Vergeblich versuchte er sich mit
FrankreichsHilfe von
Spaniens Übermacht frei zu machen und diesem
Neapel
[* 12] zu entreißen; 1557 wurde er von
Alba
[* 13] gezwungen, jeder
Verbindung gegen den spanischen König zu entsagen. Er starb Durch
seine Strenge hatte er sich so mißliebig gemacht, daß nach seinem
Tode das
Volk seineBildsäule auf dem
Kapitol zertrümmerte und in den
Tiber warf. Er schrieb unter anderm: »Tractatus de
Ecclesiae Vaticiniis et ejus sacerdotum
principatu« und
»Notae in Aristotelis ethicam«.
5) PaulV., vorher Camillo
Borghese,
geb. 1552 zu
Rom, studierte
Philosophie und
Jurisprudenz, ward Vizelegat in
Bologna, wurde
unter
Clemens VIII. zumKardinal ernannt und bestieg als
Leos XI. Nachfolger den päpstlichen
Stuhl. Als strenger
Kanonist wollte er der weltlichen Macht durchaus keinen Einfluß auf die kirchlichen Angelegenheiten gestatten,
fand aber damit an der
RepublikVenedig,
[* 14] die den modernen Staatsbegriff
PaoloSarpis festhielt, eine zähe Gegnerin, die sich
durchBann und
Interdikt nicht einschüchtern ließ. 1613 gründete er auf dem
Quirinal ein
Seminar zur
Bildung
von Missionsgeistlichen für alle
Länder und
Völker. Überhaupt beförderte er alle Einrichtungen, die auf
Erweckung eines
kirchlichen
Sinnes abzielten. Auch für die Verschönerung
Roms und die Ausschmückung des
Vatikans that er viel. Er starb
Zwar ernannte ihn
Katharina II. zum Großadmiral des
Reichs, aber er durfte nicht einmal die
KronstädterFlotte besuchen. 1781 machte
er mit seiner Gemahlin unter dem
Namen eines
Grafen von
Norden
[* 16] eine anderthalbjährige
Reise durch
Europa.
[* 17] Nach der Rückkehr lebte er von neuem in gezwungener Unthätigkeit zu
Gatschina bei
Petersburg.
[* 18]
Eben damit umgehend, ihren Sohn
zu gunsten ihres Enkels
Alexander testamentarisch von der
Thronfolge auszuschließen, starb
KatharinaPaul bezeichnete
die ersten
Tage seiner
Regierung mit mannigfache
Beweisen einer natürlichen Gutmütigkeit und Gerechtigkeitsliebe.
Bald jedoch äußerten sich die
Folgen des
Drucks, den Paul fast 40 Jahre lang ausgestanden. Die
Furchtvor der französischen
Revolution
und das ihm anerzogene Mißtrauen wurden die
Ursache zu einer furchtbaren geheimen
Polizei, zu scharfen Zensurverordnungen,
zum Verbot der Einfuhr fremder
Bücher und des
Eintritts fremder Reisenden und zu der peinlichen und grausam
strengen
Disziplin im
Heer. Pauls Gereiztheit und
Willkür kannten keine
Grenzen,
[* 19] das geringste
Wort der Mißbilligung hatte
Verbannung
zur
Folge.
Ebenso launenhaft wie in der innern
Politik zeigte er sich in seiner äußern. Die durch die
Franzosen vertriebenen Malteserritter
fanden
Aufnahme in Rußland; ja, Paul ließ sich selbst zum
Großmeister derselben wählen, ohne
den
Widerspruch des
Papstes und mehrerer Mächte zu beachten. Nur die dringendsten
Vorstellungen der österreichischen und englischen
Diplomaten, die sowohl seine Ruhmbegierde als seine
Furcht vor dem Jakobinismus aufzustacheln wußten, bestimmten ihn bald
nach dem
Frieden von
Campo Formio 1798 zur
Teilnahme amKriege gegen
Frankreich.
Bald aber faßte Paul wieder
Mißtrauen gegen den
Kaiser Franz II. und besonders gegen
Pitt, und da nach manchen errungenen
Siegen
[* 20] das Kriegsglück
¶
Der Kaiser, halb angekleidet auf seinem Bett
[* 27] liegend, sprang ihnen wild entgegen und fragte nach ihrem Begehr. Sie legten ihm
eine Abdankungsurkunde zu gunsten seines ältesten Sohns vor. Als Paul erklärte: »Ich bin Kaiser und will
es bleiben«, schlug ihn Nikolaus Subow nieder, und die Verschwornen erdrosseln den Kaiser nach verzweifelten Widerstand mit
seiner eignen Schärpe. Der Leichnam war so verunstaltet, daß man ihn dem Anblick der Kaiserin, die übrigens keinen Teil an
dem Komplott hatte, entzog.
1) Oskar, Musikgelehrter, geb. zu Freiwaldau in Schlesien, studierte zu Leipzig
[* 44] Theologie,
wandte sich jedoch bald ausschließlich der Musik zu und bildete sich am LeipzigerKonservatorium, später noch durch Privatunterricht
bei Plaidy, Richter und Hauptmann für dieselbe aus. 1860 an der UniversitätLeipzig zum Doktor promoviert, habilitierte er sich 1866 an
derselben als Dozent für die Musikwissenschaft und wurde 1874 zum Professor sowie bald darauf auch zum
Lehrer der Musikgeschichte am Konservatorium ernannt. Er veröffentlichte außer Beiträgen für Musikzeitungen: »Die absolute
Harmonik der Griechen« (Leipz. 1867),