ein blattförmiges, durch Verfilzung feiner Fäserchen entstandenes Fabrikat, das in den verschiedensten Größen
(Formaten) und Dicken hergestellt
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wird. Bis zu der Dicke, bei welcher es, ohne einzureißen oder zu zerbrechen, noch gefaltet werden kann (0,02-0,3
mm), heißt es kurzweg Papier, während dickere Fabrikate den NamenPappe oder Karton führen. Der Name Papier stammt ab von Papyros, dem
Namen einer Wasserpflanze, aus deren Schaft die Alten (schon vor 1562 v. Chr.) Blätter zum Schreiben herstellten.
Sie spalteten das vom Bast
[* 4] befreite Mark vermittelst eines scharfen Instruments in sehr feine, möglichst breite Längsstreifen.
Diese Streifen wurden mit Nilwasser angefeuchtet, auf Brettern schichtenweise übereinander gelegt, und zwar abwechselnd in der
Länge und in der Quere, und mit einem glatten Gegenstand (Zahn, Muschel etc.) geglättet. Dann wurde ein
solches Blatt,
[* 5] das durch einen Pflanzenleim Zusammenhang bekommen hatte, scharf gepreßt oder mit Hämmern geschlagen, hierauf
in der Sonne
[* 6] getrocknet. Durch Zusammenkleben solcher Blätter mittels Kleisters entstanden die längern Rollen.
[* 7] Die Griechen
nannten dieses Fabrikat biblos oder chartos und die Römer
[* 8] charta.
Geschichte des Papiers.
Die Erfindung des durch Verfilzung feinster Fasern dargestellten Schreibblattes gehört den Chinesen. Der Ackerbauminister Tsailün
unter dem Kaiser Hiao-Wuti (Han-ho-ti, um 123 v. Chr.) lehrte die Bereitung des Schreibblattes aus der Baumwolle
[* 9] und der Bastfaser
des Papiermaulbeerbaums (Kodzu), des Strohs, des Bambus, der Ulme und, wie die Sage geht, selbst aus Hadern,
und alsbald entstanden zahlreiche Werkstätten an den Orten, wo geeignete Rohstoffe zu finden waren.
Tsailün lehrte das Schriftblatt Schi in der vollkommenen Weise bereiten, wie sie heute noch in China,
[* 10] auf der Hochebene des
Himalaja, im Pandschab, in Vorderindien, Bengalen, Siam, Korea und Japan zu finden, und wie sie bis zu uns gekommen
ist. Um 610 n. Chr. brachten die vom König von Korea nach China gesandten Priester Donchô und Hojo diese Kunst nach Japan und
Korea, und die Tataren, welche sie auf ihren Eroberungszügen um 580 n. Chr. in China kennen lernten, verpflanzten sie in ihre
Heimat. In und um Samarkand errichteten sie zahlreiche Papierhäuser; doch diente als Material zumeist die
Baumwolle und die Nesselbastfaser, da sie denPapiermaulbeerbaum und den Bambus nicht besaßen. Um 650 lernten die Araber auf
ihren Streifzügen in die Tatarei die Papiermacherkunst kennen, brachten sie nach Mekka, Medina und einigen andern Städten, namentlich
Damaskus, woher die Benennung Charta damascena, und errichteten überall, wo sie als Eroberer sich niederließen,
bedeutende Papierhäuser, wo, ebenfalls aus Baumwolle, aber auch, wie die Funde von El Fayûm beweisen, spätestens im 8. Jahrh.
aus Lumpen und zwar vorwiegend aus leinenen Lumpen, sehr festes, freilich aber auch sehr dickes Papier (Charta
cuttunea oder bombycina) gemacht wurde, das sich durch vorzügliche Glätte der Oberfläche vor allen, auch den chinesischen,
auszeichnete.
Die Bibliothek des Escorial enthält ein Manuskript auf Baumwollpapier aus dem 10. Jahrh.; diese alten arabischen Papiere sind
mit Stärke
[* 11] (nicht mit Mehl)
[* 12] geleimt und enthalten, gleichsam als Füllmasse, nicht verkleisterte Stärke.
Meist waren die arabischen und maurischen Papiermacher Gelehrte, was erklärt, daß dieselben auf den Titeln oft das Wort »al
warrák« hinzusetzten, was (von wark, das Blatt) »Blattmacher« bedeutet. In Griechenland,
[* 13] Sizilien,
[* 14] Spanien,
[* 15] die NordküsteAfrikas
entlang und in Asien
[* 16] gab es zahlreiche maurische Papierhäuser.
Einen großen Aufschwung erhielt die Papiermanufaktur durch die Erfindung der Buchdruckerkunst, so daß in der Mitte des 15. Jahrh.
schon zahlreiche Mühlen
[* 27] anzutreffen sind, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Dänemark
[* 28] und Schweden
[* 29] (1550).
In hohem Grad wirkte seit der Mitte des 16. Jahrh. die Kirchenreformation im Verein mit dem allgemeinen
geistigen Aufschwung auf die Papiermanufakturen günstig ein durch die große Anzahl von Schriften und Schulbüchern.
Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde in Deutschland die gewerbliche Thätigkeit gelähmt, und erst nach dem WestfälischenFrieden (1648) fand ein neuer Aufschwung auch in der Papiermanufaktur statt, welche nun auch besonders
in England durch die eingewanderten Hugenotten zur Blüte
[* 30] gelangte. Dazu kam die von Holland eingeführte, früher in Deutschland
erfundene neue Vorrichtung zum Zerkleinern der Lumpen, der sogen. Holländer, die bald statt des alten »Stampfgeschirrs« Eingang
fand, da sie viel mehr leistete.
Die wesentlichste Umgestaltung jedoch erfuhr die Papierfabrikation
[* 31] am Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Erfindung der
Papiermaschine, welche auf dem Prinzip beruht, sämtliche Arbeiten des Papiermachens in der Weise durch mechanische Vorrichtungen
auszuführen, daß mit großer Schnelligkeit ein sehr breites und beliebig langes Papierband (endloses Papier) gewonnen wird.
Es entstanden bei diesem Bestreben zwei noch heute beliebte Systeme, die sich wesentlich nur durch die
Anordnung der Siebe (die auch hier Form heißen) unterscheiden, indem das eine System eine rotierende, cylindrische Form (Cylindermaschine),
das andre eine sich als Sieb ohne Ende größtenteils horizontal bewegende Form (Maschine
[* 32] mit gerader Form) besitzt.
Da die letztere Maschine sich leicht mit einer Schüttelvorrichtung verbinden läßt (daher auch kurz Schüttelmaschine genannt
wird), welche so wesentlich zur Papierbildung beiträgt, so bildet sie die Regel, die Cylindermaschine die Ausnahme. Als Erfinder
der Schüttelmaschine ist LouisRobert, Werkführer in der Papierfabrik Essonne, nicht weit von Paris,
[* 33] anzusehen, der 1799 ein
darauf bezügliches Patent erhielt, das er 1800 an Didot, den Direktor der Fabrik St.-Leger, verkaufte. DidotsSchwagerJohn Gamble
erwarb das Patent für England und führte es in Verbindung mit Fourdrinier (Papierfabrikant)
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und Donkin (Maschinenbauer) aus, wonach dann die Maschine, welche anfangs nur 60 cm breites Papier lieferte, immer mehr vervollkommt,
allmählich bekannt und verbreitet wurde. Frankreich erhielt die erste Maschine 1815, Deutschland 1819. Die Cylindermaschine
wurde zuerst 1797 von Michael Leistenschneider in Saarlouis ausgedacht, dann 1805 von Bramah in London
[* 35] nach
einem sehr unvollkommenen Plan entworfen, aber erst etwa 1810 von Dickinson in England ausgeführt, auch in Deutschland etwas
später 1816 von Keferstein in Weida (Weimar)
[* 36] nach eignem Plan gebaut. Seit 1840 ist die Maschinenpapierfabrikation zur vollen
Bedeutung gelangt und hat die Büttenmanufaktur bis auf eine geringe Zahl von Mühlen verdrängt.
Fabrikation des Papiers.
(Hierzu die Tafel »Papierfabrikation«.)
Die Fabrikation des Papiers kommt darauf hinaus, kleine Fäserchen von geeigneter Beschaffenheit mit Wasser zu einem dünnen
Brei anzurühren, sodann in möglichst unregelmäßiger Weise durcheinander zu legen und endlich mit der Entfernung des Wassers
zu einer blattförmigen, fest zusammenhängenden Masse zu vereinigen.
Dann folgt ein weiteres Zerschneiden auf dem Lumpenschneider (Textfig. 1). Letzterer besteht in der Regel
aus einem eisernen Cylinder A, auf dessen Peripherie sich drei etwas schraubenförmig gestellte Messer
[* 41] befinden, welche bei
der Drehung des Cylinders hart an einer feststehenden Stahlschiene g vorbeistreifen und so die durch ein Lattentuch ac und
eine Stachelwalze d auf diese Schiene geschobenen Hadern je nach der Geschwindigkeit der Zubringung in mehr
oder weniger kleine Stücke zerschneiden. In neuerer Zeit konstruiert man auch Hadernschneider nach dem Prinzip der Kreissägen,
Kreisscheren und
Hacken.
Die zerschnittenen Lumpen werden darauf in einem Stäuber (Drescher) oder Wolf mechanisch von anhängendem Schmutz befreit.
Ein solcher Lumpenwolf hat große Ähnlichkeit
[* 42] mit dem Schlagwolf zum Lockern der Baumwolle (s. Spinnen).
[* 43] Der Stäuber dahingegen besteht aus einem hohlen, 1 m langen und 550 mm weiten Haspel aus acht Holzstäben, welche mit stumpfen
Zähnen besetzt sind. Dieser Haspel dreht sich in einem hölzernen Kasten, in dem ebenfalls Zähne
[* 44] angebracht sind, so daß die
eingeschlossenen Lumpen kräftig geschlagen werden und den durch ein Sieb abfallenden Staub verlieren.
Von anhängendem Staub möglichst befreit und oft sogar mit Wasser einmal gewaschen, werden die Lumpen sodann einer chemischen
Reinigung vermittelst Kalk- oder Natronlauge und Kochens mit Dampf
[* 45] in einem Kessel (Lumpenkocher) unterworfen. Um hierbei ein die
Wirkung verminderndes Anlegen der Lumpen an die Kesselwand zu vermeiden, werden die Kocher, die zwischen 500 und 3000 kg
Hadern fassen u. eine cylindrische oder kugelige Form haben (Kugelkocher, s.
Tafel,
[* 34]
Fig. 1), fortwährend langsam mit 1-3 Umdrehungen in der Minute gedreht.
Ein gewöhnlicher rotierender Kocher besteht aus zwei ineinander geschobenen horizontalen Cylindern, in deren Zwischenraum
die Lauge und der Dampf eingeführt werden. Hierzu dient ein Rohr für den Dampf und eins für die Lauge. Ein Hahn
[* 46] schließt das
Laugerohr ab. Innerhalb des Kessels tritt das Rohr in eine abgeschlossene Kammer und zerteilt sich in drei Stränge zwischen
den beiden Cylindern. Zum Herausnehmen der Lumpen ist der Deckel abzunehmen und durch eine Laufkatze zu
entfernen.
Die Drehung des Cylinders erfolgt auf vier Rollen. Durch Hähne verschließbare Stutzen dienen zum Abfließen der Lauge und des
Waschwassers. Inwendig sitzen Pflöcke zum Wenden des Kocherinhalts. Nachdem durch wiederholtes Kochen unter einer Pressung
von 2-4 Atmosphären die Trennung aller Fett- und Schmutzteile von den Hadern und die Zerstörung der Wollfasern
herbeigeführt ist, werden die Hadern durch Waschen mit warmem Wasser in Schaufelwaschmaschinen gründlich gereinigt und dann
zerkleinert. Das Zerkleinern wurde früher in Stampfmühlen (Stampfgeschirr, deutsches Geschirr, Hammergeschirr), jetzt fast
ausschließlich vermittelst zerreißender Werkzeuge
[* 47] (Messer) in Mahlapparaten (Stoffmühle, holländisches Geschirr, Holländer)
vorgenommen. Diese bestehen (Textfig. 2) aus einem Trog u, der in der Mitte durch eine Querwand at so geteilt ist, daß die
in demselben sich befindende Masse aus Lumpen und Wasser in der Richtung der Pfeile darin zirkulieren kann (Ziehen). Hierbei gerät
die Masse fortwährend unter den Cylinder d (Walze), welcher mit einer großen Zahl (32-48) Schienen oder
Messern ausgestattet ist, die