mehr
wankend ward und überdies
Bonaparte dem
Stolz des russischen Herrschers zu schmeicheln verstand, so trennte sich Paul
1799 von der
Koalition;
Ludwig XVIII. und alle Emigrierten, die in Rußland ein
Asyl gefunden, mußten den russischen
Boden verlassen. An
Spanien,
[* 3] den Verbündeten
Frankreichs, erklärte Paul
den
Krieg, besonders deshalb, weil diese Macht ihm die
Anerkennung als
Großmeister des
Johanniterordens versagt hatte. Die Mißstimmung Pauls
gegen
England wuchs immer mehr und erreichte 1800 den
höchsten
Grad, als die
Engländer die indessen den
Franzosen wieder entrissene
Insel
Malta ihm, als dem
Großmeister des
Ordens,
nicht ausliefern wollten. Er legte
Embargo auf alle in russischen Häfen befindlichen englischen
Schiffe
[* 4] und schloß im
Dezember mit
Schweden,
[* 5] im
Januar 1801 mit
Dänemark
[* 6] und im April d. J. mit
Preußen
[* 7] einen gegen
England gerichteten
Neutralitätsvertrag.
Seine despotische Regierungsweise und sein
Plan, den
Prinzen
Eugen von
Württemberg,
[* 8] seinen
Neffen, zu adoptieren und seine
Söhne
Alexander und
Konstantin verhaften zu lassen, veranlaßten die
Verschwörung, welche Paul
das
Leben kostete.
Unter den 30 Verschwornen waren besonders thätig
Graf
Pahlen,
Fürst
Platon Subow,
Katharinas II. letzter Günstling, die
Grafen
Nikolaus und Valerian Subow,
General
Bennigsen,
General
Uwarow und Gardeoberstleutnant Tatischew. Am abends ließ
General
Pahlen die
Truppen vor dem Michailowschen
Palast aufstellen; die übrigen Verschwornen, die Subows an der
Spitze, drangen nachts 11
Uhr
[* 9] in Pauls
Schlafzimmer ein.
Der
Kaiser, halb angekleidet auf seinem
Bett
[* 10] liegend, sprang ihnen wild entgegen und fragte nach ihrem
Begehr. Sie legten ihm
eine Abdankungsurkunde zu gunsten seines ältesten
Sohns vor. Als Paul
erklärte:
»Ich bin
Kaiser und will
es bleiben«, schlug ihn
Nikolaus Subow nieder, und die Verschwornen erdrosseln den
Kaiser nach verzweifelten
Widerstand mit
seiner eignen
Schärpe. Der
Leichnam war so verunstaltet, daß man ihn dem Anblick der
Kaiserin, die übrigens keinen Teil an
dem
Komplott hatte, entzog.
Maria Feodorowna hatte dem
Kaiser zehn
Kinder geboren, von denen acht ihn überlebten:
Alexander (s. d. 17),
der folgende
Kaiser,
Konstantin (s. d. 11),
Alexandra (geb. vermählt mit dem
Erzherzog
Joseph,
Palatin von
Ungarn,
[* 11] gest.
in
Ofen),
Helene (geb. 1784, vermählt mit dem
Erbprinzen
Friedrich
Ludwig von
Mecklenburg-Schwerin, gest.
1803),
Maria (geb. 1786, Großherzogin von
Sachsen-Weimar, gest.
1859),
Katharina (geb. 1788,
Königin von
Württemberg, gest.
1819),
Anna (geb. 1795, verwitwete
Königin der
Niederlande,
[* 12] gest.
1865),
Nikolaus (s. d. 9),
Alexanders I. Nachfolger, und
Michael (geb.
gest.
Ein schönes Denkmal ließ die
Kaiserin ihrem Gemahl in
Pawlowsk errichten.
Vgl. Kobeko,
Paul
Petrowitsch 1754-96 (deutsch, Berl. 1886);
Bienemann, Aus den
Tagen
Kaiser Pauls
(Leipz. 1886).
2)
Friedrich Paul
Wilhelm,
Herzog von
Württemberg, bekannt als Reisender und Naturforscher, geb. zu
Karlsruhe
[* 13] in
Schlesien,
[* 14] Sohn des
Herzogs
Eugen von
Württemberg (s.
Eugen 7) und der
Prinzessin
Luise von
Stolberg-Gedern,
Neffe des
Königs
Friedrich I. von
Württemberg, erhielt am
Hof
[* 15] seines Oheims zu
Stuttgart
[* 16] eine rein militärische
Erziehung und widmete
sich besonders mathematischen und naturwissenschaftlichen
Studien. 1806 ward er
Hauptmann der
Garde zu
Fuß, 1815 trat er mit
gleichem
Rang in preußische
Dienste.
[* 17]
Im
Oktober 1822 unternahm er eine
Reise nach
Nordamerika,
[* 18] wo er besonders
die
Flußgebiete des
Mississippi und
Missouri durchforschte, nahm dann, nach
Europa
[* 19] zurückgekehrt (1824), seine Entlassung aus
preußischen
Diensten und hielt sich teils in
Württemberg, teils in
Schlesien auf; nach seiner Vermählung mit der
Prinzessin
Sophie von
Thurn und
Taxis 1827 wählte er
Schloß
Mergentheim
[* 20] zu seinem Aufenthalt. 1829 trat er eine zweite
Reise nach
Amerika
[* 21] an und wählte jetzt besonders
Mexiko
[* 22] und die südlichen
Staaten der nordamerikanischen
Union zum Gegenstand
seiner Forschungen; 1839-40 beteiligte er sich an der Expedition, die
Mehemed Ali, der
Vizekönig von
Ägypten,
[* 23] zur Erforschung
des obern
Nils anordnete. 1849 bis 1856 besuchte er zum drittenmal
Amerika und bereiste diesmal die Weststaaten
der
Union, fast ganz
Südamerika,
[* 24]
Kanada, das Oregongebiet und
Florida.
Schon Ende 1857 war er wieder in der
Neuen Welt, durchforschte
von
New Orleans aus die
Länder des untern
Mississippi, ging dann nach
Australien
[* 25] und kehrte über
Ceylon
[* 26] und
Ägypten nach
Deutschland
[* 27] zurück. Er starb in
Mergentheim und hinterließ einen Sohn,
Maximilian, geb. Von
ihm erschien: »Erste
Reise nach dem nördlichen
Amerika« (Stuttg. 1835);
seine weitern Reiseberichte sehen ihrer Veröffentlichung noch entgegen.