Paraguay-Thee,
Paranüsse - Parfümerie

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Seite 21.406.(Maté). Ein amerikanisches Genußmittel, das bis jetzt keinen Handelsgegenstand nach Europa bildet, sondern nur probeweise herübergelangt, dagegen für die Bewohner von fast ganz Südamerika unter allen Bevölkerungsklassen im täglichen Gebrauch ist. Es besteht aus den 10-11 cm langen Blättern der ¶
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südamerikanischen Stechpalme (Ilex paraguayensis), welche getrocknet und vor dem Absieden gepulvert werden. Das Blatt enthält neben andern wirksamen Stoffen das nämliche Alkaloid, das dem chinesischen Thee und dem Kaffee eigen ist (Theïn, Coffeïn); es entwickelt getrocknet viel von dem Aroma einiger chinesischen Theesorten und der Aufguß hat einen lieblichen Geruch und angenehm bittern Geschmack.
Beim Gebrauch übergießt man das Pulver mit siedendem Wasser und saugt die Flüssigkeit durch ein Rohr ein, das unten mit einem Seiher versehen ist. Dieses Theeschlürfen wird in weiten Distrikten Südamerikas den ganzen Tag über betrieben. Das Getränk wirkt erregender als chinesischer Thee; es fehlt ihm aber, unähnlich dem Kakao und der Guarana, an nährenden Bestandteilen und die Trinker verfallen rasch in einen Zustand der Abspannung und Erschlaffung. Die Beliebtheit des Genusses erhellt schon daraus, daß man die Blätter schlechthin Yerba (das Kraut) nennt. Der Name Maté soll auf Misverständnis beruhen und damit nur das Trinkgefäß gemeint sein.
Diese Pflanze scheint nirgends Gegenstand des Anbaues zu sein; die Blätter werden im Walde gesammelt. In den Wäldern von Paraguay nimmt der Strauch ausgedehnte Strecken ein, das Recht des Einsammelns wird von der Regierung an Unternehmer und Kaufleute verpachtet. Die Kaufleute bleiben mit den indianischen Sammlern wohl sechs Monate im Walde; die Blätter werden auf einer geschlagenen Tenne in der Sonne gedörrt, wohl auch nach Gelegenheit in einem Lehmofen bei künstlicher Wärme auf Horden getrocknet und in Säcke aus frischen Häuten gestopft, die etwa 100 Kilo fassen.
Man macht dreierlei Sorten: die erste besteht aus unaufgebrochenen Blattknospen und ist nicht außer Landes verführbar;
bei der zweiten Sorte sind die stärksten Blattrippen entfernt;
die dritte sind die einfach getrockneten Blätter.
Die beiden letztern Sorten werden stark nach andern südamerikanischen Ländern ausgeführt. Man hat die bisherige Ausfuhr aus Paraguay auf jährlich 50000 Ztr. geschätzt. Außerdem wächst aber dieser Theestrauch auch noch in andern benachbarten Gegenden bis zum Rio grande in Brasilien. Bei längerm Aufbewahren und weitem Transport verliert das Blatt sehr an Güte und Gehalt, was wohl das Haupthindernis seiner Versendung nach Europa sein mag. Zoll gem. Nr. 25 p 2 des Tarifs.