Pascal
,
Blaise, scharfsinniger Mathematiker und Philosoph, geb. zu Clermont in der Auvergne, kam mit seinem Vater 1631 nach Paris [* 2] und widmete sich hier, anfangs als Autodidakt, der Mathematik mit solchem Erfolg, daß er schon in seinem 12. Jahr ein selbsterfundenes, ungefähr das erste Buch des Euklid bis zum 32. Theorem umfassendes System aufstellte und im 16. Jahr ein Werk über die Kegelschnitte [* 3] schrieb. Daneben beschäftigte ihn das Studium der Philosophie und Physik.
Wiewohl kränkelnd, setzte er doch seine Studien bis zum 31. Jahr unablässig fort, und aus dieser Zeit datieren seine hauptsächlichsten Entdeckungen und Erfindungen im Gebiet der Mathematik und Physik, wie die einer auf den scharfsinnigsten Kombinationen beruhenden Rechenmaschine, der Anwendung des Barometers zum Höhenmessen und zu meteorologischen Zwecken, der Theorie vom Gleichgewicht [* 4] der Flüssigkeiten, der Wahrscheinlichkeitsrechnung, des arithmetischen Dreiecks, der Eigenschaften der Cykloide [* 5] u. a. Nachdem er eine Zeitlang den Zerstreuungen des Pariser Lebens sich hingegeben, brach er plötzlich mit seiner bisherigen Lebensrichtung, widmete sich in asketischer Strenge und fast völliger Abgeschiedenheit von der Welt einem beschaulichen Leben, nahm seine Wohnung in der Nähe von Port-Royal und trat in engen Verkehr mit Arnauld, Nicole, Lancelot und andern Jansenisten.
Aus diesem Verhältnis gingen seine berühmten Briefe gegen die Jesuiten hervor, welche, 1656 und 1657 erschienen, die laxe Moral dieses Ordens schonungslos enthüllen und ein Meisterstück reiner und kunstvoller, zur Überzeugung fortreißender und von scharfem Spott überströmender Prosa sind. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte ihn trotz zunehmender Kränklichkeit der Plan, durch eine großartige Apologie des Offenbarungsglaubens die Vernunftschlüsse der Freigeister zu widerlegen.
Doch verhinderte ihn sein erfolgter
Tod an der Vollendung.
Noch 1658 hatte er in einer schlaflosen
Nacht einige wichtige
Eigenschaften der
Cykloide entdeckt. Ein Denkmal Pascals
wurde 1880 in
Clermont-Ferrand enthüllt. Unter Pascals
Schriften sind
die berühmtesten: die
oben erwähnten
Briefe, betitelt »Les provinciales, ou lettres écrites par
Louis
de Montalte à un provincial de ses amis, avec les notes de
Guillaume Wendrock« (Nicole),
in mehr als 60 Auflagen erschienen und von Nicole ins Lateinische (1658) übersetzt;
»Pensées sur la religion« (zuerst Par. 1670, dann mit
einem
Leben Pascals
von seiner
Schwester, der
Madame
Gilberte
Périer, das. 1687; von
Bossut in bessere
Ordnung gebracht, in welcher
sie in spätern
Ausgaben stehen; kritische
Ausgabe von
Arm. Prosp.
Faugère, das. 1844 u. öfter; deutsch von Merschmann,
Halle
[* 6] 1865).
Pascals
sämtliche Werke wurden mit einem
»Discours sur la vie et les ouvrages de Pascal«
am besten
herausgegeben von
Bossut (neue Aufl., Par. 1819, 5 Bde.),
später von
Lemercier (das. 1830, 2 Bde.),
von
Faugère (das. 1886, 3 Bde.).
Vgl.
Reuchlin, Pascals
Leben und
Geist seiner
Schriften (Stuttg. 1840);
Cousin, Études sur Pascal
(5. Aufl., Par. 1857);
Maynard,
Pascal
, sa vie et son caractère (das. 1850, 2 Bde.);
Weingarten, Pascal
als Apologet (Leipz. 1863);
Dreydorff, Pascal
, sein
Leben und seine
Kämpfe (das. 1870);
Ders., Pascals
Gedanken über
die
Religion (das. 1875);
Ecklin, Pascal
(Bas. 1870);
Vinet, Études sur B. Pascal
(3. Aufl., Par. 1876);
Sundby, Blaise Pascal
, sein
Kampf
gegen die
Jesuiten etc.
(a. d.
Dänischen,
Oppeln
[* 7] 1884);
Nourrisson, Pascal
, physicien et philosophe (Par. 1886).
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