[* 2] ehemaliges
Bistum und
Fürstentum, ist 738 aus dem frühern
BistumLorch hervorgegangen, indem
Bischof Vivilo seinen
Sitz nach Passau verlegte, als die
AvarenLorch zerstörten. Als
Sprengel ward ihm von
Bonifacius das Land zu
beiden Seiten der
Donau von Niederaltaich bis zur
Enns angewiesen. Doch schon im 9. Jahrh. dehnte sich die
Diözese, über welche
Salzburg
[* 3] Metropolitanrechte in Anspruch nahm, über das ganze Erzherzogtum
Österreich
[* 4] aus und behielt diesen
Umfang bis zur
Errichtung der
BistümerWien
[* 5] und
Wiener-Neustadt (1468). Langsamer mehrte sich das Ländergebiet des
Bischofs.
Das bischöfliche
Wappen
[* 7] war ein springender roter
Wolf im silbernen
Felde. Die Einkünfte des
Bistums wuchsen im 18. Jahrh.
auf 430,000
Gulden, wozu noch aus den österreichischen Herrschaften jährlich 180,000
Guld. kamen. Von
PassausBischöfen haben
wenige eine über ihren
Sprengel hinausgehende Thätigkeit entwickelt.
Bischof Piligrim (971-981) betrieb die
Mission in
Ungarn,
[* 8] wie es scheint, in der eigennützigen Absicht, auf
Grund gefälschter
Urkunden das
Pallium
[* 9] zu erwerben und
die
OberhoheitSalzburgs abzuschütteln. Doch gelang ihm dies nicht. Altmann (1065-1091), im Investiturstreit ein eifriger
Anhänger des
Papsttums, ward von
PapstGregor VII.
¶
Der erstere trat bald zurück; aber Rupert, von Böhmen,
[* 12] Bayern
[* 13] und Passau, Georg, von Österreich unterstützt,
bekämpften einander drei Jahre lang, bis Georg die Oberhand behielt. Der edle und gelehrte Leonhard von Layming (1424-51)
verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von 1435 und 1437 und
suchte Handel und Schiffahrt zu heben. Unter seinem Nachfolger Ulrich vonNußdorf fand 1478 zu Passau eine
heftige Judenverfolgung statt.
Eiserne Brücken führen über die Donau und den Inn, über erstere zwischen Altstadt und Ilzstadt auch noch
ein Drahtsteg. Die eigentliche Stadt ist gut gebaut, weniger die Vorstädte. Unter den öffentlichen Plätzen ist der Dom-
oder Paradeplatz (mit der ehernen Statue des KönigsMaximilianJoseph I.) der schönste. Von den elf KirchenPassaus sind
besonders zu nennen: der Dom (ursprünglich aus dem 14. Jahrh. herrührend, Ende des 17. Jahrh.
aber fast gänzlich niedergebrannt, seit 1680 in seiner jetzigen Gestalt wieder aufgebaut), mit schönem altdeutschen Portal,
trefflicher Orgel, einer 90,5 Doppelzentner schweren Glocke und zahlreichen Reliquien;
ferner die Stadtpfarrkirche St. Paul,
die 1809 neuerbaute Pfarrkirche St. Gertrud, die kleine, in gotischem Stil 1859 vollendete evangel. Kirche
und die neuerdings restaurierte St. Salvatorkirche (1479 erbaut), welche aus zwei übereinander befindlichen Abteilungen
besteht.
Andre hervorragende Gebäude sind: die ehemalige bischöfe liche Residenz, welche in ihrem ältern Teil die Amtslokale
von Behörden, in ihrem neuern die Wohnung des Bischofs und die Geschäftslokale des Domkapitels enthält;
das ehemalige Jesuitenkollegium mit Bibliothek von 30,000 Bänden und verschiedenen Lehranstalten, das 1804 aufgehobene Nonnenkloster
Niedernburg (jetzt Institut der Englischen Fräulein), die ehemalige Abtei St. Nikola (jetzt Kaserne) und das Postgebäude, merkwürdig
durch den 1552 hier abgeschlossenen Passauer Vertrag (s. d.).
Passau war ehemals eine starke Festung; es hatte
zwei Citadellen (Oberhaus und Unter- oder Niederhaus), welche gegenwärtig zu militärischen Strafanstalten dienen, und zwei
Forts. Unterhaus ist ein uraltes, schon 737 urkundlich erwähntes Gebäude. Die FesteOberhaus, 135 m über der Donau auf dem
St. Georgsberg, von Ulrich II., Grafen von Dissen, 1215-19 erbaut, war oft Zeuge der blutigen Fehden der Bischöfe
mit den Bürgern. BischofJohannPhilippLamberg (1689-1712) vergrößerte die Festungswerke und baute das sogen. Philippswerk. 1741 okkupierten
die Bayern die Feste und hielten sie bis besetzt, wo der österreichische General Bernklau die Übergabe erzwang,
wofür der bayrische Kommandant mit dem Leben büßen mußte. Das Schloß blieb darauf drei Jahre hindurch
von den Österreichern besetzt. mußte sich wiederum die Besatzung an die Österreicher ergeben. 1806 wurden die
Fortifikationen erweitert und zu strategischer Bedeutung erhoben, indem man in der Feste den Schlüssel zum Donaustrom erkannte.
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (2 Infanteriebat. Nr. 16) auf 15,583, meist
Katholiken.
Erst dessen Nachfolger Otto wußte die Stadt wieder zu beruhigen (1254). Glücklich erwehrte sie sich eines Handstreichs,
den HerzogHeinrich vonNiederbayern 1266 gegen sie unternahm; doch ging ein Teil der Stadt dabei in Flammen
auf. Passau machte noch mehrfach durch Empörungen den Bischöfen viel zu schaffen, wie Albrecht III. von Winkel
[* 26] (1362-1380), Georg vonHohenlohe (1387-1423) und Leonhard von Layming (1424-51). 1803 kam an Bayern.
Vgl. Erhard, Geschichte der Stadt Passau (Pass. 1864, 2 Bde.);