Papageien
(Psittaci, hierzu Tafeln »Papageien I und II«),
Ordnung der Vögel, kräftig gebaute Klettervögel mit großem Kopf, kurzem und hohem, im Halbkreis gebogenem und gezahntem Oberschnabel, welcher an seiner Wurzel mit einer Wachshaut bedeckt ist und mit langer, hakenförmiger Spitze den breit abgestutzten Unterschnabel überragt, kurzer, fleischiger Zunge, bis zur Ferse befiederten Schienen, kurzen Läufen und paarzehigen Füßen, welche handartig zum Ergreifen der Nahrung benutzt werden und mit kräftigen, stark gekrümmten, spitzigen Krallen an den Zehen bewaffnet sind. Das lebhaft gefärbte, vorherrschend grüne, oft sehr bunte Gefieder ist mit einer verhältnismäßig geringen Zahl großer, zerstreut stehender Konturfedern ausgestattet, zwischen denen sich häufig dichte, oft lebhaft gefärbte Daunen finden. Die Flügel sind mittelgroß und kräftig.
Die Papageien fliegen teilweise sehr geschickt und schnell, teilweise aber langsam und schwerfällig; sie klettern mit Beihilfe ihres ungemein beweglichen Schnabels ebenso sicher wie behend von Zweig zu Zweig, gehen auf dem Boden teilweise unbeholfen, während manche Arten sehr schnell und geschickt laufen. Ihre Sinnesorgane sind gut entwickelt, auch besitzen sie ein treffliches Gedächtnis, sind gelehrig und leicht zähmbar; ihre geistigen Eigenschaften werden von manchen Forschern sehr hoch geschätzt und in gewissem Sinn
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mit denen der Affen verglichen. Ihre Stimme ist höchst bildsam und zur Nachahmung der verschiedenartigsten Laute, namentlich auch der menschlichen Stimme und der Gesänge andrer Vögel, befähigt. Sie leben meist gesellig in bewaldeten Ebenen, kommen aber auch an der Küste, im Gebirge (in den Andes bis 3500 m ü. M.), in völlig baumlosen Gegenden vor und unternehmen zur Zeit der Reife gewisser Baumfrüchte, der Ernte und der Samenzeit mancher Grasarten große und regelmäßige Wanderungen.
Sie nähren sich von den verschiedensten Pflanzenstoffen, einige vom Nektar der Blüten, und nehmen nebenbei oft auch tierische Nahrung. Sie leben in, wie es scheint, auf Lebenszeit geschlossener Ehe, nisten oft in Scharen vereinigt in Baumlöchern, Höhlungen, Felsenspalten, Mauerlöchern oder auf der Erde, legen 2-10 glatte, weiße, rundliche Eier, und die großen Arten brüten nur einmal im Jahr. In der Regel brüten beide Eltern und zwar bei den kleinern Arten 16-18, bei den großen bis 25 Tage.
Sie sind vorwiegend auf die Tropen beschränkt; nur einige Formen kommen nördlich, mehrere südlich von den Wendekreise vor. In Amerika gehen sie bis 43° nördl. Br. und 53° südl. Br., auf den Inseln der Südsee bis 59°; auch in Asien kommen einige Arten im gemäßigten Gürtel vor. Von den etwa 400 Arten gehören über 140 Amerika an; nächstdem sind sie auf den Molukken und in Australien am zahlreichsten; weniger Formen finden sich in Polynesien und Asien mit den Sundainseln.
Ebenso arm ist Afrika, wo sie in noch engern Grenzen zu beiden Seiten des Äquators vorkommen. In Europa sind sie nicht vertreten. Fossil sind nur einzelne Reste in südamerikanischen Knochenhöhlen und eine Art im Diluvium von Mauritius gefunden worden; zwei Arten von der Philipps- und Norfolkinsel sind in neuerer Zeit ausgestorben. Die Papageien liefern den Eingebornen Schmuckfedern und werden auch vielfach gegessen. Überall im angebauten Land sind sie schädlich; bei ihrem massenhaften Auftreten können sie den Baum- und Feldfrüchten sehr verderblich werden, und werden daher mit dem größten Eifer verfolgt.
Trotz ihrer Schlauheit und ihres Mißtrauens gelingt es bei ihrer großen Anhänglichkeit aneinander doch leicht, sich ihrer zu bemächtigen, und so werden sie oft zu Tausenden gemordet. Die Bewohner der wärmern Waldgegenden brachten den Inkas die Federn der Araras als Frongabe, und diese Federn und die Koka veranlaßten das Vordringen der Bevölkerung in die Wälder. Inder und Peruaner zähmten Papageien seit alten Zeiten und zollten ihnen sogar göttliche Verehrung. Schon unter Alexander d. Gr. sollen lebende Sittiche nach Europa gebracht worden sein.
Plinius erwähnt bereits die Fähigkeit des Halsbandpapageis, Worte nachzusprechen. Seitdem wurden die Papageien sehr beliebt und Gegenstand des Luxus, so daß ein sprechender Papagei oft mehr galt als ein Sklave. Heliogabal setzte seinen Gästen ein Gericht aus Papageiköpfen vor. Um die Zeit der Kreuzzüge kamen Papageien auch nach Deutschland. In Amerika gehören Papageien zu den Ansiedelungen der Eingebornen in den Wäldern wie die Hühner zu unsern Bauernhöfen; man zähmt sie überraschend schnell, und häufig fliegen sie am Tag in den Wald, um abends zur Hütte ihres Pflegers heimzukehren.
Später wurden in schneller Folge immer mehr Arten entdeckt und importiert, und in der neuesten Zeit hat der durch die Verbesserung der Verkehrsmittel sehr stark gesunkene Preis der Papageien manche Arten zu den beliebtesten Käfigvögeln gemacht. Sie eignen sich dazu auch vortrefflich, wenngleich einige durch ihre Zerstörungslust oder die rauhe, durchdringende Stimme lästig werden können. Die meisten Papageien sind anspruchslos und leicht zu erhalten; manche erreichen sogar ein sehr hohes Alter, andre sind hinfällig und erliegen allerlei Krankheiten. Einzelne Arten wurden mit Erfolg bei uns gezüchtet, und in England hat man versucht, sie in Wäldern und Parken zu akklimatisieren. Mehrere Arten hielten bei 6-7° unter Null gut aus, auch haben einige wiederholt genistet und Junge aufgebracht.
Die Kakadus (Cacatuidae, Plictolophidae), mit meist breitem Schwanz, der kürzer oder so lang wie der Oberflügel ist, und meist mit Federbusch auf dem Kopf, bewohnen Australien, Neuguinea und die Indischen Inseln von Timor und Flores bis zu den Salomoninseln und von Tasmania bis zu den Philippinen. Sie leben vorzugsweise in lichten Buschhölzern, fallen oft in großen Scharen in die Pflanzungen ein, nähren sich von Früchten, Samen, Knollen, Zwiebeln, fliegen ausgezeichnet, graben und wühlen mit ihrem Schnabel im Boden, nisten gesellig in Baum- oder Felslöchern und legen 2-3 Eier.
Nicht selten paaren sich verschiedenartige Kakadus. Wegen des Schadens, den sie anrichten, werden sie eifrig verfolgt; das Fleisch ist genießbar. Sie stehen an Begabung den Grau- und Grünpapageien nicht nach, lernen sprechen und zeigen sich sehr anhänglich und zärtlich. Das Wort Kakadu (Kakatua, malaiisch, »alter Vater«),
welches fast alle Arten aussprechen, ist angelernt; von ungezähmten Vögeln hört man es nie. Man kennt 6 Gattungen mit 35 Arten. Der Inka-Kakadu (Leadbeater-Kakadu, Plictolophus Leadbeateri Vig., s. Tafel I) ist mittelgroß, mit sehr kräftigem Schnabel, dessen Oberschnabel stark im Bogen und mit der Spitze nach innen gekrümmt, vor der Spitze mit einer tiefen, gerundeten Ausbuchtung versehen ist, sehr starkem, kurzem Fuß, langen, spitzigen Flügeln mit meist wenig hervorragender Spitze und mäßig breitem, am Ende geradem Schnabel, ist weiß, am Vorderkopf, Halsseiten, Mitte und Unterseite der Flügel und an der Bauchmitte rosenrot, unter den Flügeln lachsrot, mit an der Wurzel zinnoberroten, in der Mitte hochgelben, am Ende weißen, vorn von weißen Federn halb bedeckten Haubenfedern; das Auge ist hellbraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß dunkelbraun. Er ist in Australien weit verbreitet und im Süden und Westen, besonders in den Eukalyptuswäldern, häufig; er eignet sich vortrefflich für die Gefangenschaft.
Die Nymphe (Corella, Callipsittacus Novae Hollandiae Gray), von der Größe einer Drossel, mit schwächerm Schnabel, sehr langen, spitzigen Flügeln und langem, keilförmigem Schwanz, in welchem die beiden mittelsten Federn die übrigen ansehnlich überragen, ist dunkel olivengraubraun, unterseits grau, am Kopf und an der Haube gelblich, mit safranrotem Ohrfleck, weißen Flügeldecken, dunkelbraunem Auge, grauschwärzlichem Schnabel und graubraunem Fuß; beim Weibchen ist Kopf und Haube schmutzig graugelb und der Ohrfleck strohgelb.
Sie findet sich sehr verbreitet in Australien, fliegt leicht und ausdauernd, nistet in Waldungen längs der Flüsse und legt 5-6 Eier. Sie wird ihres Fleisches halber eifrig gejagt und eignet sich für den Käfig in besonderm Grad; sie ist anspruchslos, hart, wird sehr zahm, pflanzt sich leicht in der Gefangenschaft fort und lernt ein Lied pfeifen. Von andern Kakadus findet man im europäischen Handel am häufigsten den kleinen, weißen Gelbwangenkakadu (Plictolophus sulfureus Gmel.), mit einem großen gelben Fleck in der Ohrgegend und gelben
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Haubenfedern, von Celebes, Flores und Lombok, und den Rosenkakadu (Papageien roseicapillus Viell.), der kaum mittelgroß, oberseits aschgrau, an Oberkopf und Haube blaß rosenrot, an Kopfseiten, Hals und an der Unterseite purpurrosenfarben ist und dem Innern Australiens angehört. - Die Grassittiche (Breitschwänze, Plattschweifsittiche, Platycercidae), Vögel von Drossel- bis Elstergröße, mit kurzem, kräftigem, oben, seitlich und aus der Firste abgerundetem und vor der stark übergebogenen, aber meist sehr kurzen Spitze mit einem stumpfen Zahnausschnitt versehenem Schnabel, langen, spitzigen Flügeln mit langer Flügelspitze und oft sehr langem, breitem, stufenförmigem Schwanz, sind sehr bunt gefärbt und bilden die Mehrzahl der australischen Papageien, finden sich auf den östlichen Molukken, Neuguinea, Australien, Tasmania, Neukaledonien, Neuseeland und einigen andern Inseln u. Inselgruppen der Südsee, überall, wo Edelsittiche nicht vorkommen.
Sie sind hauptsächlich auf die grasreichen Ebenen angewiesen, fliegen vortrefflich, laufen auch behend, haben eine verhältnismäßig schwache, nicht kreischende Stimme, leben meist in kleinen Trupps, nach der Brutzeit auch in größern Schwärmen, welche weit herumschweifen, und brüten in Baumhöhlen. Man kennt 11 Gattungen mit nahezu 60 Arten. Seit etwa 15 Jahren kommen mehrere Arten, mit am häufigsten die Rosella (Platycercus eximius Shaw) aus Neusüdwales und Tasmania, nach Europa; sie sind aber in der Gefangenschaft etwas schwierig zu erhalten.
Die Familie der Loris (Pinselzungen, Trichoglossidae), durch die pinselförmige, mit Papillen besetzte Zunge charakterisiert und 6 Gattungen mit etwa 60 Arten umfassend, ist über Australien und die zugehörigen Inseln, den Indischen Archipel mit Ausschluß der Sundainseln und Polynesien verbreitet. Die Breitschwanzloris (Domicella Wagl.) sind klein oder mittelgroß, etwas schlank gebaut, mit meist kräftigem, ebenso hohem wie langem, seitlich zusammengedrücktem Schnabel mit abgerundete Firste, stark herabgebogener, überhängender Spitze des Oberschnabels, welcher vor der Spitze sanft ausgebuchtet ist, langen, spitzen Flügeln und einem verhältnismäßig kurzen, abgerundeten Schwanz; das Gefieder ist vorherrschend prächtig rot mit blauer Zeichnung, ausnahmsweise einfarbig schwarz oder blau.
Sie sind über Polynesien und die Papualänder verbreitet, leben in kleinen Trupps in den Wäldern, nähren sich von Früchten und Blütensaft, nisten in Baumhöhlen und werden wegen ihrer Schönheit von den Eingebornen in Gefangenschaft gehalten und als Tauschgegenstände von einer Insel zur andern verführt. Sie kamen bis jetzt noch wenig nach Europa und fordern sehr sorgfältige Behandlung. Der Erzlori (schwarzköpfiger Frauenlori, D. atricapilla Wagl.), scharlachrot, Stirn und Schulter schwarz, gegen den Hinterkopf zu dunkelviolett, auf dem Kropf gelb, Flügelbug blau und weiß, Flügel dunkel grasgrün, Schwanz karminrot; das Auge ist braun, ein schmaler Ring um den Stern gelb, Schnabel orange, Fuß grauschwarz. Er bewohnt Ceram und Amboina, lebt auch in der Nähe menschlicher Wohnungen, wird wegen seiner Gelehrigkeit in Amboina allgemein in der Gefangenschaft gehalten und kommt auch häufig nach Europa.
Die Keilschwanzloris (Trichoglossus Vig. et Horsf.) sind klein oder mittelgroß, schlank, mit mittellangem, zusammengedrücktem, auf der Firste kantigem Schnabel, dessen verschmähte, dünne, stark herabgebogene, überhängende Spitze sanft ausgebuchtet ist, langen, spitzigen Flügeln und keilförmigem Schwanz. In dem prächtigen Gefieder herrscht oberseits Grün, auf der Brust Rot vor. Sie haben etwa dasselbe Verbreitungsgebiet wie die vorigen, finden sich aber noch weiter westlich; sie leben außerordentlich gesellig, oft in unzählbaren Scharen, selbst verschiedene Arten innig miteinander vereint, nähren sich zur Zeit der Eukalyptusblüte wohl ausschließlich von deren Nektar, sonst wohl von Sämereien, sind der Nahrung halber zu weiten Wanderungen genötigt, fliegen und klettern ungemein geschickt und besitzen eine gellende, wenig biegsame Stimme.
Sie sollen gesellig brüten und 2-4, auch mehr Eier legen. Ihr Fleisch ist ungenießbar. Im Käfig halten sie sich nicht gut, fordern jedenfalls sehr sorgfältige Pflege. Der Pflaumenkopf (T. Novae Hollandiae Gm.) ist von mittlerer Größe, an Kopf, Backen und Kehle pflaumenblau, am Hinterhals, Rücken, Bürzel, an den Flügeln und dem Schwanz dunkel grasgrün, im Nacken mit gelbgrünem Band, an der Brust zinnoberrot, an der Brustseite hochgelb und am Bauch dunkelblau; das Auge ist orangerot, der Schnabel rot, Wachshaut und Fuß braun. Er findet sich in ganz Australien und Tasmania und gelangt nicht selten nach Europa, ist auch in der Gefangenschaft längere Zeit zu erhalten.
Die Familie der Aras oder Kegelschwänze (Sittiche, Conuridae, Sittacinae) umfaßt mehr als die Hälfte aller bekannten Papageien, fehlt nur in Europa und ist am zahlreichsten in Amerika und Australien vertreten; die Sittiche sind meist Baumvögel. Die Araras (Aras, Sittace Finsch, s. Tafel II), Charaktervögel Süd- und Mittelamerikas, unter ihnen die größten Papageien mit enorm großem, seitlich zusammengedrücktem, sehr langhakigem Schnabel, meist nacktem Zügel und Augenkreis, langen, spitzen Flügeln und sehr langem, spitzigem, stufig verkürztem Schwanz, sind fast ausnahmslos lebhaft grün, rot oder blau, meist bunt gefärbt, finden sich in Südbrasilien und Paraguay bis Nordmexiko, leben paarweise oder einzeln im Urwald und ziehen sich vor den Ansiedlern immer weiter zurück.
Sie sind ruhig, ernst, fliegen meist gut, haben eine rauhe Stimme, brüten in Baumlöchern und legen 2 Eier. Sie werden wegen des Schadens, welchen sie in Pflanzungen anrichten, ihres kräftigen Fleisches und der schönen Federn halber gejagt, aber auch von den Eingebornen gezähmt und lernen sprechen, wenngleich schwerer als andre Papageien. Sie werden zahm, machen aber von ihrem furchtbaren Schnabel bisweilen sehr unerwünschten Gebrauch. Der Makao (Arakanga, S. macao L.), 86 cm lang, scharlachrot, auf dem Rücken und Bürzel, an den Schwingen und Schwanzdeckfedern blau, an den größten Flügeldeckfedern und den langen Schulterfedern gelb und grün, an den mittlern Schwanzfedern rot, am Ende blau, an den beiden äußersten dunkelblau.
Das Auge ist gelblichweiß, die nackte Wange bräunlich fleischfarben, der Oberschnabel hornweiß, der Unterschnabel schwarz, der Fuß grauschwarz. Er bewohnt den Norden Südamerikas bis Guatemala und Honduras und lebt besonders in den Uferwäldern. Die Keilschwanzsittiche (Perüschen, Perikiten, Conurus Finsch), gestreckt erscheinende Vögel von Drossel- bis Dohlengröße mit einem Schnabel, der so lang wie hoch und auf der Firste stumpf abgesetzt ist, langen, spitzen Flügeln und meist nur mittellangem, keilförmig abgestuftem Schwanz. Das Gefieder ist vorherrschend grün, mannigfach bunt gezeichnet und läßt nur einen deutlichen Kreis um das Auge frei. Keilschwanzsittiche finden sich in ganz Südamerika, eine Art auch in Nordamerika, leben in starken
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Flügen in Wäldern, auch an den Küsten, nisten in Baumlöchern und legen 2 Eier. Von einzelnen Arten findet man ganze Flüge gezähmter Tiere in den Niederlassungen der Indianer. Mehrere Arten kommen auch nach Europa. Der Carolinasittich (C. carolinensis L.), 32 cm lang, dunkelgrün, am Kopf, Schultern und Schwingen rötlichorange, im Nacken goldgelb. Die großen Flügeldeckfedern sind olivengrün mit gelblicher Spitze, die Schwingen dunkel grasgrün, innen tief purpurschwarz, die Schwanzfedern dunkelgrün, in der Nähe des Schafts blau, innen dunkel graugelb gesäumt, außen schwärzlich; das Auge ist graubraun, der Schnabel weißlich, der Fuß gelblich. Er fand sich früher bis 42° nördl. Br. in Amerika, ist gegenwärtig aber durch rücksichtslose Verfolgung sehr stark zurückgedrängt; er ist sehr gesellig und anhänglich, fliegt nach Art der Tauben in geschlossenen Schwärmen, herbergt gesellig in großen Baumhöhlen, in welchen er sich an den Seitenwänden anhängt, wird auf Feldern und in Gärten sehr schädlich und legt in Baumhöhlen 2 Eier.
In der Gefangenschaft bleibt er mißtrauisch und vorsichtig. Die Edelsittiche (Palaeornis Vig.), mittelgroße Papageien mit kräftigem Schnabel, der so lang wie hoch ist, dessen Oberschnabel in der Wurzelhälfte kantig abgesetzt, mit der Spitze stark abwärts gekrümmt und vor derselben schwach gekerbt ist, langen, spitzigen Flügeln und langem, keilförmigem, stark abgestuftem Schwanz, dessen beide mittlere Federn stark verlängert sind. Sie bewohnen Südasien vom Indus bis Südchina und von Kaschmir bis zu den Sundainseln sowie Afrika zwischen 6 und 17° nördl. Br. Der Halsbandsittich (Papageien torquatus Bodd.), 35-40 cm, grasgrün, an den Halsseiten und der Wangengegend bläulich mit schwarzem Kehlstreifen und rosenrotem Bande; die beiden mittelsten und die Spitzen der übrigen Schwanzfedern sind blau, das Auge gelblichweiß, der Augenring rot, der Schnabel rot, der Fuß grau. Er findet sich in Asien und Afrika und kam durch Alexander d. Gr. nach Griechenland, und die Römer fanden ihn bei Tergedum am mittlern Nil. Er lebt in Asien in Gärten und Baumpflanzungen und in Städten wie bei uns die Dohlen, richtet in Gärten und aus Feldern Schaden an und nistet in Gebäuden; in Afrika ist er Waldvogel.
Das Gelege besteht aus 3-4 Eiern. Die nach Europa kommenden Vögel stammen vom Senegal, sie werden sehr zahm und liebenswürdig, lernen auch sprechen. Die Dickschnabelsittiche (Bolborhynchus Bp.), kleine Vögel mit sehr kräftigem, dickem, kurzem, stark abgerundetem, auch seitlich erweitertem Oberschnabel mit kurzer, breiter, stumpfer Spitze und seichtem Zahnausschnitt, langen Fittichen und keilförmig abgestutztem Schwanz, finden sich im westlichen, südlichen und mittlern Südamerika.
Der Mönchssittich (B. monachus Bodd.), 27 cm lang, grasgrün, auf dem Mantel blaß olivenbräunlich, Kopf, Hals und Brust hellgrau, am Kropf bräunlich mit hellen Wellenlinien, an Unterbrust und Bauch hellgrau, an Unterbauch gelbgrün, Schwingen indigoblau, Schwanzfedern grün; das Auge ist braun, der Schnabel bräunlich, der Fuß grau. Er findet sich von Südbrasilien bis über die La Plata-Staaten hinaus, ist in Paraguay sehr gemein, zieht in Schwärmen umher, plündert Mais- und Getreidefelder und wird daher eifrig verfolgt. Er baut oft gesellig aus Reisern große, frei stehende, oben bedeckte Nester auf Bäumen, und bisweilen wird ein sehr großes Nest mit mehreren Eingängen von mehreren Pärchen benutzt. Er eignet sich gut für die Gefangenschaft und pflanzt sich auch im Käfig fort.
Zur Gattung Singsittich (Melopsittacus Gould) gehört der Wellenpapagei (M. undulatus Gould), welcher 20-22 cm lang wird und sehr gestreckt erscheint; der Schnabel ist höher als lang, seitlich und auf der Rückenfläche abgerundet, der Oberschnabel fast senkrecht herabgebogen und in eine weit überhängende Spitze ausgezogen, vor derselben tief ausgebuchtet. Der Fittich ist lang und spitzig, der Schwanz stufig. Das Gefieder ist am Hinterkopf, Nacken, Oberrücken, an der Schulter und an den Flügeldecken grüngelb, jede Feder an der Spitze schwärzlichbraun, Hinterrücken, Bürzel und Unterseite grün, am Vorderkopf, Scheitel und an der Gurgel gelb, seitlich mit je vier blauen Flecken, die Schwingen sind düster grün, außen schmal gelb gesäumt, die Schwanzfedern grünblau mit gelbem Mittelfleck, die beiden mittlern Schwanzfedern dunkelblau; das Auge ist blaßgelb, der Schnabel horngelb, der Fuß bläulichgrau.
Die Wachshaut ist beim Männchen hochblau, beim Weibchen graugrün. Er bewohnt das ganze Festland Australiens, hauptsächlich die Grasebenen des Innern, unternimmt förmliche Wanderungen je nach der Reife der Samen, erscheint in großen Schwärmen, brütet gesellig in Eukalypten und legt 4-6 Eier. Er fliegt höchst geschickt und besitzt einen ansprechenden, wenn auch nicht reichhaltigen Gesang. Seit Anfang der 50er Jahre kommt der Wellenpapagei nach Europa und ist seitdem einer der beliebtesten Stubenvögel geworden. Er ist ziemlich dauerhaft, von höchst anmutigem Wesen, lebhaft, liebenswürdig und verträglich.
Kein Papagei eignet sich als Zimmervogel so gut wie dieser, und es werden daher auch jährlich Tausende eingeführt, und trotzdem finden auch die in Europa gezüchteten Vögel stets schnellen Absatz. Der Wellenpapagei pflanzt sich im Käfig, besonders im Flugbauer, bei richtiger Behandlung sehr leicht fort, und die Zucht desselben kann recht erträglich werden.
Vgl. Göller, Des Wellensittichs Zucht und Pflege (Weim. 1876);
Ruß, Der Wellensittich (Hannov. 1880).
Die Familie der Kurzschwanzpapageien (Psittacidae) besteht größtenteils aus Amerikanern und umfaßt fast alle afrikanischen Papageien, 12 Gattungen mit nahezu 90 Arten. Der Schwanz ist mittellang, abgestutzt oder abgerundet. Der Jako (Psittacus erithacus L.), ca. 30 cm lang, 65 cm breit, mit kräftigem, auf der Firste abgerundetem Schnabel, langen Flügeln mit wohl entwickelter Flügelspitze, mittellangem, fast gerade abgeschnittenem Schwanz, aschgrauem Gefieder, nur am Schwanz rot gefärbt, mit gelber, bei jungen Vögeln aschgrauer Iris, schwarzem Schnabel, weißlicher, nackter Gesichtshaut und grauen Füßen, bewohnt Westafrika von Senegambien bis Benguela, östlich bis zum Tsadsee, den westlichen Quellflüssen des Nils und dem Nyanzasee und wurde auf den Maskarenen eingebürgert. Er lebt gesellig, oft in großen Scharen, fliegt schlecht, ist sehr schreckhaft, nistet im Dickicht der Wälder in Baumlöchern, legt 4-5 Eier und verteidigt die Jungen sehr mutig.
Die roten Federn dienen den Eingebornen zu kriegerischem Kopfputz; überall, wo er vorkommt, wird er aber auch in der Gefangenschaft gehalten und zum Sprechen abgerichtet. Die für die Ausfuhr bestimmten Vögel werden aus den Nestern genommen und laufen bis zum Transport mit beschnittenen Flügeln frei umher. Nach der Ankunft in Europa sterben sehr viele der importierten Vögel infolge der unrationellen Behandlung auf den Schiffen. Wegen seiner Sanftmut, Gelehrigkeit und Anhänglichkeit ist der Jako einer der beliebtesten Stubenvögel. Er kann sehr alt werden. Sein Fleisch ist genießbar. Die
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Amazonenpapageien (Grün-, Kurzflügelpapageien, Chrysotis Swains.) sind gedrungen gebaut, mit sehr kräftigem, mäßig gewölbtem Schnabel, nach hinten zu kantig abgesetzter Firste, mäßig langen Flügeln mit wenig oder kaum vorragender Spitze und kurzem, breitem, abgerundetem Schwanz. Das Gefieder ist vorherrschend grün; Kopf und Flügelbug sind meist gelb, ein Spiegel auf den Flügeln meist rot. Sie finden sich von den La Plata-Staaten bis Südmexiko und in Westindien, besonders in den Uferländern des Amazonenstroms, sind echte Waldvögel, fliegen schwerfällig, schreien unaufhörlich und laut und nähren sich von Früchten.
Sie sind vortreffliche und sehr gelehrige Käfigvögel und werden auch des wohlschmeckenden Fleisches halber viel gejagt. Der Amazonenpapagei (C. amazonica L.), 35 cm lang, 56 cm breit, dunkel grasgrün, unterseits kaum heller, an der Stirn lilablau, an Kopf und Backen hochgelb, am Flügelbug rot; die seitlichen Schwanzfedern sind innen blutrot, das Auge ist rot, der Schnabel gelb, an der Spitze dunkelbraun, der Fuß bräunlich. Er ist in Südamerika sehr gemein, namentlich in Mittel- und Nordbrasilien, Venezuela, Bogotá, Ecuador. Im Handel finden sich besonders der kleine Gelbkopf (C. ochroptera Gml.), der doppelte Gelbkopf (C. Levaillanti Gray) und die Rotbugamazone (C. aestiva Lath.). Die Zwergpapageien (Psittacula Kuhl) haben etwa die Größe eines Stars oder Sperlings, sind sehr gedrungen gebaut, mit sehr kräftigem, hohem, zuweilen auffallend dickem, seitlich abgerundetem, langhakigem Schnabel, langen, spitzen Flügeln und kurzem, sanft abgerundetem oder fast geraden Schwanz.
Das Gefieder ist vorherrschend glänzend grün, mit sanfterm oder grellerm Rot am Kopf, lebhaftem Blau auf dem Bürzel und schönfarbiger Fleckenzeichnung auf dem Schwanz. Sie finden sich in Asien, Afrika, Amerika und Australien, bevölkern oft in Scharen den Wald und die buschreiche Steppe, richten oft in Getreidefeldern großen Schaden an und stehen hinsichtlich ihrer Begabung hinter den meisten größern Papageien entschieden zurück. Hierher gehört der Unzertrennliche (Inséparable, Papageien pullaria L.), welcher mittelgroß, lebhaft grasgrün, am Vorderkopf, Backen und Kinn zinnoberrot, am Bürzel himmelblau, auf dem Schwanz mit schwarzer Querbinde gezeichnet ist. Er bewohnt West- und Innerafrika und kommt häufig zu uns.
Das Pärchen gibt ein anmutiges Bild vollkommener Harmonie und wild deshalb gern im Käfig gehalten; er ist aber etwas hinfällig, und wenn einer den schädlichen Einflüssen erliegt, so folgt der andre (man sagt oft, aus Gram) gewöhnlich bald nach. Der Rosenpapagei (Papageien roseicollis Viell.), in Süd- und Westafrika, brütet in den Nestern des Siedelsperlings und des Mahaliwebers und trägt Baumaterial zum Nest, indem er abgeschleißte Splitter zwischen den Bürzelfedern befestigt.
Die Zierpapageien (Coryllis Finsch) sind meist noch kleiner als die Zwergpapageien, mit sehr schwachem, seitlich zusammengedrücktem, in eine lange, sanft gekrümmte, dünne Spitze auslaufendem Schnabel, langen Flügeln mit weit vorragender Flügelspitze u. kurzem, etwas abgerundetem Schwanz, sind lebhaft grün mit roten, gelben oder blauen Flecken auf Oberkopf und Kehle und stets rotem Bürzel, leben in dem Gebiet von Ceylon bis Malabar und von der Halbinsel Malakka bis Flores.
Das Blaukrönchen (C. galgulus L.), mit ultramarinblauem Fleck auf dem Scheitel, findet sich auf Borneo, Sumatra, Bangka und Malakka und ist dadurch merkwürdig, daß es ruhend mit den Füßen sich anklammert und Leib und Kopf gerade herabhängen läßt (daher Fledermauspapagei). Wegen seiner Schönheit tritt der Papagei in der indischen Mythologie zu vielen Göttern in nahe Beziehung, namentlich reitet Kama, der Gott der Liebe, auf einem Papagei. Daher erscheint auch der Papagei häufig in Liebesgeschichten, wie in dem »Papageienbuch«, von welchem das »Tutinâme« eine persische Version ist. In der christlichen Symbolik bedeutet der Papagei die unbefleckte Empfängnis und findet sich daher auf ältern Bildern der heiligen Familie.
Vgl. Levaillant, Histoire naturelle des oiseaux des perroquets (Par. 1801-1805, 2 Bde.);
Wagler, Monographia psittacorum (Münch. 1835);
Finsch, Die Papageien (Leid. 1867-69, 2 Bde.);
Ruß, Die Papageien (Bd. 3 von »Die fremdländischen Stubenvögel«, Hannov. 1880).