Pantomīmus
(griech., »alles nachahmend«),
die bei den
Römern übliche
Darstellung einer dramatischen
Handlung durch bloßen
Tanz und rhythmische
Gestikulation.
Sie wurzelte in der Vortragsweise des alten
Canticum (s. d.), wurde unter
Augustus durch
Pylades und
Bathyllos zur selbständigen
Kunstgattung erhoben und blieb bis in die späteste Kaiserzeit beliebt.
Nero war ein so großer
Freund
dieser Kunstübungen, daß er sich nicht scheute, selbst als Pantomimus
(denn auch der
Spieler selbst wurde so genannt) öffentlich
aufzutreten. Es gab komische und tragische
Pantomimen, doch war die letztere
Gattung auf der
Bühne der Kaiserzeit durchaus
vorherrschend.
Die dargestellte Handlungen waren meist mythologisch-erotischer Art und wurden von einem einzigen Spieler dargestellt, der also immer mehrere Rollen, [* 2] männliche wie weibliche, nacheinander zu geben hatte, während ein Chor unter Begleitung von Flöten und andern Instrumenten das entsprechende Lied dazu sang. Erst in der spätesten Kaiserzeit traten auch Frauen im P. auf. Ganz auf sinnlichen Reiz berechnet, ging die Darstellung bei schlüpfrigen Gegenständen über alle Grenzen [* 3] des Anstandes hinaus.
Der Pantomimus
war vorzugsweise bei den höhern
Ständen beliebt, während der großen
Menge der
Mimus (s.
Mimen) mit seinen
Possen mehr
zusagte. Über das eigentliche dramatische
Ballett der Kaiserzeit s. Pyrriche ^[richtig:
Pyrrhiche]. Aus dem römischen Pantomimus
entwickelte
sich später das improvisierte pantomimische Possenspiel der
Italiener mit stehenden
Masken,
[* 4] das auch in
andern
Ländern Eingang fand. In
Deutschland
[* 5] ist seit dem 18. Jahrh. der
Ausdruck
Pantomime (nach dem
Französischen als
Femininum)
im
Gebrauch für
Gebärdenspiel,
Gebärdensprache;
Pantomimik, s. v. w.
Kunst des
Gebärdenspiels. Eine künstlerische
Entwickelung
fand die
Pantomime in der Neuzeit hauptsächlich im
Ballett (s. d.); auch finden sich einzelne in dramatische
Stücke verwebte, durchweg pantomimische
Rollen, z. B. in der
»Stummen von
Portici«.