Titel
Pedro
,
span. und portug. Form des Namens Peter, als deren Träger [* 2] hauptsächlich zu nennen sind:
1)
Dom Pedro
I. d'Alcantara,
Herzog von
Braganza, Sohn
Johanns VI.,
Königs von
Portugal
[* 4] und
Kaisers von
Brasilien,
geb. zu
Lissabon,
[* 5] erhielt 1801 den
Titel eines
Prinzen von
Beira, wuchs seit 1807 in
Brasilien auf, wurde nach dem
Regierungsan
tritt seines
Vaters 1816 zum
Prinzen von
Brasilien ernannt und vermählte sich 1817 mit der
Erzherzogin Leopoldine, der Tochter des
Kaisers Franz I. von
Österreich.
[* 6] Als 1820 die konstitutionelle
Bewegung
Portugals auch
in
Brasilien Platz griff, schuf er eine freisinnige konstitutionelle
Verfassung, die er im
Namen seines
Vaters einführte.
Am von seinem nach
Portugal zurückkehrenden
Vater als
Regent an die
Spitze der brasilischen
Regierung
gestellt, vom
Volk zum
Kaiser ausgerufen und 1. Dez. gekrönt, regierte er ganz in konstitutionellem
Geist, verdarb
aber auch viel durch seine Leidenschaftlichkeit und vermochte namentlich nicht die Brasilier mit den Portugiesen zu versöhnen.
Nach dem
Tod seines
Vaters, trat er als Pedro
IV. die
Regierung von
Portugal an, aber nur, um dem
Land eine
Verfassung zu geben, worauf er 2. Mai die portugiesische
Krone seiner Tochter
Dona
Maria da
Gloria abtrat und seinen
Bruder
Dom
Miguel unter der
Bedingung, daß er das
Grundgesetz annehme und sich mit
Dona
Maria verlobe, zum
Regenten
ernannte. Pedros
unglücklicher
Feldzug gegen die
Argentinische Republik,
[* 7] seine Verwickelung in den portugiesische Thronstreit
(1828), seine Leidenschaftlichkeit, die ihn in viele Streitigkeiten mit den
Cortes brachte, entfremdeten ihm jedoch die Brasilier
in dem
Grade, daß die
Cortes ihm die
Mittel zur Vertreibung des portugiesische Usurpators
Dom
Miguel verweigerten
und ein Volksaufstand ausbrach, welcher Pedro
bestimmte, 7. April zu gunsten seines
Sohns
Dom Pedro
II. abzudanken und nach
Frankreich zu gehen.
Hier nahm
er den
Titel eines
Herzogs von
Braganza an, führte eine Expedition zunächst nach
Terceira, dann von den
Azoren nach
Oporto
[* 8] und focht so erfolgreich gegenden Usurpator
Dom
Miguel, daß er in
Lissabon
einziehen konnte. Am 23. Sept. erhob er darauf seine Tochter auf den
Thron
[* 9] und ordnete in ihrem
Namen den zerrütteten
Staat. Nachdem
sein
Bruder in der
Kapitulation zu
Evora allen Ansprüchen auf
Portugal entsagt hatte, ward Pedro
23. Aug. von
den
Cortes mit 90
Stimmen gegen 5 förmlich zum
Regenten gewählt; doch legte er wegen seiner leidenden
Gesundheit schon 18. Sept. die
Regentschaft in die
Hände der versammelten
Cortes nieder, die nun die junge
Königin für volljährig
¶
mehr
erklärten. Er starb Aus seiner ersten Ehe mit Leopoldine von Österreich (gest. stammen außer der
nachmaligen Königin von Portugal, Dona Maria II. da Gloria, und dem Kaiser Pedro
II.: Dona Januaria, geb. seit 1844 die
Gemahlin des neapolitanischen Prinzen Ludwig, Grafen von Aquila, und Dona Franziska Karoline, geb.
seit 1843 Gemahlin des Prinzen von Joinville.
2) Dom Pedro
II. d'Alcantara, Sohn des vorigen, geb. zu Rio de Janeiro,
[* 11] ward zum Kaiser ausgerufen, stand anfangs
unter einer Reichsregentschaft, wurde für volljährig erklärt und gekrönt. Er
erwarb sich durch seine wohlwollende Gesinnung, seine Uneigennützigkeit und kluge Zurückhaltung, seine gediegene Bildung
und seine aufrichtige Liebe für das Gute allmählich einen maßgebenden, ja entscheidet den Einfluß auf die Regierung des
Kaiserreichs, obwohl die Verfassung seine Rechte sehr beschränkt und er streng nach derselben herrscht,
und obwohl die demokratischen Gewohnheiten des brasilischen Volkes es mit sich bringen, daß ihm äußerlich wenig Ehrfurcht
erwiesen wird.
Pedros
Regierung hatte im Anfang mit innern Unruhen zu kämpfen und wurde später in mancherlei auswärtige Verwickelungen
hineingezogen, so 1851-52 gegen den Diktator Rosas von Buenos Ayres,
[* 12] wiederholt, 1854-55 und 1864-65, gegen
Uruguay
[* 13] und endlich 1865-70 gegen Lopez von Paraguay. 1871-72, 1876-77, 1887 u. 1888 machte er große Reisen nach Nordamerika
[* 14] und Europa.
[* 15] Vermählt ist er seit mit Therese Christine Maria (geb. Tochter des Königs Franz I. beider Sizilien,
[* 16] welche ihm die Prinzessinnen Isabel, die Thronfolgers (geb. vermählt
mit dem Grafen von Eu und Leopoldine (geb. vermählt mit dem Prinzen August von Sachsen-Koburg)
gebar.
3) Pedro
I., Sohn Alfons' IV. und der Beatrix von Kastilien, geb. zu Coimbra, gelangte nach seines
Vaters Tod, auf den Thron, beteiligte sich an den Kriegen zwischen Kastilien und Aragonien 1358 und 1364 abwechselnd
für beide Parteien; starb zu Estremos, von Zeitgenossen el Riguoso, der Strenge, genannt. Vermählt war er in
erster Ehe mit Konstanze von Kastilien-Villene, in zweiter mit Ines de Castro, deren Ermordung 1355 er nach
dem Tod seines Vaters auf das grausamste rächte.
4) Pedro
II., dritter Sohn Johanns IV. und der Luise von Guzman, geb. zu Lissabon, ward auf Betrieb der Gemahlin seines
Bruders Alfons VI., Marie Françoise Elisabeth von Savoyen, mit der er sich dann vermählte, an Alfons' Stelle zum
Regenten ausgerufen, worauf der König gegen das Herzogtum Braganza und einen Jahrgehalt freiwillig abdankte. Pedro war das blinde
Werkzeug der Pfaffen. Dennoch gewann das Land unter seiner Regentschaft nach außen. Er gab dem Land den
ersehnten Frieden mit Spanien und legte die ostindischen Streitigkeiten mit den Niederländern bei. Erst nach seines Bruders
Tod 1683 nahm Pedro den Königstitel an. In dem spanischen Erbfolgekrieg verhielt er sich anfangs neutral und schloß sich erst 1703 an
Österreich an. Er starb
5) Pedro III., Sohn Johanns V., Bruder Josephs I. und mit dessen Erbin Maria vermählt, erhielt bei deren Thronbesteigung den Königstitel; starb 1786.
6) Pedro IV., s. v. w. Pedro 1).
7) Dom Pedro V. d'Alcantara, Herzog zu Sachsen, [* 17] Sohn der Königin Maria II. da Gloria und ihres Gemahls Ferdinand von Sachsen-Koburg-Gotha, geb. entfaltete unter der mit deutscher Sorgfalt geleiteten Erziehung glückliche Anlagen des Geistes und Herzens und erwarb sich eine vielseitige und gediegene Bildung. Der Tod seiner Mutter berief ihn unter väterlicher Vormundschaft zur Regierung. Nachdem er fast ganz Europa bereist hatte, übernahm er die Regierung selbständig und führte dieselbe in durchaus konstitutionellem Geist. Er starb aber schon und hatte seinen Bruder Ludwig zum Nachfolger. Vermählt war er seit mit der Prinzessin Stephanie, Tochter des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, die ihm im Tod voranging.
Vgl. Schelhorn, Dom Pedro V., König von Portugal (Nürnb. 1866);
Derselbe, Zum 25jährigen Todestag des Königs Dom Pedro V. (Münch. 1886).