Parchim
(Parchem), mecklenburg-schwerinsche Vorderstadt (d. h. diejenige, welche auf
den
Landtagen das
Direktorium des zweiten
Standes oder der
Landschaft des
Kreises führt), an der
Elde und
der
Linie
Parchim-Ludwigslust der Mecklenburgischen Südbahn, 46 m ü. M., ist alt und
unregelmäßig gebaut, von Ringmauern und schönen
Promenaden umgeben, besteht aus der
Alt- und
Neustadt
[* 3] und hat 2
Kirchen (die
gotische St. Georgenkirche aus dem 14. Jahrh., mit 70 m hohem
Turm,
[* 4] und die Marienkirche aus dem 13. Jahrh.,
mit 76 m hohem
Turm und einem interessante Taufkessel von
Bronze),
[* 5] eine
Synagoge, ein altes gotisches
Rathaus und seit 1876 ein
Denkmal des
Feldmarschalls von
Moltke, welcher hier geboren wurde. Die Einwohnerzahl beläuft sich (1885) mit der
Garnison (ein
Dragonerregiment Nr. 18) auf 9726. An Erwerbszweigen sind vertreten:
Zichorien-,
Tuch-,
Papier-,
Tabaks- und Zigarrenfabrikation,
Gerberei, Bierbrauerei,
[* 6]
Branntweinbrennerei,
Fischerei
[* 7] und
Handel. Parchim
hat
ein
Amtsgericht und ein
Gymnasium mit
Realprogymnasium. 2 km südlich in reizender
Lage der zum Stadtgebiet gehörige
Brunnen,
[* 8] ein Vergnügungsort mit Eisenquelle. - Die
Gründung der Stadt fand vermutlich am Ende des 12. oder Anfang
des 13. Jahrh. statt.
Heinrich Borwin I. von
Mecklenburg
[* 9] verlieh der Stadt 1218 das
lübische Recht. Bei der
Teilung der mecklenburgischen
Lande nach
Heinrich Borwins II.
Tod erhielt sein Sohn Pribislaw II. Parchim.
Dies war nach dem Erlöschen dieser
Linie (1261) noch einmal
(1283-1354)
Residenz eines
Zweigs der fürstlichen
Familie. Die
Reformation fand 1528 in Parchim
Eingang; damals war es eine blühende
Stadt von 7000 Einw., wohlhabend durch Hopfenbau,
Tuch- und Leinweberei. Ihr Wohlstand wurde durch den Dreißigjährigen
Krieg
zerrüttet, wo sie 1626 von den
Dänen besetzt und 1627 von
Georg
Friedrich von
Baden
[* 10] gebrandschatzt wurde. 1628 mußte
Parchim
Wallenstein huldigen und ward in den folgenden
Jahren wiederholt von den
Schweden
[* 11] und den Kaiserlichen geplündert. 1667 wurde
das fürstliche Land- und
Hofgericht hierher verlegt. Erst in der neuern Zeit hat die Stadt sich wieder gehoben.