etwa 300 nomadisierende Rumelioten aus Mittelgriechenland,
etwa 850 Kretenser bei Nauplia und in Messenien, einige hellenisierte Mulatten und einige hundert ebenfalls hellenisierte Zigeuner.
Wlachen sind nicht mehr vorhanden.
grch. Pelopónněsos (d. i. die Insel des Pelops, s. d.), jetzt Morea (s. d.), der bei
Homer noch unbekannte Name der Halbinsel, welche, durch den korinth. Isthmus mit Mittelgriechenland verknüpft, den südlichsten
und am reichsten gegliederten Teil der Balkanhalbinsel
[* 24] bildet. Der Peloponnes bedeckt 21466 qkm und ist durchaus gebirgig. (S. Karte:
Griechenland.)
Das Kernland ist das von NW. nach SO. streichende,
mit Bergketten erfüllte Hochland Arkadien (s. d.), das sich im N. zu drei mächtigen Gebirgsstöcken: Kyllene (jetzt Ziria),
Arcania (Anmerkung des Editors: Aroania) (jetzt Chelmos) und Erymanthos (jetzt Olonos), erhebt. Die steilen Abdachungen nach
N., aus denen sich die von den Alten als Chelydorea (jetzt Mavron Oros) und Panachaikon (jetzt Voidias)
bezeichneten Gebirge selbständiger hervorheben, nebst dem schmalen Küstensaum am Golf von Korinth bilden die Landschaft Achaia
(vor der dor. Wanderung Ägialeia, d. i. Gestadeland, genannt). Im W. lagern sich dem arkad.
Berglande ausgedehnte Tafelländer vor (Pholoe), welche in mehrern Stufen zu einer fruchtbaren Küstenebene hinabsteigen; sie
bilden zusammen die Landschaft Elis. Nach SW. hängt Arkadien durch das Lykäongebirge zusammen mit dem
Ägaleosgebirge, dem Rückgrat der Messenischen Halbinsel, während es sich nach SO. direkt in dem breiten Parnongebirge fortsetzt,
das sein Ende im Kap Malea weit in das Meer vorstreckt. Zwischen diesen beiden Ausläufern erhebt sich als ziemlich selbständiges
Gebirge der langgestreckte Taygetos, sich verlängernd in die mittlere der drei südl. Halbinseln des Peloponnes, welche
endet mit der Südspitze der Balkanhalbinsel: KapTänaron oder Matapan. Der Taygetos erreicht mit 2409 m die größte Höhe des
Peloponnes. Die beiden südl. Gebirge, Parnon und Taygetos, umschließen die Landschaft Lakonien. Nach O. wird Arkadien
durch den geschlossenen Gebirgswall des Artemision und Parthenion begrenzt, an welchem sich die mit vielgestaltigen Bergzügen
erfüllte östlichste Halbinsel Argolis anschließt. Zwischen diese von dem centralen Hochlande auslaufenden Gebirge schieben
sich Meeresgolfe ein, in deren
¶
mehr
Hintergründe fruchtbare Tiefebenen liegen, in welche sich die größern Flüsse
[* 26] der Halbinsel, von Arkadien herabkommend, ergießen;
so der meist trockne Inachos in die Ebene von Argolis, der Eurotas in die Ebenen von Lakonien (die obere von Sparta die untere
von Helos), der Pamisos in die beiden Ebenen von Messenien. Die große Elische Ebene ist das Mündungsgebiet
der beiden größten peloponnes. Flüsse, des Ruphia oder Alpheios mit dem Ladon und des Peneios. Die meisten übrigen Flüsse
sind Trockenbäche, die nur nach heftigen Regen Wasser führen. Im östl. Arkadien finden sich ringsumwallte Hochebenen, die
nur durch unterirdische Schlünde entwässert werden.
In den streckenweise sehr fruchtbaren Ebenen der Halbinsel gedeihen Korinthen, Wein, Oliven und Südfrüchte
vortrefflich; erstere bilden jetzt die vorzüglichste Einnahmequelle des Landes. Dagegen sind die ausgedehnten Gebirge dürr
und humusarm und meist nur in Thalmulden und Hochebenen dem Getreidebau zugänglich; doch sind sie für Schaf- und Ziegenzucht
wohl geeignet und besitzen in den höhern Teilen vielfach noch beträchtliche Tannenwälder. Der Mineralreichtum
ist ganz unbedeutend; Eisenerze und Marmor (besonders in Lakonien) können wegen der Transportkosten nicht ausgebeutet werden.
Über die Geschichte s. Griechenland und Morea. Der Peloponnes ist eingeteilt in die fünf Nomen Achaia und Elis, Arkadia, Argolis und
Korinthia, Lakonia, Messenia mit zusammen (einschließlich der dazugehörigen Inseln) 22201 qkm und (1889) 813154
E. Davon sind etwa 90000 Albanesen, welche vornehmlich den Nordosten der Halbinsel bewohnen. –
Vgl. E. Curtius, Peloponnesos
(2 Bde., Gotha 1851–52);
Clark, Peloponnesus,Notesof study and travel (Lond. 1858);
Beulé, Études sur le Peloponnèse
(2. Aufl., Par. 1875);
Philippson, Der Peloponnes (2 Tle., Berl. 1892), und Zur Ethnographie des Peloponnes (in «Petermanns
Mitteilungen», 1890).