Parodīe
in der Rhetorik die Umformung einer ernstlich gemeinten Rede eines andern in eine scherzhafte, satirische Phrase unter möglichster Beibehaltung derselben Worte; in der Poetik eine besondere satirische Dichtungsart, in welcher ein ernst gemeintes poetisches Erzeugnis dadurch lächerlich gemacht wird, daß seine äußere Form beibehalten, aber derselben ein andrer (zu ihr nicht passender) Inhalt gegeben wird, während bei der Travestie (s. d.) das Umgekehrte geschieht, d. h. der Inhalt beibehalten und demselben ein andre (zu ihm nicht passende äußere) Form gegeben wird. Beide haben das Gemeinsame, daß sie durch den Kontrast ¶
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wirken. Als Erfinder der Parodie
wird Hipponax (530 v. Chr.) genannt; mit Meisterschaft wußte sie Aristophanes (gegen Euripides)
zu handhaben. Unter den neuern Nationen erhielt die Parodie
besonders bei den Franzosen (Scarron) Beifall. Deutsche
[* 3] Parodien
schrieben
Mahlmann (»Herodes vor Bethlehem«, auf Kotzebues »Hussiten vor Naumburg«),
[* 4]
Röller (»Der Kaffee«, auf Schillers »Glocke«) u. a.
Vgl. Delepierre, La parodie
chez les Grecs, les Romains, chez les modernes (Lond. 1871).