Parny
,
Evariste Désiré Desforges, Vicomte de, franz. Dichter, geb. auf der Insel Bourbon, kam als Kind nach Frankreich, schlug die militärische Laufbahn ein und zog sich, nachdem er als Offizier in Ostindien [* 2] gedient hatte, auf ein Landgut zwischen St.-Germain und Marly zurück, wo er mit gleichgesinnten Genossen sich der Poesie, der Liebe und dem Wein ergab. Durch die Revolution um sein Vermögen gebracht, sah er sich genötigt, untergeordnete Ämter anzunehmen; erst 1813 erhielt er von Napoleon eine Pension.
Seit 1803 Mitglied des
Instituts, starb er Parny
, welcher von seinen Zeitgenossen für den ersten
klassischen Dichter des
Zeitalters
Ludwigs XVI. gehalten wurde, den
Voltaire seinen »lieben Tibull« nannte, und zu dessen Bewunderern
Chateaubriand,
Béranger und
Lamartine gehörten, ist bedeutend überschätzt worden. Berühmt wurde er durch seine
»Poésies
érotiques« (1778),
entstanden infolge einer unglücklichen Liebe, aber erst durch die Ausgabe von 1781 ein einheitliches und wohlgeordnetes Werk. Seine frivole Sinnlichkeit zeigt sich besonders in dem »Portefeuille volé« (1805; enthaltend: »Les déguisements de Vénus«, »Les galanteries de la Bible« und »Le [* 3] paradis perdu«),
in »Le voyage de Céline«, »Les
Rose-Croix« (1808) u. a. Der Erfolg seines cynischen und gottlosen Gedichts »La
guerre des dieux« in 10
Gesängen (1799; 1827 verboten, aber dennoch öfter wieder aufgelegt, z. B. 1830;
n. A. Brüss. 1886) bewog den
Autor, es um 14
Gesänge zu vermehren. Von diesem Werk, »La Christianide« genannt,
sind aber nur Bruchstücke gedruckt worden; die
Regierung der
Restauration soll das
Manuskript angekauft und vernichtet haben.
Parnys
Werke erschienen 1808, 5 Bde.;
1830, 4 Bde.;
von Béranger herausgegeben, 1831, 4 Bde.;
eine Auswahl
von
Boissonade 1827.
»Œuvres inédites de Parny«
veröffentlichte
Tissot (1826, 2 Bde.).