Paralláxe
(grch., «Abweichung»),
der Unterschied der
Richtungen nach dem nämlichen Gegenstand von zwei verschiedenen
Punkten aus. Die Paralláxe
ist daher um so größer, je näher der Gegenstand dem Beobachter ist. In der
Astronomie
[* 2] bietet die Messung
der Paralláxe
eines Gestirns, die vorhanden ist, wenn gleichzeitig von zwei verschiedenen Punkten der Erdoberfläche
aus sein Ort am Himmel
[* 3] bestimmt wird, ein sicheres
Mittel zur Bestimmung der Entfernung des Gestirns von der Erde. Ist z. B.
in nebenstehender
[* 1]
Figur M der Mond,
[* 4] C der Erdmittelpunkt, so kann man die Entfernung CM des Mondes von
der Erde sofort durch
Rechnung finden, wenn die
Lage der Punkte
A und B auf der Erde und der Winkel
[* 5] AMB
(die Paralláxe
) genau bekannt sind.
Den Betrag der Paralláxe
könnte man z. B. dadurch ermitteln, daß man gleichzeitig
in
A und B den scheinbaren Abstand des Mondes von einem mit A,
B und
M in derselben Ebene liegenden
Fixstern bestimmt. Auf
ähnliche
Weise hat man auch die Entfernung der Körper unseres
Sonnensystems ermittelt. Hingegen sind die Entfernungen der
Fixsterne
[* 6] von uns so groß, daß bei
Beobachtung von zwei Punkten der Erdoberfläche aus sich nie eine meßbare Paralláxe
ergeben
wird (s.
Fixsternparallaxen).
Im engern
Sinne nennt man in der
Astronomie Paralláxe
oder Höhenparallaxe
den Winkel, den die vom Mittelpunkte
und einem Punkte der Erdoberfläche nach einem Gestirn gezogenen
Richtungen miteinander bilden (in der
[* 1]
Figur die Winkel AMC
und BMC). Steht das Gestirn im
Zenith, so fallen beide
Richtungen miteinander zusammen und die Paralláxe
ist
Null; hingegen erreicht
sie im Horizont
[* 7] ihren größten Wert, den man als Horizontalparallaxe
bezeichnet. Ist letztere für ein
Gestirn bekannt, so kann man aus ihr durch
Rechnung leicht die Paralláxe
für jede beliebige Höhe finden. Man kann die Hori-
[* 1]
^[Abb. Parallaxe]
[* 8]
¶
mehr
zontalparallaxe
auch definieren als den Winkel, unter dem der Erdhalbmesser vom Gestirn aus erscheint; sie ist um so kleiner,
je größer die Entfernung desselben ist und überhaupt nur von dessen Entfernung abhängig. Die Horizontalparallaxe
oder
wegen der nicht genau kugelförmigen Gestalt der Erde richtiger die Äquatoreal-Horizontalparallaxe, d. h. der Winkel, unter
dem der Äquatorhalbmesser der Erde vom Gestirn aus erscheint, bietet sonach auch einen Maßstab
[* 10] für die Entfernung, in der
sich ein Himmelskörper von der Erde befindet. Die größte in unserm Sonnensystem vorkommende Paralláxe
hat der Mond, nämlich 57'
2"; hingegen beträgt die Sonnenparallaxe nur 8", 88.
Die hier besprochene Paralláxe
nennt man auch die tägliche oder geocentrische im Gegensatz zu
der bei den Fixsternen auftretenden jährlichen oder heliocentrischen Paralláxe (S. Fixsternparallaxen.)