Sollen die Gegenstände fest, steif und undurchlässig werden, so ist es notwendig, dieselben zwischen
eisernen
Formen stark zu pressen und nach dem
Trocknen mit Leinölfirnis zu tränken. Die vorzüglichste
Ware erhält man durch
Pressen nasser
Pappen, wovon je nach Erfordernis mehrere durch
Kleister verbunden werden,
Trocknen, Tränken mit
Leinöl und Eintrocknen
bei 120°. Auf solche
Weise werden die verschiedenen Gebrauchsgegenstände (Waschschüsseln,
Eimer, Trichter,
Spinnereispulen,
Knöpfe,
Teller etc.) sowie Luxuskästchen hergestellt, die durch Einlagen von
Perlmutter etc. sowie glänzende
Lackierung sich auszeichnen, auch den
Namen Ölpappware führen und in großer Auswahl von Gebrüder Adt in
Forbach
[* 9] erzeugt
werden. - Hierher gehört auch als
Ersatz für
Gips- und Zementstuck der
Papierstuck, welcher seiner Leichtigkeit
wegen sehr beliebt geworden ist und oft der
Festigkeit
[* 10] wegen einen
Kern von grober
Leinwand bekommt.
Vgl.
Winzer, Bereitung und
Benutzung des Papier mâché (3. Aufl., Weim. 1884).
(carton moulé; paper machee, Japanned-paper) würde auf deutsch gekautes oder Teigpapier
heißen müssen. Der älteste Name „Japanned-paper“ beweist, daß die ersten Artikel dieser Art aus Japan nach England
gekommen sind und alle Lackartikel darunter verstanden wurden; denn to japan heißt noch jetzt das Lackieren, Vergolden,
Glanzmachen, sodaß selbst ein Stiefelwichser ein „Japanner“ heißt. Die Papier-maché-Artikel unsrer
Zeit sind in verschiedne Gruppen zu teilen: die eine Gruppe umfaßt die feinen Lackwaren, nach chinesischer und japanischer
Art, welche aus künstlerisch schön aus Papierblättern zusammengefügten und mit Lack überzogenen, in Farben, Gold und Silber
ausgeführten Luxusgegenständen, wie z. B. Tabaks- und Zigarrendosen, Theebrettern, Theeservicen, Bilderrahmen, feinen
Galanteriegegenständen aller Art bestehen; zur andern Gruppe gehören die geringeren Artikel, wie Tier- und andre
[* 11]
Figuren,
Puppenköpfe, Schüsseln, Knöpfe u. dgl., welche aus Papierteig, die
geringsten mit Zusatz von Thon oder Gips, hergestellt werden.
Zu der einen wie zur andern Art werden Formen gebraucht, über welche teils das Papier blattweise, feucht,
sorgfältig aufgelegt und fest angedrückt wird, indem nach drei bis vier aufgelegten Blättern jedesmal die Trocknung stattfindet,
um eine feste Masse zu erhalten, bis die erforderliche Dicke erreicht ist; andernteils wird die Papiermasse in die hohlen
Formen hineingepreßt und nach durch Trocknung erlangter Konsistenz die aus zwei Teilen bestehende Form
vorsichtig abgehoben. In beiden Fällen sind die Formen mit Öl bestrichen, um das Anhaften der Papiermasse zu verhindern.
Zur Bindung der Blätter nach ersterer Art, oder der Masse nach zweiter Art wird ein aus Gummi oder aus Tischlerleim und Weizenmehl
gekochter Kleister benutzt. Um bei den feinen Gegenständen einen glänzenden Lacküberzug zu
¶
mehr
erlangen, werden dieselben nach vollständiger Trocknung mit Bimstein oder einem ähnlichen Material wiederholt fein abgeschliffen,
ehe ein neuer Lacküberzug gemacht wird. Die Japaner besitzen dazu eine ganz vorzügliche Lacksorte (aus Rhus vernicifera),
die sie durch feinstes Papier filtrieren, um einen erdenklich feinsten Überzug zu bewirken. Dasselbe geschieht in Europa
bei der Dosen- und der feinen Papier-maché-Fabrikation, doch stehen diese den japanischen in der Lackierung
bedeutend zurück.
Ebenso erreicht das europäische Papier bei weitem nicht das in Japan zu diesem Zwecke verwendete. Für die eigentlich europäische
Papier-maché-Fabrikation wird für die feinen Sorten, wie Dosen, nur Papiermakulatur, ohne weiteren Zusatz, benutzt,
indem die Makulatur maschiert, d. i. gekaut, also in Fasermasse zerdrückt wird, wobei man zur schnelleren
Zerteilung Wärme, d. h. kochendes Wasser, anwendet. Die breiige Masse wird, je nach der anzufertigenden
Qualität, mit mehr oder weniger Thon oder Gips vermischt, wovon zumal die Puppenköpfe, wilden Tiere und andre Kinderspielzeuge
ein mehr oder weniger abschreckendes Beispiel liefern.
Die aus der Form kommenden Gegenstände werden mit Öl- oder Leimfarben grundiert und dann bemalt. Bei den kleinen Menagerien
besserer Art findet eine Nachahmung der Behaarung dadurch statt, daß feine Scherwolle, in Farbe des betreffenden Tieres,
nach erfolgtem Leimüberzug leicht aufgetragen wird. Die Formen, mit denen die Papier-maché-Artikel hergestellt
werden, bestehen bei feineren Sorten aus Metall, sonst aber aus feinen harten Hölzern. Die einzelnen, in Europa seit Martin
in Paris (1740) in Anwendung gekommenen, Verfahren der Papier-maché-Fabrikation zu beschreiben, liegt außer dem Rahmen dieses
Werkes. Im allgemeinen weichen sie wenig von dem Mitgeteilten ab und sind meist nur durch die äußere
Ausstattung bedingt.
Die Hauptsitze dieses Industriezweiges befinden sich in Deutschland (Nürnberg und Thüringen), in Österreich, Frankreich
und England. Der Export Deutschlands ist sehr bedeutend, zumal nach Amerika und dem Orient. Als neue Artikel dieser Branche
sind die Eisenbahnräder, Fässer, Wassereimer, Waschbecken, Körbe und Teller noch zu erwähnen, welche
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Deutschland eine außerordentlich wachsende Verbreitung finden. Ein hauptsächliches
Rohmaterial dafür ist der Holzstoff und die Holzzellulose (Lignose). Man macht auch diese Gegenstände durch chemische Zusätze
unverbrennlich. - Zoll:Papiermachémasse gem. Tarif im Anh. Nr. 27 b;
lackierte Tafeln von Papiermachémasse, sowie lackierte wie unlackierte Waren aus P. Nr. 27 f 2. Dergleichen
in Verbindung mit andern Materialien Nr. 27 f 3.
(spr. -pĭehmascheh, vom frz. papier,d. i. Papier, und mâché, eigentlich gekaut,
zermalmt), eine bildsame, durch Austrocknen erhärtende Masse, welche gewöhnlich aus einem von altem Papier durch Kochen mit
Wasser, Zerstampfen oder Zermahlen und Auspressen sowie Zusatz von Leimlösung, Gummi oder Stärke,
[* 13] von Gips, Kreide, Schwerspat
oder Thon gebildeten Teig besteht, der in geölte Formen gepreßt und bei höherer Temperatur getrocknet wird.
Das Material dient besonders zur Herstellung von Puppen, Tierfiguren und anderweitem Spielzeug.
Bessere Sorten stellt man her, indem man eine größere Anzahl Papierbogen über Holzformen klebt, trocknet, dann abdreht
und anstreicht oder lackiert. Eine Art Papiermaché, welche durch Einkneten von Leinöl oder Leinölfirnis in die
schon vollständig angemengte Masse große Widerstandsfähigkeit gegen Nässe erlangt hat, wird Steinpappe
oder Carton-pierre genannt und als Deckendekoration verwendet. Papierhüte werden durch Pressen einer nassen Schicht Papiermaché in Formen
hergestellt. Nach dem Trocknen werden die Hüte, um sie wasserdicht zu machen, mit Leinöl getränkt, getrocknet und mit einem
beliebig gefärbten Lack bestrichen.