Titel
Pappel
(Populus L.), Laubholzgattung, die sich von den ihr verwandten Weiden, mit denen zusammen sie die Familie der Salicaceen (s. d.) bildet, dadurch unterscheidet, daß ihre männlichen und weiblichen Blüten von einem becherförmigen, Honig absondernden Organ umgeben sind, die männlichen Blüten viele kurzgestielte Staubgefäße enthalten, männliche und weibliche Kätzchen gebüschelt aus den Seitenknospen der vorjährigen Triebe entspringen und die Kätzchenschuppen zerschlitzt oder gezähnt sind. Die Blütenkätzchen entwickeln sich lange vor dem Laubausbruch; die männlichen fallen gleich nach der Blütezeit ab, die weiblichen nach dem Aufplatzen der aus den Fruchtknoten sich entwickelnden, zweiklappigen Kapseln, deren Samen mit weißer Wolle besetzt sind.
Die zahlreichen Pappelarten, die über Europa, Nordasien und Nordamerika zerstreut sind, teilt man in drei Untergattungen:
1) Aspen (Leuce), deren Zweige und Knospen wenigstens anfänglich behaart, deren Blattstiele meist seitlich zusammengedrückt, Blätter meist buchtig grob gezähnt, bisweilen gelappt sind. Hierher gehören: die Weiß- oder Silberpappel (Populus alba L.), ursprünglich heimisch im Orient und in Südeuropa;
die graue Pappel (Populus canescens Sm.) in Südeuropa;
die Zitterpappel (Populus tremula L.), auch Espe oder Aspe genannt, verbreitet durch ganz Europa, einen großen Teil von Asien und in Nordafrika;
ferner die nordamerik.
Populus tremuloides Mchx.
2) Echte Pappel (Aigeiros Dub.), mit meist klebrigen, aber unbehaarten Knospen, zusammengedrücktem Blattstiel, am Rande durchscheinenden, beiderseits ganz oder fast gleichfarbigen, nie gelappten Blättern. Hierher gehören die Schwarzpappel (Populus nigra L.), in ganz Europa, Nord- und Mittelasien verbreitet;
eine Varietät derselben ist die als Alleebaum bekannte italienische oder Pyramidenpappel (Populus pyramidalis Roz., italica Mönch.);
die aus Nordamerika stammende canadische Pappel (Populus canadensis Mönch. oder monilifera Ait.), in Deutschland häufig als Zierbaum gepflanzt;
die nordamerikanische carolinische Pappel (Populus angulata Ait.) und die späte Pappel (Populus serotina Hrtg.), letztere namentlich bei Braunschweig angepflanzt.
3)Balsampappeln (Tacamahaca), mit klebrigen Zweigen und Knospen, kurzen, rundlichen Blattstielen, rundlichen, herzförmigen oder länglichen, nicht gelappten, bis zum äußersten Rande grünen, unten weißlichen Blättern. Hierher gehört die amerikanische Balsampappel (Populus balsamifera L.); die ebenfalls amerikanische weißliche Pappel (Populus candicans Ait.) und die in Sibirien heimische lorbeerblätterige Pappel (Populus laurifolia Ledeb.) werden von einigen Botanikern (Koch) nur als Abarten der Balsampappel betrachtet.
Die Pappel sind vielfach dem Insektenfraß ausgesetzt, vorzüglich technisch schädlich sind z. B. der Weidenbohrer (Cossus ligniperda Fabr.), Wespenschwärmer (Trochilium apiforme Cl.), Bremsenschwärmer (Sesia asiliformis Rett.), der Pappelbock (Saperda carcharias L.) u. a., deren Larven das Holz mit zahlreichen Gängen durchwühlen und unbrauchbar machen. Alle die genannten und einige andere Arten der Pappel werden in Deutschland als Zier- und Alleebäume ihres raschen Wuchses, ihrer Baumform, einige der schönen graufilzigen Blätter (Populus alba) wegen vielfach angepflanzt.
Als eigentlich deutscher Waldbaum ist nur die weit verbreitete Aspe anzusehen. Die Abbildung auf Tafel: Laubhölzer. Waldbäume I, [* 1] Fig. 2, zeigt die Aspe als frei erwachsenen ganzen Baum, ferner 1 Kurztrieb mit zwei Laubknospen und einem blühenden männlichen Kätzchen, 2 Teil eines männlichen Blütenkätzchens, 3 männliche Blüte von der Seite, 4 weibliches Kätzchen, 5 und 6 weibliche Blüte von der Seite und von unten, 7 Trieb mit Blättern und einem Stück eines weiblichen Kätzchens, 8 Trieb im Winter mit Blatt- und Blütenknospe, 9 geschlossene reife Frucht, 10 aufgesprungene Frucht, 11 einzelne von einem Haarschopf umhüllte Samen.
Das Holz aller Pappel ist sehr leicht, weich, grobfaserig und besitzt eine geringe Brennkraft. Namentlich im nordöstl. Europa wird das Aspenholz seiner Leichtigkeit wegen vielfach zu Dachsparren verwendet; in einigen Gegenden Livlands werden aus starken Aspenstämmen ungemein leichte Boote gezimmert. Aspenholz liefert guten Holzstoff zur Papierfabrikation und ist sehr beliebt zur Herstellung der sog. schwedischen Zündhölzchen. Ihre große Reproduktionskraft macht die Pappel sehr geeignet für Kopfholz- und Schneidelbetrieb (s. d.), namentlich von der Schwarz- und Pyramidenpappel gewinnt man auf diese Weise vielfach Brennreisig und Futterlaub. Alle Pappel lassen sich durch Stockreiser und Setzstangen leicht vermehren, schwieriger durch den oft tauben Samen.