Paradies
(v. pers. pardes, s. v. w. Park), nach der Bibel (1. Mos. 2. u. 3) der Aufenthaltsort der ersten Menschen vor dem Sündenfall, im hebräischen Text Eden (»Wonne«) genannt, lag an einem Strom, der sich in vier Arme teilte: Pischon, der um das goldreiche Land Hevila, Gihon, der um das Land Kusch, Chiddekel, der in Assyrien floß, und Phrat. Die beiden letzten Namen bedeuten zweifellos den Tigris
mehr
und den Euphrat. Je nach der Deutung der beiden ersten verlegte man das Paradies entweder in die Hochebene von Armenien oder nach Nordindien. Sir Henry Rawlinson wies dann aber zuerst Eden auch in assyrischen Quellen nach, und F. Delitzsch fand im Britischen Museum ein Verzeichnis der Kanäle Babyloniens, worin der Pisanu (der Pischon der Bibel, der Pallakopaskanal der Griechen) und der Guchanu (Gihon) sowie auch das Land Hevila genannt werden; dadurch ist die Lage des biblischen Paradieses zwischen Euphrat, Tigris und jenen beiden Kanälen topographisch festgestellt.
Neben dem irdischen Paradies gedenkt die Bibel, insbesondere in den Büchern des Neuen Testaments, auch eines himmlischen Paradieses als des Aufenthaltsortes der Seligen nach dem Tod.
Vgl. Schultheß, Das Paradies (2. Aufl., Zür. 1821);
O. Schmidt und Unger, Das Alter der Menschheit und das Paradies (Wien 1866);
F. Delitzsch, Wo lag das P.? (Leipz. 1881).
Paradies heißt auch die für die Büßer bestimmte, in der Regel mit einer plastischen Darstellung des Sündenfalls geschmückte Vorhalle der altchristlichen Kirchen (s. Kirchenbaukunst, S. 756).