Paulus
Diaconus, Sohn Warnefrieds, langobard. Geschichtschreiber, geboren um 730 in Friaul aus einem edlen Geschlecht, ward am Hof [* 2] des langobardischen Königs Ratchis zu Pavia erzogen und hielt sich wahrscheinlich auch unter dessen Nachfolgern Aistulf und Desiderius am königlichen Hof, dann am Hof des Arichis, des Gemahls der langobardischen Königstochter Adelperga, welche er unterrichtet hatte, auf. Für diese schrieb er 781 seine »Historia romana«, die bis auf Justinian geht (am besten bei Muratori, »Rerum italicarum scriptores«, Bd. 1), eine Kompilation aus verschiedenen ältern Geschichtswerken.
Hierauf trat er als
Mönch in das
Kloster
Monte Cassino; doch begab er sich 781 auf den
Wunsch
Karls d. Gr. an dessen
Hof, wo er
sich durch seine Bemühungen um
Hebung
[* 3] wissenschaftlicher
Studien im
Frankenreich große
Verdienste erwarb,
das
Griechische lehrte, eine Homiliensammlung (»Omiliarius«, von 1482 bis 1569 oft
gedruckt und auch ins Deutsche
[* 4] übersetzt) herausgab und
»Gesta episcoporum Mettensium« (am besten gedruckt in
Pertz'
»Monumenta Germaniae historica«,
Bd. 2) schrieb. 787 nach
Monte Cassino zurückgekehrt, verarbeitete er sein früher begonnenes Geschichtswerk zu
einer Geschichte seines
Volkes mit Berücksichtigung der griechischen und fränkischen Geschichte unter dem
Titel:
»Historia
Langobardorum« (zuerst Par. 1514, am besten bei
Muratori und in den
»Monumenta Germaniae historica«; Separatausg., Hannov.
1878; deutsch von
Abel, Berl. 1849; neue Ausg. von
Jacobi, 1878), welche zwar als Geschichtswerk manche Mängel zeigt, aber
durch die
Erhaltung des Sagenschatzes und der mündlichen
Überlieferung des langobardischen
Volkes außerordentlich wertvoll
ist. Er war damit bis 744 gediehen, als ihn der
Tod, angeblich 13. April 797, überraschte. Das Werk wurde bis ins 15. Jahrh.
hinein von den spätern Geschichtschreibern vielfach benutzt. Außerdem gibt es von Paulus Diaconus
noch
eine Anzahl Gedichte, Grabschriften und
Briefe und einige praktisch-theologische
Schriften, darunter eine
Erläuterung der Benediktinerregel.
Vgl.
Dahn, Langobardische
Studien, Bd. 1: Paulus Diaconus
(Leipz.
1876);
Jacobi, Die
Quellen der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus
(Halle
[* 5] 1877).