Pataken
(Pataten), s. v. w. Kartoffeln.
Pataken
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Pataken
(Pataten), s. v. w. Kartoffeln.
die Knollen von Solanum tuberosum L. (Erdäpfel, Erdpumsen, Erdtoffel und Erdtuffel, Flötz-, Grund- und Erdbirnen, Knolle, Nudel, Pantoffel, Patate, Podacke, Taberhölle, Tartoffel und Toffel), frz. pomme de terre, engl. potatoe, holl. aardappel, ital. tartuffolli und tartufoli, in Peru und Chili heimisch, 1560 nach Spanien, 1565 nach Irland, 1584 nach England durch W. Raleigh gebracht, 1586 von Fr. Drake, allgemeiner nach den Bürgerkriegen, in Frankreich erst unter Ludwig XVI. und in Deutschland zu Ende des vorigen Jahrhunderts als Nahrungspflanze angebaut, seit unserm Jahrhundert aber in großartigem Maßstab auch für technische Zwecke, Stärke-, Branntwein-, Bier-, Kartoffelzuckerbereitung, und zur Fütterung.
Die K. wird jetzt wegen ihrer vielfachen Verwendbarkeit in einer sehr großen Zahl von Sorten und Varietäten gebaut - Kabinette mit bis 2000 Spielarten -, von welchen aber die meisten für den Handel wertlos sind. Man unterscheidet besonders Früh- und Spätkartoffeln und Mittelsorten, erstere am teuersten bezahlt und anfangs nur Gegenstand des Luxus - Hauptabsatz nach großen Städten und in Badeorte, Lieferanten Algier, Frankreich, die Rheinlande. Nach Verwendung gibt es Speise-, Futter-, Brennerei-Kartoffeln, unter ersteren Salat- (Horn-, Tannzapfen-, Nieren-Kartoffeln etc.), meist längliche Formen, weniger reich an Stärke, aber ausgezeichnet durch bestimmten Geschmack, mittelgroße am beliebtesten, beste Sorten Zwiebel-, Sechswochen-, englische und amerikanische Sorten etc. und große (Gemüsekartoffeln). Fernere Unterscheidungen macht man nach Farbe, Größe, Form (rund, lang etc.), Fleisch (weiß und rot, hellgelb etc.). -
Den Wert der K. bildet der Gehalt an Stärkemehl, welcher von 11 bis selbst 28% schwanken kann, je nach Sorte, Boden, Bestellung, Jahrgang etc. Für Speise- und Futterk. genügt ein Gehalt bis 20%, für Brennerei und Stärkefabrikation kann er nicht hoch genug sein und sollten Sorten mit unter 18-20% gar nicht zur Verwendung kommen; die Salatkartoffeln können am gehaltlosesten sein; zur Ernährung haben auch die stickstoffhaltigen Bestandteile der K. noch Wert, für die des Menschen vor Allem der Geschmack und das Prozentverhältnis des Wassers, welches 75% im Mittel beträgt.
Der Verkauf nach Stärkegehalt hat sich bis jetzt noch nicht einbürgern lassen, obschon es leicht zu handhabende Apparate gibt, um den Stärkegehalt zu bestimmen. Äußerlich läßt auf hohen Gehalt an Stärke schließen: das derbe Fleisch, feste Rinde, tiefliegende Augen, konsistenter, kleberiger Reibeschaum. Der Wohlgeschmack hängt mit dem Mehlreichtum nicht zusammen, die Farbe des Fleisches und der Schale ist ein unzuverlässiges Beurteilungsmittel. Die besten K. gedeihen im Sandboden, bis zu leichtem Lehmboden, die Bezugsquelle ist deshalb wichtig für den Handel mit Speisegut, wie zur technischen Verarbeitung.
Der Anbau hat sich überaus weit verbreitet; die K. wächst in Deutschland als Frühkartoffel in 70-90, als Spätkartoffel in 140 bis 180 Tagen; die Legzeit für erstere ist so früh als möglich, für letztere zur Zeit der Entwickelung des Buchenlaubs zu wählen. Der eigentliche Bezirk für die K. ist in Europa der von den nördlichen Mittelmeerländern bis zu 60° n. Br., die Höhe, bis zu welcher sie angebaut wird, in der Schweiz bis zu 1400 m, im tropischen Amerika bis 757 m. Am besten gedeiht sie in dem trocknen Klima von Peru und Chili, bei uns auf den Sanddünen der Nord- und Ostsee.
Ertrag und Gehalt an Stärke werden schlecht auf bündig, feuchtem Boden und leicht gefährdet im feuchten Klima (Irland). Die Kartoffelkrankheit und neuerdings der Koloradokäfer können in manchen Jahrgängen die ganze Ernte vernichten, außerdem leidet aber die K. noch durch zahlreiche Feinde aus der Tier- und Pflanzenwelt und durch die Witterung. Der Ertrag ist deshalb ein sehr wechselnder: pro ha von 85 bis 300 hl à 73-75 kg. Es gelten 10000 kg als schlechte, 29000 kg als vorzügliche Ernte. Hausner rechnete als Gesamternte in Europa etwa 711 Mill. hl, Deutsches Reich 272, Frankreich 120, Österr.-Ungarn und Rußland je 80-100, Großbritannien 102, Belgien 30, Niederlande 15, Schweden 18 etc. -
Die Gesamternte kann jetzt bis zu 800 Mill. hl angenommen werden, oder zu etwa 300 Mill. m. Ztr. Die Durchschnittspreise sind für 1 m. Ztr. 3-3.5 Mk., das Gesamterzeugnis beziffert sich also zu über 1000 Mill. Mk. jährlich. Im Deutschen Reich waren im Jahre 1878 mit K. 2753215.8 ha bestellt zu durchschn. 85.7 m. Ztr. oder im Ganzen 25.59 Mill. t. -
Die K. kann, ihres geringen Preises wegen, per Achse nicht auf weite Entfernung verfrachtet werden; zu Wasser und mittels der Eisenbahn geht sie auf weite Strecken. England führte allein vom Oktober 1877 bis Mai 1878 über Hull 91351 t ein, hauptsächlich aus Hamburg, Stettin, Antwerpen und Rotterdam; aufgekauft wurden K. für England im ganzen Deutschen Reich. Die großartigste Ausfuhr, zumeist nach England, zeigte das Jahr 1881 mit 579 Mill. kg Ausfuhr überhaupt. -
Je weiter der Transport gehen soll, um so sorgsamer müssen die K. sortiert und ausgelesen sein; der Aufkauf geschieht bei den Produzenten direkt oder durch Händler, die Abnahme meist auf den Bahnhöfen (Schiffen), die Verfrachtung in offenen Waggons (im ganzen Schiffsraum bei Fluß- oder ¶
Kanalfracht). Die Versendung darf nicht bei Kälte geschehen, da die K. leicht erfriert und dann bei Wärme fault; gefrorene K. sind nur technisch zu verwerten, für den Genuß widerlich süß geworden (Umwandlung von Stärkemehl in Zucker). Die Aufbewahrung im Großen geschieht jetzt nur noch in Erdgruben, sog. Mieten, für den Privatgebrauch in Kellern, zweckmäßig unter Bedeckung mit feiner Asche, wodurch das so nachteilige Faulen und das Auskeimen im Frühjahr vermieden wird.
Gut in Asche gebettete K. (in Kisten, Fässern oder frei) lassen sich bis Juni und selbst in den Juli des folgenden Jahres aufheben, also bis in die Zeit, wo der Preis am höchsten ist. Den Handel bedingt die Beurteilung der Sorten, die Kenntnis der besten Bezugsquellen und die der Ansprüche der Konsumenten in den Absatzorten. England liebt nur mittelgroße, weißfleischige, besonders die Zwiebelkartoffeln und die diesen ähnlichen, gut sortiert und auserlesen. Kleine, verletzte, fleckige oder sonst nicht ganz gute K. lohnen den Transport nicht. - Zur Prüfung auf den Stärkegehalt dienen der Kroker'sche Kartoffelprober, die Kartoffelwagen von Feska und von Huntzig und das Aräometer von Keller.
Ungenaue, aber für den Handel und sonst genügende Resultate gibt die Stöckhardt'sche Salzprobe. In 6 Gläser mit je 1 kg Wasser kommt Salz, in Nr. 1 26.5 g, in jedes folgende je 3.3 g mehr; die zu prüfende K., gut abgerieben und gewaschen, kommt in Nr. 1, schwimmt sie, dann in Nr. 2 u. s. f., bis sie untergeht. Nr. 1 entspricht 15, Nr. 2 = 17, Nr. 3 = 19, Nr. 4 = 21, Nr. 5 = 22.5 und Nr. 6 = 24% Stärke. Sehr frühzeitige K. kann man durch tiefes Legen im Herbst, Bedecken des Bodens über Winter mit Mist und Schutz der jungen Pflanzen im Frühjahr bei Frost durch übergespannte Rähmchen mit Papier oder dünner Leinwand etc. erzielen. Sie lösen 3-10 fachen Preis gegen sonst. - Die K. sind zollfrei.